Österreich:Altväterischer Mikrokosmos

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Es gibt Programme gegen Homophobie im Fußball, und es gibt immer wieder Aktionen mit Symbolwirkung - etwa die Eckfahne mit Regenbogenfarben beim Länderspiel Dänemark gegen Deutschland (Foto). Aber dann machen homophobe Gesänge von Spielern und Fans, wie beim Derby in Wien, vieles wieder kaputt. (Foto: Jens Dresling/dpa)

Spieler von Rapid Wien entschuldigen sich für ihre homophoben Gesänge. Was sind die Abbitten wert? Und was bedeutet das für schwule Fußballer?

Kolumne von Gerhard Fischer

Thomas Hitzlsperger machte vor zehn Jahren seine Homosexualität öffentlich - nach seiner Karriere als deutscher Nationalspieler und WM-Teilnehmer von 2006. Neulich gab er der Süddeutschen Zeitung ein Interview. Auf die Frage, warum er es - das Coming-out - nicht schon als aktiver Spieler gemacht habe, sagte er: "Meine größte Sorge war die Mannschaftskabine". Dort habe es solche Sprüche gegeben: "Mit einem schwulen Mitspieler würde ich nicht duschen." Oder die Bemerkung eines Mitspielers zum Physiotherapeuten: "Wenn du schwul wärst, ich würd' mich von dir nicht anfassen lassen."

Ende Februar gewann Rapid den Wiener Derby-Klassiker gegen die Austria. Danach gingen fünf Rapid-Spieler zu ihren Fans, unter ihnen Kapitän Guido Burgstaller und Stürmer Marco Grüll; Co-Trainer Stefan Kulovits hatte ein Megafon in der Hand. Sie feierten und brüllten homophobes Zeugs - zusammen mit den Anhängern. Die Videoaufnahmen kursierten bald in den sozialen Medien.

Und die Reaktionen kamen rasch, gottlob: Die Rapidler wurden scharf kritisiert - und baten um Verzeihung. Burgstaller, der schon mal beim linken FC St. Pauli in Hamburg spielte, wurde auf der Klub-Webseite so zitiert: "Wir möchten uns ... klar von jeglicher Diskriminierung und Homophobie distanzieren und uns bei allen entschuldigen, die wir durch unser Verhalten direkt oder indirekt beleidigt haben." Ist es echte Reue? "Na ja, man entschuldigt sich halt", sagte Nikola Staritz von der Initiative Fairplay dem Standard. "Viel mehr als Copy-paste" seien die Abbitten allerdings nicht, sagte sie. Stürmer Grüll etwa hatte sich fast wortgleich entschuldigt. Ist es aufrichtig? Was denken sie wirklich?

An diesem Montag sprang dann der erste Sponsor ab: MVC Motors. Hauptsponsor Wien Energie verlangte von Rapid Maßnahmen, damit so etwas nicht mehr vorkomme. Und am Montagabend sprach der Strafsenat der Bundesliga Sanktionen aus: Der Verein wurde mit einem Abzug von drei Punkten bestraft, die Strafe wird für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Burgstaller wurde für sechs Pflichtspiele gesperrt, davon drei auf Bewährung. Dazu muss er an Workshops zum Thema Diskriminierung teilnehmen. Die anderen Spieler wurden ebenfalls bestraft.

Nun ist zu befürchten, nein, es ist klar, dass nicht nur diese Rapid-Fußballer für homophobe Sprüche anfällig sind, sondern auch andere Profis. Und dass sich nicht genug geändert hat in den zehn Jahren, seit Thomas Hitzlsperger die Mannschaftskabine verlassen hat. Ist der Fußball weiter ein altväterischer Mikrokosmos, in dem Ressentiments gegen Vielfalt gepflegt werden? Und was bedeutet das für schwule Fußballer?

Hitzlsperger sagte im SZ-Interview, "man höre, dass ein Coming-out von aktiven Spielern bevorstehe". Werden sie es sich wieder anders überlegen?

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