Reisen von US-Präsidenten:Lahme Enten auf Reisen

Erst Kuba, jetzt Hiroshima - zum Ende seiner Amtszeit unternimmt Obama symbolträchtige Reisen. Auch andere US-Präsidenten wollten so Akzente setzen. Nicht immer waren sie willkommen.

Von Barbara Galaktionow

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Obama, entspannt in Kuba

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Quelle: AFP

Was bleibt von Präsident Barack Obama? Die Bilanz seiner Amtszeit fällt gemischt aus. Und im letzten Jahr hat ein US-Präsident traditionell wenig Spielraum, um sie noch zu schönen, er gilt häufig nur noch als lame duck, als lahme Ente, die nichts mehr reißen kann. Doch ein Mittel, das ihm noch bleibt, nutzt Obama sehr gekonnt: die Auslandsreisen.

So besiegelte der Präsident die von ihm betriebene Aussöhnung mit Kuba im März mit einem historischen Besuch in Havanna. Seit Jahrzehnten war kein US-Präsident in die kubanische Hauptstadt gereist. Die Botschaft war klar: Seht her, ich habe auch dieses Überbleibsel des Kalten Krieges, das angespannte Verhältnis zu Kuba, überwunden.

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Obama, bald in Hiroshima

Barack Obama, Tran Dai Quang

Quelle: AP

Diese Woche schlägt Obama im Ausland weitere symbolische Pflöcke ein. Bei seiner Vietnamreise (Foto) hob er - für viele überraschend - das Waffenembargo gegen den früheren Kriegsgegner auf.

Und am Freitag wird er - als erster amtierender US-Präsident überhaupt - das japanische Hiroshima besuchen - jenen Ort, über dem die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg zum ersten Mal eine Atombombe abwarfen. Mindestens 140 000 Menschen starben, Japan kapitulierte.

Obama war 2009 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war, ohne dafür bereits Handfestes geleistet zu haben. Auch danach galt seine Bilanz diesbezüglich als eher mau. Mit dem Atom-Abkommen mit Iran konnte er immerhin punkten. Mit seinem Hiroshima-Besuch wolle Obama nun sein Engagement für Frieden und Sicherheit "in einer Welt ohne Atomwaffen" unterstreichen, sagte sein Sprecher. Tatsächlich bemühte sich Obama in seiner Amtszeit einerseits um atomare Abrüstung, andererseits wollen die US-Streitkräfte ihr atomares Arsenal modernisieren.

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Clinton in Nordirland

U.S. PRESIDENT BILL CLINTON WAVES WITH NORTHERN IRELAND FIRST MINISTER DAVID TRIMBLE AT STORMONT

Quelle: REUTERS

Auch frühere US-Präsidenten nutzten Reisen, um der Welt noch einmal ihre Anliegen vor Augen zu führen. Bill Clinton setzte sich fast seine gesamte Amtszeit hinweg für ein Ende des Jahrzehnte währenden Nordirland-Konflikts ein. Er half bei der Vermittlung des Karfreitagsabkommens von 1998, das den bisweilen blutigen Konflikt in einen politischen überführte. Insgesamt dreimal reiste Clinton dazu auf die grüne Insel, zuletzt im Dezember 2000 (im Bild mit Nordirlands First Minister David Trimble in Belfast). Es war Clintons letzte Auslandsreise als US-Präsident.

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Bush, im Irak nicht immer gern gesehen

Video frame grab of U.S. President George W. Bush ducking from a shoe during a news conference in Baghdad

Quelle: REUTERS

Dass das mit den symbolträchtigen Staatsbesuchen auch nach hinten losgehen kann, zeigt das Beispiel von George W. Bush. Im Dezember 2008, etwa einen Monat vor dem Ende seiner Amtszeit, flog der Obama-Vorgänger zu unangekündigten Besuchen in den Irak und nach Afghanistan, also in die beiden Länder, die der republikanische Präsident im Krieg gegen den Terror nach 9/11 besonders ins Visier genommen hatte.

Der US-Präsident wurde allerdings nicht überall herzlich empfangen: Bei einer Pressekonferenz mit dem irakischen Regierungschef Nuri al-Maliki bewarf ein irakischer Journalist Bush mit einem Schuh und beschimpfte ihn mit den Worten "Das ist der Abschiedskuss, du Hund", wie kolportiert wurde. Dass Bush und Maliki symbolisch ein Sicherheitsabkommen besiegelten und dass der US-Präsident später in Afghanistan dem Volk den andauernden Beistand der USA versprach, geriet angesichts der spektakulären Schuhattacke in den Hintergrund.

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Reagan im "Reich des Bösen"

BIO-REAGAN-GORBACHEV

Quelle: AFP

Der Mann, der das "Reich des Bösen" zu Fall brachte - so erinnern sich erzkonservative US-Amerikaner gerne an Ronald Reagan. Nun, dass die Sowjetunion schon bald Geschichte sein würde, war noch nicht abzusehen, als der 40. US-Präsident 1988, seinem letzten Amtsjahr, nach Moskau reiste. Im Kreml schüttelte er sich mit dem sowjetischen Staatschef Michael Gorbatschow die Hände.

Noch Anfang der 1980er Jahre hatte der stramme Antikommunist Reagan das Wettrüsten zwischen den beiden damaligen Supermächten vorangetrieben. Als der reformorientierte Gorbatschow an die Spitze der UdSSR rückte, änderte sich das Verhältnis - und die beiden Politiker läuteten eine Phase der Abrüstung ein.

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Nur Nixon konnte nach China gehen

Mao Tsetung und Richard Nixon

Quelle: dpa

Welches Zeichen Richard Nixon am Ende seiner zweiten Amtszeit gesetzt hätte - die Welt wird es nie erfahren, denn der Republikaner räumte wegen der Watergate-Affäre vorzeitig das Oval Office. Eindrücklich wirkte dafür eine Reise kurz vor seiner Wiederwahl - dafür wusste Nixon zu sorgen. Als erster US-Präsident überhaupt reiste er 1972 in die 1949 gegründete Volksrepublik China und traf dort mit dem "Großen Vorsitzenden" Mao Zedong zusammen. Die mediale Begleitung des Ereignisses hatten er und sein Stab gut geplant.

Dass gerade ein entschiedener Antikommunist diesen Schritt zur Verbesserung der diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit dem kommunistischen Land unternahm, führte übrigens zu dem geflügelten Wort "Only Nixon could go to China" (Nur Nixon konnte nach China gehen). Die Redewendung fand später sogar Eingang in die Populärkultur: Als "altes vulkanisches Sprichwort" wird sie im Star-Trek-Film "The Undiscovered Country" von Mr. Spock zitiert (hier bei Youtube). Als Friedensstifter inszenierte sich Nixon übrigens 1972 auch noch mit seinem Staatsbesuch beim sowjetischen Staats- und Parteichef Leonid Breschnew in Moskau.

© SZ.de/mcs
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