US-Republikaner Perry und Romney im Schlagabtausch:"Vier Asse machen keinen guten Pokerspieler"

Der Vorwahlkampf der Republikaner wird schärfer. In Umfragen liegt der Gouverneur von Texas, Rick Perry, weit vorn - doch bei der zweiten Fernsehdebatte mit seinen Kontrahenten Michele Bachmann und Mitt Romney galt die Losung: Alle gegen Perry.

Verena Wolff

Rick Perry präsentiert sich gern als das, was die Amerikaner einen "manly man" nennen - einen Macher mit einer angemessenen Dosis Macho-Gehabe; einen, der Macht hat und Lösungen für alle Probleme des Landes. Einen Typen, der zupacken kann. Eines kommt ihm dabei zugute: Rick Perry, 61, religiös, rechts und hauptamtlich Gouverneur von Texas, kann Botschaften formulieren. Simpel, prägnant, einprägsam.

GOP Presidential Candidates Participate In Debate In Tampa

Im Konkurrenzkampf der Präsidentschaftskandidaten liefern sich vor allem der konservative Gouverneur von Texas, Rick Perry (re.), und Mitt Romney, der eher moderate Ex-Gouverneur von Massachusetts, heftige Rededuelle.

(Foto: AFP)

So hat sich Perry an die Spitze des Kandidatenfeldes der Republikaner katapultiert, die den Demokraten Barack Obama bei der kommenden Präsidentschaftswahl aus dem Weißen Haus verjagen wollen. Seit Perry vor einem Monat seinen Stetson in den Ring geworfen hat, müssen sich der bisherige Spitzenreiter Mitt Romney und die Diva der Tea Party, Michelle Bachmann, vorsehen.

Das passt ihnen nicht. Kein bisschen. Und das haben sie kundgetan in der zweiten Fernsehdebatte innerhalb einer Woche, ausgerichtet von der radikalen Tea-Party-Bewegung und dem Nachrichtensender CNN. Der Ton zwischen den Bewerbern ist merklich schärfer geworden - vor allem Perry und Romney, der moderate Ex-Gouverneur von Massachusetts, lieferten sich hitzige Rededuelle.

Nach den Worten politischer Analysten hat die Debatte dazu beigetragen, die unterschiedlichen Positionen der Kandidaten zu verdeutlichen. "Es ist selten, dass es in einer Vorwahl schon so unterschiedliche Positionen in den wichtigsten Themen gibt", heißt es etwa in der New York Times.

Debattieren wie in einer Game Show

Vor allem Perry und Romney streiten um das Sozialsystem der USA - der texanische Gouverneur hatte das Rentensystem wegen seiner unsicheren finanziellen Zukunft eine "monströse Lüge" genannt. "Das ist ein kaputtes System", das dringend reformiert werden müsse. Romney wiederum warf Perry die Verunsicherung älterer US-Bürger vor, die auf das Sozialsystem angewiesen seien. Perry übertreibe maßlos, wenn er die vorhandenen Absicherungen als "Fehler" und "verfassungswidrig" bezeichne.

Ein bisschen erinnerte die Debatte gelegentlich an eine amerikanische Game Show, etwa 1000 Zuschauer wohnten der Diskussion in Tampa bei und sparten nicht mit Szenenapplaus. Der US-Bundesstaat Florida, Ruhesitz zahlloser Rentner und traditionell konservativ, ist nach Einschätzung von Beobachtern entscheidend für die Vorwahlen der Republikaner wie auch für die Präsidentschaftswahl. Klar wurde allerdings auch, dass der Erfolg von Rick Perry mit seiner Bilanz als Gouverneur von Texas stehen oder fallen wird. Perry konnte sich im Kreuzfeuer seiner sieben Rivalen meist behaupten - auch wenn ihm gelegentlich die Luft ausging.

Der Gouverneur versucht immer wieder, sich als Jobbeschaffer zu brüsten. Doch Romney fährt ihm in die Parade: "Man ist kein guter Poker-Spieler, nur weil man vier Asse ausgeteilt bekommt", sagte er. Texas besitzt große Ölvorkommen, reguliert die Unternehmen kaum, kassiert keine Einkommenssteuer - und wird seit Jahrzehnten von Republikanern regiert.

Die große Stunde von Michele Bachmann kommt, als es um die staatlich verordnete Impfung junger Mädchen gegen einen Virus geht, der Gebärmutterhalskrebs auslösen kann. In Texas bekommen alle Mädchen diese Spritze, wenn ihre Eltern sich nicht dagegen aussprechen - das nennt Bachmann eine "Verletzung der Freiheit". Ein bisschen reuig gibt sich Perry in dieser Sache schon: Diesen Weg würde er nicht mehr gehen, heute würde er das Parlament einschalten. Aber: "Ich entscheide im Zweifel immer für das Leben", betonte Perry.

Perry und sein unorthodoxes Programm

Das kann Bachmann so nicht stehen lassen: "Geht es Ihnen dabei um das Leben oder um die Millionen, die die Pharmaunternehmen damit verdienen können?" Denn: Einer seiner Vertrauten soll mit dem Impfstoff viel Geld gemacht haben - und Merck, der Hersteller, ein guter Wahlkampfspender sein.

Und ein weiteres Thema treibt die Menschen in den USA um: Die illegale Einwanderung, vor allem aus Mexiko. Perry versucht mit einem für amerikanische Verhältnisse recht unorthodoxen Programm, dem Problem zu begegnen. Der Staat Texas hat die längste Grenze zu Mexiko, täglich versuchen zig Lateinamerikaner, illegal in die USA zu kommen. Perrys Programm ermöglicht jungen Einwanderern den Besuch eines Colleges, damit sie das amerikanische Sozialsystem nicht belasten. Das funktioniere gut im Staat Texas. "Schließlich kann man keinen Zaun auf die gesamte Grenze stellen", betonte er.

Romney ist da allerdings ganz anderer Meinung: "Natürlich bauen wir einen Zaun, und natürlich werden wir niemandem die Möglichkeit geben, aufs College zu gehen, der illegal ins Land kommt." Dadurch würden nur noch mehr Menschen einwandern und das System ausnutzen.

Alle gegen Perry - das war an dem heißen Abend in Florida die Devise der republikanischen Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur. Doch der hat sich vier Monate vor den ersten Vorwahlen wieder gut behauptet, wie erste Umfragen ergaben. "Wenn Perry durch den September kommt, ohne an Boden zu verlieren, dann wird es sehr hart sein, ihn zu schlagen", zitiert die Washington Post einen Berater von Tim Pawlenty, der sich bereits aus dem Kandidatenrennen verabschiedet hat. Auch das wird den Herausforderern nicht passen. Weder Mitt Romney noch Michele Bachmann.

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