Nordkorea und USA:Das Ende einer kopflosen Romanze

Donald Trump und Kim Jong-un posieren bei ihrem Treffen im Juni. (Foto: AP)

Genau wie sie aus innenpolitischem Kalkül ihre Zuneigung inszenierten, könnten Trump und Kim künftig auch auf Eskalation setzen. Und das wäre gefährlich, vielleicht sogar unkalkulierbar.

Kommentar von Moritz Baumstieger

Nicht alle, aber doch einige Romanzen enden mit großer Ernüchterung - vor allem, wenn sich die Beteiligten vollkommen kopflos in sie gestürzt haben. "Wir haben uns verliebt", berichtete US-Präsident Donald Trump vor etwas mehr als einem Jahr nach einem Treffen mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un und schwärmte von den "wunderschönen Briefen", die der ihm schreibe.

Dass aus dem Flirt keine tragfähige Beziehung werden würde, konnte man damals schon ahnen, denn das setzt ernsthaftes Interesse am Partner und an der Partnerschaft voraus. Wenn Nordkoreas UN-Botschafter nun klagt, Trumps Verhalten im Atomkonflikt sei rein innenpolitisch (sprich wahlkampftaktisch), motiviert, kann man kaum widersprechen. Das Gleiche gilt jedoch für Kim selbst, auch er nutzte die pompösen Gipfel, um seine Machtposition zu stärken - wobei er freilich nicht auf Wahlen angewiesen ist.

Nun kippt der Ton, die gerade noch Verliebten beschimpfen sich wieder als "seniler Alter" und "Raketenmann". Spott und Häme lägen nun zwar nahe, helfen aber nicht weiter. Genau wie sie aus innenpolitischem Kalkül ihre Zuneigung inszenierten, könnten Trump und Kim künftig auch auf Eskalation setzen. Und das wäre gefährlich, vielleicht sogar unkalkulierbar. Ein Atomstreit ist keine harmlose Affäre.

© SZ vom 09.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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