Russland:Putin muss sich bei Afrika-Gipfel erklären

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Russland Aufkündigung des Abkommens zum Export von Getreide aus der Ukraine trieb die Weltmarktpreise nach oben. Das musste Putin nun bei seinem Afrika-Gipfel erklären. (Foto: Yegor Aleyev/AFP)

Der russische Präsident lädt die Führungsriege des Kontinents nach Moskau ein. Dort gibt er dem Westen Schuld am geplatzten Getreideabkommen und den steigenden Preisen für Lebensmittel.

Von Silke Bigalke, Moskau

Beim ersten großen Gipfel-Auftritt in Sankt Petersburg kam Wladimir Putin schnell zur Sache, also zum Getreide. Russlands Präsident versprach Lieferungen in sechs afrikanische Staaten, zählte unter Applaus Mali, Somalia, Simbabwe, Eritrea, die Zentralafrikanische Republik und Burkina Faso auf. Viele der betroffenen Staatschefs dürften am Donnerstag im Publikum gesessen haben. Denn in Sankt Petersburg veranstaltet Putin diese Woche seinen zweiten Russland-Afrika-Gipfel, wenn auch mit deutlich weniger hochkarätigen Gästen als bei der Premiere 2019. Nun versprach Putin den betroffenen Staaten 25 000 bis 50 000 Tonnen russisches Getreide - unentgeltlich und innerhalb der nächsten drei bis vier Monate.

Er selbst hatte Getreide zum großen Thema in Sankt Petersburg gemacht: Kurz bevor er die Führungsriege des gesamten afrikanischen Kontinents nach Russland einlud, hatte Putin das für Afrika so wichtige Abkommen über ukrainische Getreideexporte aufgekündigt. Es sollte ukrainische Ausfuhren über das Schwarze Meer trotz Krieg und russischer Bomben sicherstellen. Obwohl ein Großteil dieser Lieferungen nach China und in europäische Staaten ging, profitieren die afrikanischen Staaten nicht nur durch die niedrigen Getreidepreise. Beispielsweise brachte auch das UN-Welternährungsprogramm Lieferungen aus ukrainischen Häfen in bedürftige afrikanische Länder.

Dass Putins Armee ukrainische Silos für Getreide angreift, wird nicht thematisiert

Putin, der Russland den afrikanischen Gästen in Petersburg als Geschäftspartner und Wohltäter anpreisen wollte, musste seine Entscheidung nun also erklären und wiederholte die bekannte Klage, der Westen habe sich nicht an das Abkommen halte. Der Kreml wollte mit dem Deal den Export von russischem Getreide und Düngemittel sichern, die Sanktionen wurden dafür teilweise ausgesetzt. Trotzdem ist es für viele Abnehmer riskant oder unattraktiv geworden, mit Russland Geschäfte zu machen. Das Ziel, eine der staatlichen Banken Russlands durch den Deal wieder an das internationale Zahlungssystem Swift anzuschließen, hat Putin auch nicht erreicht. Nun behauptet er, der Westen gäbe Russland "scheinheilig die Schuld an der derzeitigen Krisensituation auf dem Weltmarkt für Nahrungsmittel". Dass es sein Militär ist, das ukrainische Getreidesilos angreift, wird nicht thematisiert.

Überhaupt gab es bisher nur vereinzelte kritische Töne in Sankt Petersburg, etwa als Putin sich mit führenden Vertretern der Afrikanischen Union an einen Tisch setzte. Vor laufenden Kameras beklagte deren Generalsekretär Moussa Faki, dass der Krieg "zwischen Russland und der Ukraine" die Nahrungsmittelkrise in Afrika verstärke.

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