Parteien - München:Machtkämpfe: Die CSU vor den "Tagen der Wahrheit"

München (dpa) - Vor der entscheidenden Sitzung des CSU-Parteivorstandes zur Zukunft des angeschlagenen Parteichefs Horst Seehofer spitzen sich die innerparteilichen Machtkämpfe weiter zu. Neben dem Streit um die Spitzenkandidatur zur Landtagswahl droht der Partei nun auch noch ein Wettstreit um den Posten des Parteichefs. Befeuert werden beide Debatten durch ein bekannt gewordenes Geheimtreffen von Seehofer, Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, Innenminister Joachim Herrmann, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Parteivize Manfred Weber - in der Partei sehen darin viele den Versuch, Seehofers größten Widersacher Markus Söder zu verhindern.

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München (dpa) - Vor der entscheidenden Sitzung des CSU-Parteivorstandes zur Zukunft des angeschlagenen Parteichefs Horst Seehofer spitzen sich die innerparteilichen Machtkämpfe weiter zu. Neben dem Streit um die Spitzenkandidatur zur Landtagswahl droht der Partei nun auch noch ein Wettstreit um den Posten des Parteichefs. Befeuert werden beide Debatten durch ein bekannt gewordenes Geheimtreffen von Seehofer, Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, Innenminister Joachim Herrmann, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Parteivize Manfred Weber - in der Partei sehen darin viele den Versuch, Seehofers größten Widersacher Markus Söder zu verhindern.

"Der gezielte Versuch der letzten Tage, durch anonyme Indiskretionen weitere Gräben in der CSU aufzumachen, ist ziemlich durchschaubar", sagte Weber am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in München. Das gelte vor allem auch für den Umgang mit Seehofer und dem "offensichtlichen Plan, ihn und mich auseinanderzudividieren".

Weber bezog sich dabei auf teils falsche Medienberichte über besagtes Treffen am Montag in der Staatskanzlei. Über die Inhalte kursieren inzwischen viele Gerüchte. Rankten sich diese anfangs ausschließlich um Herrmanns vermeintliche Zusage, auch für die Spitzenkandidatur zur Verfügung zu stehen, steht inzwischen auch Weber im Fokus, jedoch für einen anderen Posten.

Der Chef der EVP-Fraktion im Europaparlament soll - auch nach dpa-Informationen - bei dem Spitzentreffen seine Bereitschaft für den Parteivorsitz erklärt haben, sollte Seehofer den Posten freiwillig räumen. Mit seiner Ankündigung sei Weber dem Vernehmen nach aber bei den Anwesenden nur bedingt auf Zustimmung gestoßen. Insbesondere Dobrindt soll sich kritisch geäußert haben.

Damit steht die CSU vor dem "Wochenende der Wahrheit", wie es in der Partei genannt wird, vor einer Vielzahl schwieriger Baustellen, deren Lösung allesamt eine Erklärung Seehofers vorausgehen muss. Der 68-Jährige hat für Sonntag alle wichtigen Gremien und viele hochrangige Parteifreunde in die Parteizentrale im Münchner Norden geladen, um mit ihnen zu beraten. Eigens dafür hatte Seehofer auch einen Beraterkreis mit den Ehrenvorsitzenden Edmund Stoiber und Theo Waigel sowie Landtagspräsidentin Barbara Stamm ins Leben gerufen.

Am Montag will dann der Vorstand eine Beschlussempfehlung für den Parteitag formulieren. Brisanterweise will sich auch die Landtagsfraktion am Montag treffen, um ihren Favoriten für die Spitzenkandidatur küren - zweieinhalb Stunden vor dem Vorstand.

In der Fraktion werden zwar Söder die meisten Unterstützer zugesprochen, sollte es aber wirklich zu einer Abstimmung zwischen ihm und Herrmann kommen, könnten sich die Stimmen insoweit verteilen, dass es am Ende kein eindeutiges Ergebnis gibt. Dann könnte die Abstimmung auf dem Parteitag erneut anstehen.

Jetzt sei Seehofer am Zug, betonte Weber. "Er wird nach den Gesprächen am Wochenende berichten und einen Vorschlag für die richtige Zukunftsaufstellung machen. Ich vertraue da auf seine Erfahrung." Spätestens nach dem Parteitag Mitte Dezember müsse die CSU endlich wieder zusammenstehen.

Seit der historischen Niederlage der CSU bei der Bundestagswahl (38,8 Prozent) steht Seehofer innerparteilich mächtig unter Druck, er soll daher mindestens eines seiner Ämter abgeben. Für den Posten des Ministerpräsidenten war bislang Finanzminister Markus Söder der aussichtsreichste Aspirant, doch auch er hat viele einflussreiche Kritiker. Dem Vernehmen nach wünscht sich die Mehrheit der Partei eine Doppelspitze der Alphatiere Söder und Seehofer (als Parteichef). Zuletzt war die CSU wegen der Streitereien in Umfragen auf 37 Prozent gefallen. 2013 hatte sie bei der Landtagswahl noch mit 47,7 Prozent die absolute Mehrheit geholt.

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