Neue Demokratie-Studie:Ein Fünftel der Deutschen denkt rechtspopulistisch

Lesezeit: 1 Min.

Anhänger der "Jungen Alternative" demonstrieren im Oktober 2022 in Berlin. Die Jugendorganisation der AfD vertritt besonders radikale Positionen. (Foto: Imago)

Die AfD ist in Umfragen mit gut 20 Prozent bundesweit im Aufwind. Nun zeigt eine Studie der Uni Hohenheim: Was die Partei vertritt, spiegelt sich im Weltbild vieler Menschen wider.

Von Christoph Koopmann

Knapp jeder Fünfte in Deutschland hat einer Studie zufolge ein rechtspopulistisches Weltbild. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle "Demokratie-Monitoring" der Universität Hohenheim, das ein Forscherteam am Dienstag veröffentlichte. Besonders im Osten ist rechtes Denken demnach überdurchschnittlich verbreitet: Die Wissenschaftler attestieren 23 Prozent der Befragten aus den ostdeutschen Ländern einen eher starken bis sehr starken Rechtspopulismus. In Westdeutschland sind es 17 Prozent, der gesamtdeutsche Durchschnitt liegt damit bei 18 Prozent. Leicht überproportional vertreten sind Menschen über 45 Jahre und solche mit niedriger formaler Bildung. Jüngere und gebildetere Menschen denken seltener rechts.

Anhänger der AfD vertreten mit 79 Prozent am häufigsten ein rechtspopulistisches Weltbild. Damit entsprechen sie dem Programm der Partei. Unter Anhängern von CDU und CSU kommen rechtsgerichtete Inhalte bei 17 Prozent gut an, unter Anhängern der Grünen lediglich bei einem Prozent.

24 Prozent finden: "Die regierenden Parteien betrügen das Volk."

Studienleiter Frank Brettschneider beobachtet, dass immer mehr Menschen in Deutschland unzufrieden damit sind, wie die Demokratie funktioniert. Nur noch 47 Prozent der Befragten gaben an, zufrieden zu sein - 2022 waren es noch 57 Prozent. Dem Kommunikationswissenschaftler zufolge drückt dieser Wandel die wachsende Unzufriedenheit mit dem konkreten Handeln der Bundesregierung aus.

Dass mehr Menschen rechts denken als früher, ist mit der Studie jedoch nicht gesagt: Die aktuelle Ausgabe der jährlichen Umfrage untersucht erstmals explizit rechte Einstellungen. Dafür ließ das Forscherteam den 4000 Teilnehmern der repräsentativen Umfrage 22 Aussagen vorlegen und die Zustimmung abfragen - Aussagen, die typisch seien für Rechtspopulisten, wie Studienleiter Brettschneider sagt. Abgefragt wurde beispielsweise: "Die regierenden Parteien betrügen das Volk" - dem stimmten 24 Prozent zu. "Politiker und andere Führungspersönlichkeiten sind nur Marionetten dahinterstehender Mächte" - 25 Prozent Zustimmung. "Die Bevölkerung in Deutschland wird von den Medien systematisch belogen" - 21 Prozent. "Im nationalen Interesse können wir nicht allen die gleichen Rechte gewähren" - 23 Prozent.

Alle Nachrichten im Überblick
:SZ am Morgen & Abend Newsletter

Alles, was Sie heute wissen müssen: Die wichtigsten Nachrichten des Tages, zusammengefasst und eingeordnet von der SZ-Redaktion. Hier kostenlos anmelden.

Typisch seien diese Aussagen, weil Rechtspopulisten "immer wieder die gleichen Erzählelemente" transportierten, erklärt Brettschneider. Etwa, dass es einen "einheitlichen Volkswillen" gebe und "politische Eliten", Massenmedien, EU, Globalisierung und Islam diesen angeblichen Volkswillen unterdrückten. "Häufig werden auch Verschwörungserzählungen eingebaut", sagt der Wissenschaftler.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungRechtspopulismus
:Wer so eine Partei wählt, wählt verfassungsfeindlich

Kolumne von Heribert Prantl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: