Mexiko hat in den USA einige der wichtigsten Waffenhersteller auf Schadenersatz verklagt, der sich auf insgesamt bis zu zehn Milliarden Dollar summieren könnte. Die Regierung wirft den Firmen vor, durch ihr Geschäftsgebaren den Schmuggel von Waffen nach Mexiko zu fördern und damit die strengen Waffengesetze des Landes zu unterlaufen. Diese Waffen würden von kriminellen Gruppen und Drogengangs genutzt und trügen maßgeblich zur Schusswaffengewalt in Mexiko bei.
Die mexikanische Regierung reichte am Mittwoch eine entsprechende Zivilklage bei einem US-Bundesgericht in der Stadt Boston ein, wie Mexikos Außenminister Marcelo Ebrard in einer Pressekonferenz erklärte. Unter den elf darin genannten Unternehmen sind Hersteller wie Smith & Wesson und auch die österreichische Firma Glock. 70 Prozent der bei Drogenkartellen beschlagnahmten Schusswaffen stammen laut der Klage aus den USA.
Meinung Drogen:Der ewige Krieg
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In Mexiko, wo etwa 126 Millionen Menschen leben, werden nach jüngsten Zahlen im Schnitt fast 100 Morde am Tag registriert - in Deutschland waren es im gesamten vergangenen Jahr 245. Zudem gelten mehr als 90 000 Menschen als verschwunden. Die Gewalt in Mexiko explodierte, seit der Staat Ende 2006 begann, im sogenannten Drogenkrieg das Militär einzusetzen.
Das Argument der Hersteller, sie seien nicht dafür verantwortlich, in wessen Hände ihre Waffen gerieten, sei falsch, sagte Ebrard. "Sie entwickeln sogar Modelle, die speziell für Drogenhändler ästhetisch gestaltet sind." Allerdings bietet das amerikanische Bundesrecht den Waffenherstellern weitreichenden Schutz gegen Klagen von Opfern von Waffengewalt oder deren Angehörigen. Die Klage sei "ein bisschen weit hergeholt", sagte der Jura-Professor Carl Tobias von der University of Richmond der New York Times. Sie ziele womöglich darauf, die Aufmerksamkeit von US-Präsident Joe Biden und der US-Bundesbehörden zu erregen, um Verhandlungen über das Problem zu erreichen.