Rücktritt von UN-Botschafterin Nikki Haley:Genug von der "Ehre ihres Lebens"

Lesezeit: 2 Min.

  • Trumps UN-Botschafterin Nikki Haley kündigt überraschend ihren Rücktritt an.
  • Die Gründe dafür blieben zunächst unklar - ebenso wie ihre Zukunftspläne.
  • In ihrer Zeit als Gouverneurin, bevor sie UN-Botschafterin wurde, hatte Haley sich bemüht, das hinterwäldlerische Image des amerikanischen Südens zu ändern.
  • Als UN-Vertreterin war Haley rasch zu einer von Trumps wichtigsten außenpolitischen Beraterinnen geworden.

Von Hubert Wetzel, Washington

Die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley, eine enge politische Vertraute und Unterstützerin von Präsident Donald Trump, gibt ihr Amt überraschend auf. Haley werde zum Jahresende aus der Regierung ausscheiden, verkündete Trump am Dienstag bei einem gemeinsamen Auftritt im Weißen Haus. Er werde in den kommenden zwei bis drei Wochen einen Nachfolger bekannt geben.

Die Gründe für den plötzlichen Rücktritt waren zunächst unklar. Haley verlässt ihren Posten offensichtlich nicht im Streit mit Trump - wenn doch, bemühten sich beide am Dienstag, die Öffentlichkeit darüber zu täuschen. Der Präsident lud Haley demonstrativ ins Oval Office ein und lobte seine Botschafterin vor der Presse ausführlich. "Sie hat fantastische Arbeit geleistet, und wir haben zusammen fantastische Arbeit geleistet", sagte er. Haley sei für ihn eine besondere Person. Haley revanchierte sich, indem sie versicherte, Trump als UN-Botschafterin dienen zu dürfen, sei die "Ehre ihres Lebens" gewesen.

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Im Wahlkampf hat Nikki Haley den jetzigen US-Präsidenten oft kritisiert - trotzdem hat Trump sie zur UN-Botschafterin gemacht. Jetzt ist Haley auch noch in einen erlauchten Kreis aufgerückt.

Porträt von Thorsten Denkler

Haley, die frühere Gouverneurin des Bundesstaates South Carolina, war zunächst - wie viele im republikanischen Establishment - wenig begeistert von Trump. Sein ruppiges Auftreten im Wahlkampf, seine Beleidigungen und rassistisch gefärbten Äußerungen missfielen der Tochter indischer Einwanderer. Als Gouverneurin hatte sie sich bemüht, das hinterwäldlerische, rassistische Image des amerikanischen Südens zu ändern, die Region zu modernisieren und wirtschaftlich attraktiv zu machen. Trumps Benehmen konterkarierte das.

Nach Trumps Wahlsieg und ihrer Ernennung zur Vertreterin bei den Vereinten Nationen wurde Haley jedoch rasch zu einer seiner wichtigsten außenpolitischen Beraterinnen. Als UN-Botschafterin hat sie Trumps nationalistische Außenpolitik mitgetragen und in die Praxis umgesetzt. Immer wieder forderte sie bei Abstimmungen in der Weltorganisation von anderen Ländern Gefolgschaft ein, sie unterstützte den scharfen Kurs des Präsidenten gegen Nordkorea und Iran und den Austritt der Vereinigten Staaten aus dem UN-Menschenrechtsrat.

Unklar ist, wie es für Haley weitergeht

Obwohl sie gelegentlich auch anderer Ansicht war als Trump, etwa was das Verhältnis zu Russland anging, galt ihr Wort im Weißen Haus deutlich mehr als das des früheren Außenministers Rex Tillerson, dem sie formal unterstellt war, oder das des ehemaligen Sicherheitsberaters H.R. McMaster.

Das hat sich geändert, seit Mike Pompeo das Außenministerium übernommen hat und John Bolton Sicherheitsberater geworden ist. Allerdings gab es am Dienstag keine Hinweise darauf, dass diese Umbesetzungen jetzt unmittelbar zu Haleys Rücktritt geführt haben.

Trump sprach von einer Auszeit, die sie nehmen wolle.

Wie Haleys Zukunft aussehen wird, war ebenso unklar. Ihr werden zwar höhere politische Ambitionen nachgesagt. Sie bestritt aber, dass sie sich 2020 gegen Trump um die republikanische Präsidentschaftskandidatur bewerben wolle, sie werde Trump im Wahlkampf unterstützen. Der sagte, Haley könne jederzeit in die Regierung zurückkehren, möglicherweise mit einer anderen Aufgabe.

© SZ vom 10.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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