Österreich:Auf ein Kaffeetscherl

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Kaffee mit Torte als kleiner Genuß zwischendurch. (Foto: Robert Kalb /imago images)

Schönes Ambiente, köstliche Mehlspeisen, anregende Gespräche: In welchen Kaffeehäusern in Österreich kann man besonders gut seine Zeit verbringen? Empfehlungen unserer Leserinnen und Leser.

Café Bräunerhof in Wien

In bin in Wien aufgewachsen, lebe aber schon seit mehr als 50 Jahren im Ausland - daher habe ich das Café Bräunerhof erst vor etwa zehn Jahren bei einem Wien-Besuch entdeckt. Es erinnert mich sehr an die Kaffeehäuser von früher, nach dem Krieg - ein bisserl abgenutzt, aber sehr gemütlich. Die Kissen wurden sicher nicht erneuert, seit Thomas Bernhard dort gesessen ist.

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Der Bräunerhof war angeblich sein Lieblingscafé, und die Kellner, von der "alten Schule", könnten auch schon dem Bernhard einen Kaffee serviert haben. Kaffee und Kuchen sind ausgezeichnet, die Preise gut und die Zeitungsauswahl ist erstaunlich. Dieses mehr als 100 Jahre alte Kaffeehaus ist im Ersten Bezirk in der Stallburggasse - gut versteckt und von den Touristen noch kaum entdeckt. Ein nettes Schild hängt bei der Tür und warnt: "Hunde sind nicht erlaubt auf den Kissen zu sitzen". Aber Gott sei Dank sind sie immer willkommen - unter den Tischen. Heinz Unger, Victoria (Kanada)

Pâtissierie Baltram in Salzburg

Gleich in der Nähe von Müllnerbräu und Krankenhaus gibt es die Pâtissierie Baltram, winzig, mit sagenhaften Kreationen, zuletzt probierte ich einen Brownie, was nicht aufregend klingt, aber er war mit Orangentouch und hauchdünnen Schokoblättchen und gehackten gerösteten Haselnüssen. Dazu gibt es den besten Kaffee weit und breit. Bernhard Panhofer, Ungenach (Oberösterreich)

Theaterkaffee in Bregenz

Fünf Minuten vom Hafenbahnhof ist das Theaterkaffee in Bregenz sehr zu empfehlen. Es liegt verkehrsberuhigt hinter dem Landesmuseum und hat schattige Außenplätze. Im Lokal selbst sind alte Schwarz-weiß-Fotos von Filmgrößen der 50er- und 60er-Jahre zu sehen. Sehr gut sind die Kardinalstorte und der Mohnkuchen. Axel Wieber, Konstanz

Café Frey in Wien

Das Café Frey ist nicht allzu weit vom Hauptbahnhof (ehemals Südbahnhof). Kurz vor den Corona-Maßnahmen sind wir im Februar 2020 abends mit dem Zug angekommen, haben wir uns auf der Suche nach etwas Essbarem zu Fuß Richtung Stadtmitte aufgemacht - und da lag dieses Kaffeehaus am Weg. Es hatte noch offen (bis 21 Uhr), ohne dass noch allzu viel los war. Die nette Bedienung hat uns freundlichst bei der Auswahl von Essen und Wein beraten, wir haben sehr gut gespeist und waren somit glücklich und zufrieden in Wien angekommen. Die Favoritenstraße spielt übrigens eine wesentliche Rolle in Tonio Schachingers Roman "Echtzeitalter", der mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Silvia Pfister, aus der Nähe von Coburg (Bayern)

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Café Schörgi in Grein/Donau

Die Café-Konditorei Schörgi hat sich über die letzten vierzig Jahre zu einem Paradies für Mehlspeisen-Liebende entwickelt. Meine erste Begegnung war noch mit der Seniorchefin zu Beginn der 80er-Jahre auf Radtouren entlang der Donau, und dann kehrte ich immer wieder dort ein. Mit einer wahnsinnigen Auswahl und auch eigenen Kreationen, wie dem Batzlguglhupf, hat der Sohn die Konditorei weiterentwickelt. Der Batzlguglhupf wird aus drei verschiedenen Teilen Hefeteig mit unterschiedlichen Füllungen, nämlich Pflaumenmus, Topfen und Nuss gebacken, kreiert auf der Basis eines alten Rezepts vom Dachboden der Konditorei. Unvergleichlich. Vera Reineke, Ronnenberg (Niedersachsen)

Café Central in Innsbruck

Im Café Central kann ich in Ruhe stundenlang lesen, es liegt immer eine große Auswahl an aktuellen Zeitungen auf. Es gibt ein super Team aus Kellnerinnen und Kellnern, und natürlich nicht nur alle möglichen Kaffeespezialitäten (ich trinke doppelten Espresso oder Café au lait, manchmal beides), sondern auch eine tolle Menükarte sowie ein Tagesmenü. Heinz Kofler, Innsbruck

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Café Landtmann in Wien

Als in München lebende Österreicherin war ich vor einigen Jahren auf Besuch in Wien und mit einer Freundin im Café Landtmann verabredet: Es ist gut besucht und alles auf das Nachmittagskaffeetscherl eingestimmt. Da werden wir wohl nichts mehr zu essen kriegen. Auf unsere Frage antwortete die freundliche Kellnerin: "Aber selbstverständlich, die Damen, kriegen Sie noch was." Und wir haben dann in Ruhe fürstlich gespeist und den schönen Nachmittag mit einem sehr inspirierten Gespräch verbracht. So mag ich Wien! Gertrude Ritz, München

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Café Piaty in Waidhofen/Ybbs

Unbedingt möchte ich ein Kaffeehaus aus meiner Geburtsstadt Waidhofen an der Ybbs empfehlen, die auch heute noch so genannte Dampfbäckerei & Konditorei Karl Piaty. Sie kann sowohl vom Ambiente als auch von den Mehlspeisen her neben jedem prominenten Kaffeehaus bestehen. Die Cremeschnitte zum Beispiel ist mit den Spitzenprodukten vom Café Bazar oder Café Schatz in Salzburg absolut vergleichbar. Ein Abstecher auf einer Fahrt nach Wien lohnt sich also unbedingt! Walter Richter, Prien am Chiemsee (Bayern)

Café Zauner in Bad Ischl

Ich gehe immer gerne in die Konditorei Zauner. Bin oft in Wien und Linz und scheue auf der Rückfahrt nie den Umweg über Bad Ischl. Der Ort ist zwar völlig touristisch und oft überlaufen. Aber beim Zauner fühle ich mich sehr wohl. Und wenn es dann im Sommer einen Marillendatschi gibt, dann ist das Glück pur. Die leicht säuerlichen Marillen: ein Traum. Da dürfen es dann auch gerne zwei Stücke sein. Wilhelm Wille, München

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Café Schatz in Salzburg

Das Konditorei Schatz ist ein Unikat und ein Kleinod mitten im von Touristen übervollen Salzburg. Klassische Kuchen, die es sonst selten gibt, vor allem die Traunkirchner Torte - ein Gedicht! Wir lieben diesen altmodischen Charme und hoffen, dass es sich nicht an einen neumodischen Einrichtungsstil anpasst. Maresi Hake, Pullach (Bayern)

Café Frauenhuber in Wien

Das Café Frauenhuber frequentiere ich seit Schulzeiten. Im Laufe dieser fünf Jahrzehnte wurde ich dort stets zuvorkommend behandelt, auch wenn ich anfangs oft sehr lange bei nur einem kleinen Braunen da saß und alle Zeitungen und Zeitschriften las. Ich war also nicht gerade das, was man eine gute Kundin nennen kann. Erst später entdeckte ich, dass man dort auch sehr gut zu Mittag essen kann und es dafür im hinteren Bereich einen eigenen Speisesaal gibt.

Herrlich ist die zentrale Lage in der Himmelpfortgasse im Ersten Bezirk, die es zum Ziel bei jedem Wienbesuch macht. Immer noch wird dieses Café von "Business-Wichtigtuern" verschont; man wird also nicht von bellenden Angebern oder etwa Personalisten belästigt, die komplett stillos tatsächlich Kaffeehäuser für Vorstellungsgespräche missbrauchen. Die gediegene Atmosphäre ist wohl nichts für Angeber im Slim-fit-Anzug, erfreulicherweise! Hie und da konnte ich bei einem Interview, das Künstler oder Kunstschaffende am Nebentisch gaben, mithören, doch meist ging das sehr schnell in eine private Plauderei über, was wohl der Stimmung des Cafés geschuldet ist. Und es kam schon vor, dass plötzlich mehrere Tische in das Gespräch involviert waren.

In letzter Zeit kommen viele Touristen, da das 1824 eröffnete Kaffeehaus zunehmend in Reiseführern beworben wird, auch diese werden freundlich und zuvorkommend behandelt. Die Touristen stören mich überhaupt nicht, denn nur so überleben Traditionsbetriebe, und wenn ich eine fremde Stadt besuche, möchte ich ja auch das Besondere und Einzigartige kennenlernen und so nett wie im Café Frauenhuber behandelt werden. Eva Bastirsch, Neu-Purkersdorf (Niederösterreich)

Café Grellinger in Gmunden

Die Konditorei Grellinger bietet eine ausgezeichnete Tortenauswahl, nach alten Rezepturen, viel gutes Gebäck, einen guten Kaffee und ein wunderschönes Ambiente. Ich habe es schon als Kind mit meinen Großeltern besuchen dürfen. Wolfgang Plattner, Tutzing (Bayern)

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Café Weingartner in Wien

Ich empfehle das Café Weingartner in der Goldschlagstraße (in der Nähe vom Wiener Westbahnhof). Nicht nur wegen der Kaffeehauskultur und des klassischen Billardspiels, es ist auch unser Hort zum Skatspielen! Montags und freitags trifft sich dort der Skatclub Wien, um dem wunderbaren Kartenspiel zu frönen. Und der Chef, Heinrich Weingartner, steht meist selbst hinterm Tresen. Ein absolutes Wiener Kleinod. Günther Thömmes, Brunn am Gebirge (Niederösterreich)

Welches ist Ihr Lieblingskaffeehaus in Österreich? Schicken Sie uns gerne zur Ergänzung der Empfehlungsliste Ihre Würdigung per E-Mail unter oesterreich@sz.de

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