Katholische Kirche:Der Papst kehrt in den Vatikan zurück

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Franziskus ist wieder kräftig genug, um am Samstag das Krankenhaus zu verlassen. An den Ostergottesdiensten wird das katholische Kirchenoberhaupt aber nur eingeschränkt teilnehmen können.

Von Marc Beise, Rom

Eine Woche vor Ostern steht es um die Gesundheit des Oberhauptes von 1,38 Milliarden Katholiken wieder besser. Der Vatikan teilte mit, Papst Franziskus werden noch eine weitere Nacht im Krankenhaus bleiben und dann voraussichtlich ins Gästehaus Santa Marta hinter den Mauern des Kirchenstaates zurückkehren können.

Die Bronchitis sei auf dem Rückzug und der Papst gewinne wieder an Kräften. Er taufte am Freitag in der Gemelli-Klinik ein Baby und besuchte die Kinderkrebsstation, wie das vatikanische Presseamt mitteilte. Er habe den kleinen Patienten Rosenkränze, Schokoladeneier und Ausgaben eines christlichen Kinderbuchs gebracht.

Franziskus leidet schon lange unter Krankheiten

Dass es dem 86-Jährigen zunächst wirklich schlecht ging, erfuhr man zunächst weniger aus dem knappen Statement des Vatikansprechers ("geplante Untersuchungen"), als vielmehr aus den Bildern der Generalaudienz am Mittwoch, die schonungslos einen Papst unter Schmerzen zeigten. Später war dann von einem Lungeninfekt die Rede - wenn auch ausdrücklich nicht von Corona - und von Fieberschüben.

Dem Papst geht es schon seit Jahren schlecht, und es ist erkennbar nicht nur das vielzitierte Knie, das ihm zu schaffen macht und ihn immer häufiger in den Rollstuhl zwingt. Auch wenn er manchen öffentlichen Auftritt genießt und mitunter fast unbeschwert scheint, wirkt er insgesamt nicht gesund und auffallend häufig erschöpft. "Das wechselt immer wieder", sagt ein hoher Würdenträger, der den Papst häufig sieht.

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Der Patient Franziskus ist schon lange leidgeprüft. Schon als junger Mann hat er nach einer schweren Lungenentzündung einen Teil der Lunge entfernt bekommen. Eine Knieoperation lehnt er bisher ab, weil er bei einer früheren Operation die Narkose nicht gut vertragen habe - auch das klingt nicht beruhigend.

Auch wenn viel über den Verlust der Bindungswirkung der Kirche gesprochen wird und die Worte des katholischen Kirchenoberhauptes häufig genug ohne Konsequenz verhallen, ist der Papst qua Amt offensichtlich immer noch eine der bedeutendsten Persönlichkeiten überhaupt.

Traditionell hat der Papst gerade an Ostern viele Termine

Die Nachricht über seine Einlieferung mit dem Krankenwagen in die katholische Uniklinik Gemelli ging in Windeseile um die Welt, vor dem Krankenhaus haben sich viele Kamerateams mit Blick auf die oberste Etage des Krankenhauses versammelt, wo sich die fünf Fenster des Privatbereichs des Papstes befinden. Dort soll er schon wieder die Messe zelebrieren, Zeitung lesen und arbeiten, hört man.

Ob und wie schnell er seine Krankheit wird ausheilen können und was das für seine Teilnahme an den Osterfeierlichkeiten bedeutet, ist nicht ganz sicher. Die Tage bis Ostern sind gezählt, dem höchsten Fest der katholischen Kirche. Traditionell hätte der Papst in diesen Tagen viele Termine, namentlich das Beten des Kreuzweges am Karfreitagabend am Kolosseum, die Osternacht im Petersdom und den Segen "Orbi et urbi" am Ostersonntag. Hier auszufallen, ist so ziemlich das Schlimmste, was einem Papst im Jahresverlauf passieren kann.

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Die Aufgabe, den Gottesdienst am kommenden Sonntag, dem Palmsonntag, zu halten - sonst ebenfalls eine Sache des Papstes - fällt aber bereits dem stellvertretenden Dekan des Kardinalkollegiums, Kardinal Leonardo Sandri, zu, Ostern übernimmt wohl Kardinaldekan Giovanni Battista Re. Franziskus will jedoch an allen Messen teilnehmen. Für viele Katholiken, aber auch die besonders zahlreichen Besucher an Ostern in Rom, wäre das ein besonders wichtiges Signal.

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