Diplomatie:Iran und Saudi-Arabien wollen Beziehung normalisieren

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Proteste vor der saudi-arabischen Botschaft in Irans Hauptstadt Teheran. Seit Jahren sind die Beziehungen beider Länder sehr angespannt. (Foto: Abedin Taherkenareh/dpa)

Das Verhältnis der beiden Staaten ist von geopolitischen und religiösen Konflikten geprägt. Nun wollen sich in einem ersten Schritt die Außenminister beider Länder treffen. Die USA reagieren verhalten.

Iran und Saudi-Arabien wollen nach jahrelangem Konflikt ihre diplomatischen Beziehungen wiederherstellen. In einem ersten Schritt wollen sich die Außenminister der rivalisierenden Länder treffen, wie die staatlichen Nachrichtenagenturen beider Länder, IRNA und SPA, am Freitag berichten. Demnach unterzeichneten hochrangige Regierungsvertreter in China eine entsprechende Übereinkunft. Im Dialog wollen Riad und Teheran Differenzen beilegen, hieß es in der Mitteilung der saudischen Staatsagentur SPA.

Beide Staaten verständigten sich darüber hinaus auf die Wiedereröffnung der Botschaften innerhalb von zwei Monaten. Das sunnitische Saudi-Arabien und der mehrheitlich schiitische Iran unterhielten in den vergangenen Jahren keine diplomatischen Beziehungen. Beide Länder ringen in der Region um politischen und militärischen Einfluss. Bei einem Außenminister-Treffen soll zudem über einen Aufbau von Handelsbeziehungen und eine Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen gesprochen werden.

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Sowohl Saudi-Arabien als auch Iran bedankten sich am Freitag bei China sowie bei Irak und Oman für die Ausrichtung früherer Gespräche in den Jahren 2021 und 2022.

Die USA reagieren verhalten auf die Annäherung

Ein Sprecher des Weißen Hauses äußerte sich derweil zurückhaltend: Die USA hätten Kenntnis von den Berichten über die Vereinbarung und begrüßten alle Bemühungen, die zur Beendigung des Krieges im Jemen und zur Deeskalation der Spannungen im Nahen Osten beitragen würden.

Die jetzt vereinbarte Annäherung beider Staaten bedeutet für die USA eine deutliche Veränderung. Über Jahrzehnte waren sie die Schutzmacht für Saudi-Arabien. Durch die eigene Öl- und Gasproduktion sind die USA aber unabhängiger von den Rohstofflieferungen aus Nahost geworden, während China dort als Kunde immer wichtiger wird. Die politischen Beziehungen der westlichen Staaten mit Saudi-Arabien hatten sich zudem verschlechtert, seit Kronprinz Mohammed bin Salman vorgeworfen wurde, dass er den regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi ermorden ließ.

Eiszeit zwischen USA, EU und Iran

Im vergangenen Jahr gab es wieder eine Annäherung, auch Kanzler Olaf Scholz war nach Riad gereist. Die Beziehungen zwischen den USA sowie den EU-Staaten zu Iran hatten sich dagegen zuletzt verschlechtert, weil im Iran hoch angereichertes Uran gefunden worden war. Westliche Staaten unterstellen dem Iran die Entwicklung einer Atombombe, was Teheran dementiert.

Beobachtern zufolge könnte eine Normalisierung der Beziehungen der beiden Länder jedoch die Verhandlungen zur Wiederbelebung des Wiener Atomabkommens positiv beeinflussen. Seit fast einem Jahr liegen die Gespräche auf Eis. Riad hatte die offiziellen Kontakte mit Teheran im Januar 2016 als Reaktion auf einen Angriff iranischer Demonstranten auf die saudische Botschaft im Iran gekappt. Ausgelöst wurden die Proteste durch die Hinrichtung des prominenten schiitischen Geistlichen Scheich Nimr al-Nimr in Saudi-Arabien.

Ihre Rivalität trugen die beiden Staaten in vergangenen Jahren auch bei militärischen Konflikten in der Region aus, etwa im Jemen. Im vergangenen Jahr näherten sich beide Seiten auf diplomatischer Ebene vorsichtig an.

© SZ/rtr/dpa/zaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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