Es dauerte nur 53 Sekunden, dann war der Traum vom Einzug ins Weiße Haus zerstört. Bei einer Fernsehdebatte in Rochester im vergangenen November kündigte Rick Perry vollmundig an, als Präsident drei Bundesministerien streichen zu wollen. Der 61-Jährige nannte "Handel" sowie "Bildung" und kam dann ins Stocken. Mit einem Spruch versuchte er Zeit zu gewinnen und begann noch mal von vorn: "Handel, Bildung, äh".
Auf die Nachfrage des Moderators, ob er die dritte Behörde nicht nennen könne, musste Perry eingestehen: "Nein, das kann ich nicht. Oops. Sorry". Der Videoclip dazu wurde im Internet zum Hit und brachte die mit großen Erwartungen gestartete Kampagne von Rick Perry ins Wanken. In den folgenden Tagen und Wochen versiegte der Strom an Spenden und der Texaner fand sich in den Umfragen plötzlich auf den hinteren Plätzen.
Obwohl er große Summen für Werbespots in Iowa investiert hatte, stimmten nur zehn Prozent für ihn und ein zerknirschter Perry kündigte an, seine Kampagne überdenken zu wollen. Doch er und seine Strategen fanden kein Wundermittel, um bei den Anhängern der Tea Party und den stramm konservativen Wählern wieder an Beliebtheit zu gewinnen - deren Herzen schlagen eher für Newt Gingrich und Rick Santorum.
An diesem Donnerstag zog Perry nun die Reißleine. "Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass es für mich in dieser Kampagne des Jahres 2012 keinen gangbaren Weg gibt", sagte er kurz vor der letzten TV-Debatte im heiß umkämpften Bundesstaat South Carolina. "Ich weiß, wann die Zeit für einen strategischen Rückzug gekommen ist." Der New York Times verriet ein Mitarbeiter, der Texaner habe befürchtet, an diesem Samstag auf dem letzten Platz zu landen.
Zuletzt lagen Perrys Zustimmungswerte lediglich bei fünf Prozent, doch wenn seine Anhänger wie von ihm empfohlen für Newt Gingrich stimmen, könnte das Rennen in South Carolina eng werden - Romneys Vorsprung ist nur noch halb so groß wie vor zwei Wochen. Viele Experten sehen Perrys Ausstieg als Rückschlag für Romney, der laut Real Clear Politics noch mit 7,5 Prozent vor Gingrich führt - doch der frühere Sprecher des Repräsentantenhauses hatte sich in der Debatte am Montag sehr angriffslustig und rhetorisch überlegen präsentiert. Auch die Tatsache, dass der bisherige Favorit Mitt Romney nach der letzten Auszählung in Iowa 34 Stimmen weniger als Rick Santorum bekommen hat, wird Gingrich sicher ausschlachten und seinen Sieg im "hawkeye state" in Abrede stellen.
Warum Perry gescheitert ist
Rick Perry war erst im August ins Rennen um die Präsidentschaftskandidatur eingestiegen, hatte den Höhenflug von Michele Bachmann beendet und anfangs gute Werte erhalten. Der Texaner, der George W. Bush im Januar 2001 ins Amt nachgefolgt war, präsentierte sich als Gouverneur eines prosperierenden Staates, in dem die Hälfte aller neuen Jobs in den USA entstanden seien. Obwohl er einst den Demokraten angehört und 1988 Wahlkampf für Al Gore gemacht hatte, kamen nie Zweifel an seinem Konservatismus auf, den er in Büchern wie "Fed Up" ausbreitete. Da Perry, dem Macho- und Cowboy-Gehabe nicht fremd sind, bislang keinen einzigen Wahlkampf verloren hatte, kürte ihn Texas Monthly "zum erfolgreichsten texanischen Landespolitiker aller Zeiten".
Doch auf der großen Bühne und unter den kritischen Augen der nationalen Medien machte Perry in fast allen Debatten der republikanischen Kandidaten keine gute Figur. Er wirkte steif, lethargisch und schlecht vorbereitet. Zudem wurde er wegen seiner Pläne, den Kindern von Einwandern Stipendien zu geben, und der in Texas staatlich verordneten Impfung junger Mädchen gegen einen Virus, der Gebärmutterhalskrebs auslösen kann, heftig attackiert. Dennoch gelang es ihm, allein im dritten Quartal 17 Millionen Dollar an Spenden einzunehmen.
Doch dann kamen die 53 Sekunden und das "Oops" in der Debatte in Rochester - und für viele Republikaner war Perry als möglicher Herausforderer von Barack Obama nicht mehr ernst zu nehmen. Nachdem bereits Michele Bachmann und Jon Huntsman ihre Kandidatur aufgegeben haben, sind nun noch vier Politiker im Rennen: Neben dem Millionär Mitt Romney, der wegen seines geringen Steuersatzes von 15 Prozent unter Beschuss steht, sind dies Newt Gingrich, Ron Paul und der erzkonservative Rick Santorum.
Nach der Abstimmung an diesem Samstag in South Carolina findet die nächste Vorwahl am 31. Januar in Florida statt.