Wie sehr der Wahlkampf im gewöhnlich konsensorientierten Österreich vom Trump-Effekt beeinflusst war, ließ sich am Donnerstagabend beobachten. Während des letzten von sieben Wahlkampfduellen ließen die Kandidaten keine Gelegenheit mehr aus, auszuteilen.
Medien schrieben von einer "Schlammschlacht", Hofer sei "zu aggressiv", Van der Bellen "zu abstrakt" gewesen. Tiefpunkt der Debatte war die Andeutung Hofers, sein Gegner habe einst für den sowjetischen Geheimdienst spioniert.
In den sozialen Netzwerken ging die Schlacht danach weiter. Ohnehin hatte der Wahlkampf wesentlich in den Echokammern des Internets stattgefunden. Die FPÖ war hier im Vorteil, weil sie ein kleines Medienimperium samt eigenem TV-Sender, parteinahen Blogs und Webseiten aufgebaut hat, über das im Wahlkampf massiv Stimmung gemacht wurde.
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Das Van-der-Bellen-Lager, das seinen Kandidaten als staatstragend und international vermittelbar präsentieren wollte, konnte da nicht mithalten, weil sich direkte Angriffe auf den Gegner aus Gründen der Taktik und des guten Stils verboten.
Diese Linie verließ Van der Bellen allerdings zuletzt, nachdem Hofers Umfeld seinen Vater als Nazi hingestellt hatte und Hofer ihn als Kommunisten, Freimaurer - und möglichen Spion bezeichnet hatte.
Wie Hofer sich an Trump orientiert
Beobachter fühlten sich auch hier an das Duell der Demokratin Hillary Clinton gegen den Milliardär Donald Trump erinnert, der bei Wahlkampf-Auftritten versprochen hatte, seine Kontrahentin ins Gefängnis zu werfen - gefolgt von Sprechchören begeisterter Anhänger: "Sperrt sie ein!"
Hofers Mantra "Das ist eine Lüge" erinnerte an Trumps "Wroooong" (falsch,) mit dem er die Demokratin lächerlich zu machen suchte. In der FPÖ setzt man darauf, dass der Trump-Effekt Wähler des rechten Lagers mobilisiert. Wenn sich Millionen in den USA zu einem Populisten bekennen, so die Rechnung, wachse dazu auch in Europa die Bereitschaft.
Hofer hat für den Fall seines Sieges angekündigt, er werde sich mehr als sein Vorgänger in die Regierungsarbeit einmischen. Das ist keine leere Drohung: Die Verfassung gibt dem Präsidenten in Österreich unter anderem das Recht, die Regierung zu entlassen.
Heinz Fischer (SPÖ), der im Sommer aus dem Amt schied, hatte als abgeklärter, humorvoller, aber bisweilen etwas phlegmatischer Präsident gegolten. Gut möglich, dass sich die Österreicher noch nach dieser Zurückhaltung zurücksehnen werden.