Die Junge Union ist nach ihrem Selbstverständnis diejenige Jugendorganisation der Parteien, bei der es die hübschesten Mädchen und die besten Partys gibt. Die Jusos und die Grüne Jugend seien doch sehr verspannt angesichts all des Unglücks dieser Welt. Die JU feiert trotzdem weiter, so war das schon immer. Was der konservative Nachwuchs des Kreisverbandes Duisburg nun auf die Beine gestellt hat, sprengt aber den sonst üblichen Rahmen. Es geht um Besäufnisse, demolierte Hotelzimmer und Körperverletzung. Es klingt nicht sehr bürgerlich, eher so, als seien die Sex Pistols wieder auf Tournee.
Anfang Oktober machte sich eine kleine Reisegruppe der JU Duisburg auf den Weg nach Berlin. Diese "Bildungsfahrt" wurde durch öffentliche Mittel unterstützt. Auf dem Programm standen unter anderem die Besichtigung des Holocaust-Mahnmals und der Besuch einer Ausstellung.
Letztlich wurde fast nur getrunken, wie zwei junge Teilnehmerinnen danach berichteten. Sie hatten sich abends im Hotelzimmer vor dem betrunkenen Rest der Gruppe verschanzt. Dort sei randaliert worden, eine Tür wurde eingetreten, die Polizei erschien. Die Rückfahrt haben die beiden Mädchen mit dem Zug angetreten, weil die Jungs der Gruppe betrunken Auto gefahren seien. Die Stadt Duisburg will nun alle öffentlich geförderten Ausfahrten der JU überprüfen.
Die CDU in Duisburg würde die ganze Geschichte gerne auf sich beruhen lassen, weil ihre Lage nicht sehr gut ist, ihr Oberbürgermeister Adolf Sauerland ist nach der Katastrophe auf der Loveparade umstritten. Die vergangenen Tage gab es aber ständig neue Details aus dem Innenleben der JU. Ihr Vizechef hat bei einer Vorstandswahl den Begriff "Kampfkandidatur" wörtlich genommen und innerparteiliche Gegner körperlich attackiert. Ein anderes Mal randalierte die Gruppe auf einer Wahlparty und drohte dem Kulturdezernenten der Stadt "Prügel" an. Bald wird sich auch ein Gericht mit den Verhältnissen in der JU beschäftigen. Ihre Mitglieder sollen vom CDU-Kreischef, einem ehemaligen Bundestagsabgeordneten, gezielt zu Wahlen in Ortsvereinen gelotst worden sein, um ihm genehme Kandidaten zu unterstützen, was meist gelang. Ein Gericht soll nun prüfen, ob diese Praxis rechtens war.
Die Führung der Duisburger JU hält alle Vorwürfe für Stimmungsmache der Gegner. Man habe nie randaliert. Nur ein paar Bierchen getrunken.