Gesundheitspolitik:Wieler verlässt das Robert-Koch-Institut

Lesezeit: 1 min

Lothar Wieler (links), der Präsident des Robert-Koch-Instituts, und Gesundheitsminister Karl Lauterbach bei einem ihrer Auftritte vor der Bundespressekonferenz. (Foto: Wolfgang Kumm/dpa)

Fast acht Jahre lang leitete Lothar Wieler die Behörde. Nun geht er - "auf eigenen Wunsch", wie es heißt. Sein Chef Lauterbach sei damit einverstanden.

Von Kassian Stroh

Lothar Wieler verlässt das Robert-Koch-Institut (RKI), das er seit knapp acht Jahren leitet. Er werde "auf eigenen Wunsch zum 1. April sein Amt niederlegen, um sich neuen Aufgaben in Forschung und Lehre zu widmen", teilten das bundeseigene Institut und das Bundesgesundheitsministerium mit. Das erfolge "im Einvernehmen" mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach.

Wieler stand seit März 2015 an der Spitze des RKI. Zu ungewohnter, in Teilen sicher auch ungewollter Prominenz kam er im Zuge der Corona-Pandemie, nicht zuletzt durch die wöchentlichen Auftritte vor der Bundespressekonferenz, bei denen er mit dem jeweiligen Gesundheitsminister die aktuelle Lage erläuterte. Über lange Zeit trat er dabei als Mahner auf, der vor den Gefahren des Coronavirus warnte und strenge Maßnahmen dagegen befürwortete. Dadurch wurde er zum Feindbild vieler sogenannter Querdenker und Gegner von Anti-Corona-Maßnahmen. Zunehmend zog er sich aber auch den Unmut vieler Landes- und Gesundheitspolitiker zu, die seine Warnungen für übertrieben hielten.

SZ PlusPrävention
:So lässt sich das Krebsrisiko senken

Von Vollkornbrot bis Lüften: Etwa 40 Prozent aller Krebsfälle in Deutschland könnten vermieden werden. Die wichtigsten Möglichkeiten, sich zu schützen.

Von Berit Uhlmann

Der promovierte Tierarzt pochte auf Zahlen, Daten und Fakten als Basis von Entscheidungen, die Wissenschaftler und die Fachleute seiner Behörde der Politik liefern wollten. Mit diesen geriet er aber in der oft emotionalen politischen Debatte über Corona-Maßnahmen immer wieder zwischen die Fronten. Von der Politik fühlte sich Wieler offenbar oft nicht ernst genommen, manchen Journalisten warf er vor, zu zugespitzt und nicht differenziert genug zu berichten.

Vor gut einem Jahr wurde Lauterbach zu Wielers neuem Vorgesetzten. Lauterbach ist Mediziner, eigentlich war zu erwarten, dass sich die beiden in ihrem Bestreben nach wissenschaftsbasierter Politik gut ergänzten. Bald aber gab es mehrmals Berichte über ein Zerwürfnis der beiden, was sie freilich dementierten. Anlass waren etwa ein womöglich nicht abgesprochener Appell des RKI für massive Kontaktbeschränkungen oder eine von der Behörde kurzfristig verfügte Verkürzung des Corona-Genesenenstatus.

Am Mittwoch lobte Lauterbach: Wieler habe sich "bei der Bewältigung der Pandemie für das Land bleibende und herausragende Verdienste erworben". Er habe "die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit ihm über all die Jahre sehr geschätzt" und bedauere, dass Wieler das RKI verlasse.

Dieser wiederum dankte in einer gemeinsamen Pressemitteilung den Gesundheitsministern, mit denen er zusammenarbeitete, und mahnte: "Die Unabhängigkeit der Forschung muss auch zukünftig akzeptiert werden, denn sie ist unabdingbar, damit das RKI seine Aufgaben erfüllen kann." Nach Angaben des RKI wird "für eine Übergangszeit" Wielers Stellvertreter Lars Schaade die Führung der Behörde übernehmen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusCorona-Pandemie
:Die riesige Verschwendung bei den PCR-Tests

Mehr als sechs Milliarden Euro haben Staat und Kassen bislang für PCR-Tests ausgegeben. Nach Recherchen von SZ, NDR und WDR hätte ein sehr großer Teil davon gespart werden können. Doch offenbar interessierte sich niemand für die wahren Kosten - auch nicht der zuständige Minister.

Von Daniel Drepper, Markus Grill und Sarah Wippermann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: