Kriminalität:Anschlag auf Rabbinerhaus bei Essener Synagoge

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Einsatzkräfte der Polizei am Rabbinerhaus bei der Alten Synagoge in Essen. (Foto: Markus Gayk/dpa)

Auf die verglaste Eingangstür eines Rabbinerhauses sind mindestens vier Schüsse abgegeben worden. Die Polizei fahndet nach einem männlichen Täter. Das Entsetzen nach der Tat ist groß.

Nach mindestens vier Schüssen auf die Tür des Rabbinerhauses an der Essener Synagoge sucht die Polizei nach einem Verdächtigen. Das sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. "Der Anschlag auf die Alte Synagoge in Essen erschüttert mich zutiefst", sagte Reul weiter, man werde alles tun, die Tat schnell aufzuklären.

Die Einschusslöcher waren laut einem Polizeisprecher am Freitagmorgen gegen 8.30 Uhr von Zeugen gemeldet worden. Wann die Schüsse fielen, ist noch unklar. "Wir gehen stark davon aus, dass es irgendwann in der Nacht war, als keiner da war", sagte der Sprecher. Es gebe Videoaufzeichnungen einer Kamera, die den Platz filme, auf denen der Mann zu sehen sei, der die Tat begangen haben soll.

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"Die vorhandenen Videoaufzeichnungen werden jetzt mit Hochdruck ausgewertet. Der Staatsschutz ist eingebunden", sagte Reul. Die jüdische Gemeinde Essen könne "sich darauf verlassen, dass wir alles tun, um den Täter schnellstmöglich zu ermitteln". Die Schüsse trafen nach Polizeiangaben eine verglaste Eingangstür. Der Rahmen sei beschädigt und es gebe Schüsse durch die Scheibe. Anhand der Spurenlage stehe mittlerweile fest, dass es sich um eine scharfe Schusswaffe gehandelt habe.

Das Entsetzen nach dem Angriff ist groß

Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nannte den Angriff "beklemmend". Die Alte Synagoge stehe für gelebte deutsch-jüdische Kultur, schrieb Schuster auf Twitter. "Die Schüsse sind ein Angriff auf unsere gemeinsamen Werte." Auch der Botschafter Israels in Deutschland, Ron Prosor, schrieb auf Twitter: "Die Schüsse auf die Alte Synagoge in Essen zielen nicht nur auf die jüdische Gemeinde in Deutschland, sondern sind eine Bedrohung für die gesamte deutsche Gesellschaft."

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Das Entsetzen ist allgemein groß. Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP), NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und Politiker von Grünen und SPD äußerten sich bestürzt. Wüst schrieb bei Twitter, die Schüsse auf die Synagoge schockierten und entsetzten ihn. Man stehe an der Seite der Jüdinnen und Juden in NRW und schütze sie gegen Hass und Gewalt. "Jüdisches Leben ist ein Teil unseres Landes, ein Teil von uns - heute und an jedem anderen Tag", so Wüst. Auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) bekräftigte auf Twitter, der Vorfall führe erneut schmerzhaft vor Augen, "dass unsere Anstrengungen zum Schutz jüdischen Lebens nicht nachlassen dürfen". Das bekräftigt auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser: "Die Sicherheitsbehörden arbeiten mit Hochdruck daran, die Hintergründe aufzuklären. Der Schutz jüdischen Lebens in Deutschland hat höchste Priorität", schreibt die SPD-Politikerin auf Twitter.

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Das Rabbinerhaus wird laut einer Sprecherin der Stadt nicht von der jüdischen Gemeinde genutzt. Es steht - baulich nicht davon getrennt - unmittelbar neben der Synagoge. Im Rabbinerhaus sind das Salomon-Ludwig-Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte mit Archiv und Bibliothek sowie Räume der Universität Duisburg-Essen untergebracht. Das Institut erforscht Geschichte und Kultur der Juden im deutschen Sprachraum. Die Alte Synagoge, an die das Rabbinerhaus angegliedert ist, heißt seit 2010 das "Haus jüdischer Kultur" und bietet als interkulturelle Begegnungsstätte der Stadt Informationen über jüdische Traditionen, Feste und Geschichte. Das Gotteshaus der jüdischen Gemeinde der Stadt Essen ist die Neue Synagoge, die etwas außerhalb des Zentrums liegt.

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