Parteitag in Rostock: FDP lehnt Frauenquote ab:Die Steinzeit-Partei

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Die FDP bleibt ein Männerverein, in dem Frauen eben so geduldet werden und die Herren unter sich bleiben wollen. Auf ihrem Parteitag haben die Liberalen die Frauenquote nicht nur abgelehnt - sie haben sie abgeschmettert. Den Frauen kann nur empfohlen werden, diese Partei zu meiden.

Thorsten Denkler, Rostock

Die FDP bleibt ein Männerverein. Frauen werden darin so gerade eben geduldet. Nur eines sollen sie nicht machen: Karriere. So hat es der Parteitag am späten Freitagabend entschieden. Er hat den Antrag eine Frauenquote einzuführen abgelehnt. Nein, nicht einfach abgelehnt. Die Liberalen haben ihn abgeschmettert. 80 Prozent der Delegierten stimmten dagegen. Der Skandal daran ist: 80 Prozent der Delegierten sind Männer.

New leader of the liberal FDP party and German Economy Minister Roesler listens to party fellows at the FDP party convention in Rostock

Die Männer bleiben in der FDP lieber unter sich und lehnen eine Frauenquote ab. Hier diskutieren der neue Gesundheitsminister Daniel Bahr (Mitte) und der neue Fraktionschef Rainer Brüderle mit anderen Liberalen.

(Foto: REUTERS)

Die Quote wäre eine große Chance gewesen für die FDP. Die Partei muss sich ändern, sie muss weiblicher werden. Der Frauenanteil von 23 Prozent ist der niedrigste aller im Bundestag vertretenen Parteien. Und selbst diese wenigen Frauen können sich kaum gegen die Männerrunden und Klüngel durchsetzen.

Zwar sind mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Birgit Homburger zwei Frauen unter den drei Stellvertretern des neuen FDP-Chefs Philipp Rösler. Doch Homburger landete nur auf diesem Posten, weil nach den umfassenden Personalrochaden eine Lösung nötig war, mit der die bisherige Fraktionschefin nicht völlig demontiert wurde.

Bei den Listenaufstellungen zu wichtigen Wahlen tauchen Frauen in der Regel erst auf den hinteren Rängen auf. Frauen fühlen sich von der FDP immer weniger angesprochen. Hätten in Rheinland-Pfalz genauso viele Männer wie Frauen die FDP gewählt, die Liberalen wären nicht aus dem Landtag geflogen.

Die Kerle scheint es nicht zu interessieren. Mit der Ablehnung der Quote sichern sie nur eines: ihre Macht.

Statt das offen zu sagen, argumentieren die Männer, die Quote sei nicht liberal und leistungsfeindlich. Ebenso gut könnten die Frauen sagen, gegen die Quote zu sein, sei frauenfeindlich. Das käme der Wahrheit wenigstens ein Stück näher.

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