Militärputsch:Auswärtiges Amt spricht Reisewarnung für Niger aus

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Am Wochenende hat es in Nigers Hauptstadt eine Demonstration gegeben, deren Teilnehmer die Putschisten unterstützten. (Foto: Sam Mednick/AP)

Neben etwa 100 Bundeswehrsoldaten halten sich auch ungefähr so viele Zivilisten im Land auf. Sie alle sollen nun prüfen, ob sie nicht besser ausreisen. Frankreich hat derweil mit der Evakuierung begonnen.

Nach dem Militärputsch in Niger hat das Auswärtige Amt eine Reisewarnung für das westafrikanische Land ausgesprochen und rät allen Deutschen zur Ausreise. Alle deutschen Staatsangehörigen in Niger sollten prüfen, ob ihr Aufenthalt weiter zwingend notwendig sei und gegebenenfalls die nächste Ausreisemöglichkeit nutzen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Ministerium erfuhr, nachdem der Krisenstab der Bundesregierung getagt hatte.

Vergangene Woche hatten mehrere Offiziere um General Omar Tchiani den demokratisch gewählten Mohamed Bazoum für entmachtet erklärt. Tchiani ernannte sich daraufhin selbst zum neuen Machthaber.

Am Dienstag hat eine von der französischen Regierung organisierte Evakuierungsmission begonnen. Der erste Evakuierungsflug startete mit mehr als 260 Menschen an Bord in Niamey, wie Frankreichs Außenministerin Catherine Colonna über Twitter mitteilte. Die etwa 500 bis 600 französischen Staatsbürger, die sich in Niger aufhalten, sollen ausgeflogen werden, hieß es aus dem französischen Außenministerium. Auch andere Europäer, die das Land verlassen wollten, könnten die Flüge nutzen.

Nach Informationen des Auswärtigen Amts hält sich eine hohe zweistellige Zahl an deutschen Staatsbürgern im Land auf. Dazu kommen etwa 100 Bundeswehrsoldaten, die in Nigers Hauptstadt Niamey einen Stützpunkt unterhalten. Das Luftdrehkreuz diente bislang dazu, den Bundeswehreinsatz in Mali logistisch zu versorgen. Aktuell steckt die Bundeswehr mitten im Abzug aus dem Nachbarland Mali, der bis Jahresende von Niger aus organisiert werden sollte.

Am Wochenende hatte es in der nigrischen Hauptstadt Niamey Pro-Putsch-Proteste gegeben. Berichten zufolge versammelten sich Demonstranten auch vor der französischen Botschaft. Einige sollen die Botschaftsplakette abgerissen, mit Füßen getreten und durch nigrische und russische Flaggen ersetzt haben.

Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich hat seit einem Jahrzehnt Truppen in Niger stationiert, um den Kampf gegen Islamisten in der Region zu unterstützen. Ende 2022 hatte die EU eine Militärmission in Niger beschlossen, um den Terrorismus in der Region zu bekämpfen. Die Bundeswehr stellt für diese EU-Mission jene 100 Soldaten, die in Niamey stationiert sind.

Niger ist eines der ärmsten Länder der Welt und auf internationale Hilfe angewiesen. Deutschland gehört zu den wichtigsten Unterstützern. Nach dem Putsch vergangene Woche hat die Bundesregierung alle Zahlungen an die Regierung in Niger eingestellt und die Entwicklungszusammenarbeit beendet.

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