Kirchen zu Ostern:"Krieg ist immer eine Niederlage"

Lesezeit: 3 min

Vor dem Segen winkt Franziskus den Menschen auf dem Petersplatz zu. (Foto: Yara Nardi/Reuters)

Allen gesundheitlichen Sorgen zum Trotz nimmt Papst Franziskus an der Ostermesse teil und segnet Stadt und Erdkreis. Erneut fordert er einen Waffenstillstand in Gaza und einen Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine.

Trotz gesundheitlicher Probleme hat Papst Franziskus an der Ostermesse im Vatikan teilgenommen und den österlichen Segen "Urbi et Orbi" erteilt. Vor dem Hintergrund der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten rief er in seiner Osterbotschaft zu einem Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine, zu einem Waffenstillstand im Gazastreifen und zur Freilassung der Geiseln der Hamas auf. Seine Gedanken seien bei den Opfern in der Welt, sagte Franziskus.

Bis kurz vor der Eucharistiefeier war nicht sicher gewesen, ob der 87-Jährige in der Lage sein würde, ihr vorzustehen und den österlichen Segen "Urbi et Orbi" zu erteilen. Während der Ostermesse mit etwa 30 000 Gläubigen auf dem Petersplatz saß Franziskus dann vor dem mit Blumenreihen geschmückten Freiluft-Altar vor dem Petersdom auf einem weißen Sessel - gesäumt von langen Reihen der Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe sowie weiterer kirchlicher und weltlicher Würdenträger sowie von Mitgliedern der Schweizergarde. Der Papst stand der traditionellen Ostermesse zwar offiziell vor, zelebriert wurde sie allerdings von einem hochrangigen Geistlichen.

Nach der Messe begrüßte ein gut gelaunter Franziskus vom Rollstuhl aus etliche der Anwesenden mit Handschlag. Anschließend nutzte er das offene Papamobil, um, begleitet von Sicherheitsleuten, durch die Menge der jubelnden Gläubigen auf dem Petersplatz zu fahren. Bei Temperaturen bis zu 20 Grad mit starkem Wind war der Platz gut gefüllt.

Im Papamobil fuhrt Franziskus durch die Menge, die allerdings hinter Absperrungen bleiben musste. (Foto: Alessandra Tarantino/dpa)

Um 12 Uhr verkündete Franziskus von der zentralen Loggia der Vatikanischen Basilika aus seine Osterbotschaft, bevor er unter dem Geläut aller Glocken des Petersdoms den Segen "Urbi et Orbi" ("Stadt und Welt") erteilte. Wie bereits in der Osternacht erinnerte er an die Frauen, die der biblischen Überlieferung zufolge den Stein vor Jesu Grab weggerollt vorfanden. Jesus sei fähig, die Steine wegzuwälzen, die den Weg zum Leben versperrten. Anschließend äußerte er sich zu den Kämpfen in Gaza und in der Ukraine. Er wünschte sich einen Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine: "Alle für alle." Darüber hinaus forderte Franziskus erneut einen gesicherten Zugang für humanitäre Hilfe nach Gaza, die sofortige Freilassung der Geiseln vom 7. Oktober und einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen - insbesondere zum Wohl der Kinder. "Krieg ist immer eine Absurdität. Krieg ist immer eine Niederlage."

Etwa 30 000 Gläubige hatten sich zur Ostermesse auf dem Petersdom eingefunden. (Foto: Alessandra Tarantino/dpa)

Die Welt sollte sich ihm zufolge gegen die stärker werdenden Winde des Krieges über Europa und dem Mittelmeerraum wehren. "Erliegen wir nicht der Logik der Waffen und der Aufrüstung", sagte der Papst. Frieden werde niemals mit Waffen geschaffen, sondern indem man die Hände ausstrecke und die Herzen öffne. Anschließend erinnerte er an weitere Konflikte in der Welt, etwa in Syrien, in Libanon, auf dem Balkan, in Haiti und mehreren Ländern Afrikas. Er begrüßte die Gespräche zwischen Armenien und Aserbaidschan und bat Gott um Trost für die verfolgten Rohingya in Myanmar. Zudem sprach er das Leid aller Menschen an, die unter Ernährungsunsicherheit und den Folgen des Klimawandels leiden.

Am Karfreitag hatte das gesundheitlich angeschlagene Kirchenoberhaupt die Teilnahme am Kreuzweg vor dem Kolosseum in Rom in letzter Minute abgesagt. Franziskus leidet seit mehr als einem Monat an einer Atemwegsinfektion. In der Osternacht am Samstagabend war er jedoch im Petersdom anwesend.

Mahnungen und Ermutigungen in Deutschland

Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, bezeichnete Ostern als Affront gegen alle Menschenverachtung. "Es ist ein Affront gegen Intoleranz und lebensfeindliche Ideologien, gegen den Krieg despotischer Machthaber und gegen jede Gewalt, die Menschen einander antun", sagte die Hamburger Bischöfin am Sonntag in ihrer Predigt in der Hauptkirche St. Michaelis. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte in seiner Predigt in Limburg, die Auferstehung Jesu von den Toten sei der Anfang einer neuen Welt, "in der die Opfer von Kriegen, Terror und ungerechten Zuständen Gerechtigkeit erfahren".

Der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp mahnte in seiner Predigt mehr Anstrengungen für den Frieden an. "Wir beten inniglich um Frieden und Friedensverhandlungen, um Waffenstillstand endlich", sagte er in der Münchner Matthäuskirche. Auch Berlins evangelischer Bischof Christian Stäblein rief zu Frieden und Versöhnung auf. In seiner Predigt im Berliner Dom sprach er von "furchtbaren Zeiten". "Der Geist des Osterfestes muss ein Hoffnungssignal für alle Menschen sein", sagte der hannoversche Landesbischof Ralf Meister in der Marktkirche in Hannover. Er wandte sich gegen jede Form von Judenfeindschaft. "Antisemitismus bleibt Gotteslästerung", betonte der evangelische Theologe.

Der katholische Münchner Erzbischof Reinhard Marx rief die Menschen dazu auf, sich gesellschaftlichen Gefahren entgegenzustellen. Angesichts einer "Wiederkehr von Gewalt und Krieg, von Hass, Polarisierung und Verschwörungstheorien" könne leicht das Gefühl aufkommen, dass sich die "Geister der Vergangenheit" niemals abschütteln ließen, sagte Marx in der Osternacht im Münchner Liebfrauendom. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sagte, die Welt sei aktuell von Angst und Resignation, von Krieg, Terror und brutaler Gewalt gezeichnet. In seiner Predigt im Kölner Dom rief er dazu auf, sich für eine bessere und friedlichere Welt einzusetzen.

© SZ/Reuters/epd/dpa/mcs - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusVatikan
:Was der Papst denkt

Franziskus veröffentlicht seine Autobiografie. Sie erklärt, warum dieser Papst anders ist als seine Vorgänger und immer wieder aneckt - außerhalb und innerhalb der katholischen Kirche.

Von Marc Beise

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: