Waffenlieferant Viktor Bout:Thailand liefert "Händler des Todes" aus

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Der mutmaßliche Waffenlieferant Viktor Bout - Beiname "Händler des Todes" - ist den US-Behörden übergeben worden. Russland ist empört über die Auslieferung seines Landsmannes.

Nach gut zweieinhalb Jahre langem juristischen Tauziehen hat Thailand die Auslieferung des mutmaßlichen Waffenhändlers Viktor Bout an die USA genehmigt.

Wenige Stunden nach der Genehmigung seiner Auslieferung wurde der 43 Jahre alte Russe Viktor Bout (im Bild rechts) in die USA ausgeflogen. (Foto: dpa)

Der 43 Jahre alte Russe ist bereits auf dem Weg in die Vereinigten Staaten. Wenige Stunden nachdem die Regierung die Auslieferung von Bout genehmigt hatte, nahmen sechs US-Beamte Bout am Militärflughafen Don Muang im Empfang und verließen das Land mit ihm in einem gecharterten Kleinflugzeug. Das bestätigte der zuständige Polizeichef.

Der Anwalt des 43-Jährige hatte zuvor eingeräumt, dass in Thailand alle Berufungswege ausgeschöpft gewesen seien. Er wolle aber Beschwerde gegen die Vorgänge einlegen.

In die Falle getappt

Der weltweit gesuchte mutmaßliche Waffenhändler war im März 2008 von US-Agenten in Bangkok gefasst worden. Die Agenten hatten sich als Vertreter der kolumbianischen Farc-Rebellen ausgegeben und vorgegaukelt, Waffen kaufen zu wollen. Er ging nach Angaben der Ermittler auf das Geschäft ein.

Die USA beschuldigen Bout unter anderem der Verschwörung zum Mord an US-Bürgern und der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung. Er soll eine ganze Flotte von Frachtflugzeugen unterhalten und Waffen in Krisengebiete in Afrika, Südamerika, den Nahen Osten und nach Asien geliefert haben.

Bei einer Verurteilung droht Bout, der Vorbild für den Film Lord of War - Händler des Todes mit Nicolas Cage gewesen sein soll, eine lebenslange Haftstrafe. Er beteuert seine Unschuld und gibt an, legal im Flugfrachtgeschäft tätig gewesen zu sein.

Die thailändische Justiz hatte bereits im August der von den USA beantragten Auslieferung zugestimmt. Allerdings war noch ein zweites Verfahren gegen Bout anhängig, das ebenfalls von den USA initiiert worden war, um das erste Gesuch zu untermauern. Dieses Verfahren stellte die thailändische Justiz im Oktober aus Mangel an Beweisen ein und machte damit den Weg für die Auslieferung frei. Die endgültige Entscheidung lag dann bei Ministerpräsident Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva.

Der Fall ist für Thailand politisch brisant: Die USA sind ein traditioneller Verbündeter des Königreichs, aber Thailand legt auch Wert auf gute Beziehungen zu Russland.

Scharfe Kritik aus Russland

Russland kritisierte Bouts Auslieferung an die USA scharf. Die Entscheidung sei "illegal" und unter Druck der US-Regierung getroffen worden, teilte das russische Außenministerium in einer Erklärung mit. Der russische Konsul in Thailands Hauptstadt Bangkok, Andrej Dwornikow, monierte die "rasche und heimliche" Auslieferung. "Wir wurden nicht offiziell von den örtlichen Behörden unterrichtet", sagte er der russischen Nachrichtenagentur Interfax.

Auch Bouts Ehefrau Alla kritisierte die Auslieferung. "Alles wurde hastig und heimlich abgewickelt, wie Diebe das machen. In dieser Situation hat die thailändische Regierung wie eine amerikanische Marionette agiert."

© sueddeutsche.de/afp/dpa/dmo/odg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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