Gysi wird nicht mehr antreten
Gregor Gysi wird ab Herbst nicht mehr an der Spitze der Bundestagsfraktion der Linken stehen. "Ich werde nicht erneut kandidieren, da der Zeitpunkt gekommen ist, den Vorsitz unserer Fraktion in jüngere Hände zu legen", sagte der 67-jährige Gysi in einer Rede auf dem Bundesparteitag der Linken in Bielefeld. Bis zuletzt war Gysis politische Zukunft unklar. Er wolle die Verantwortung wirklich abgeben. "Ich will die Fraktion nicht heimlich indirekt weiterleiten", sagte Gysi. Die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger sollen Kandidaten für die Wahl am 13. Oktober vorschlagen.
SZ-Korrespondent Thorsten Denkler berichtet live vom Parteitag:
Eine der dominierenden Fragen des Parteitages ist: Möchte die Linke regieren oder möchte sie das lieber nicht? Gysi rührte die Werbetrommel dafür, eine Regierungsbeteiligung nach den Bundestagswahlen 2017 nicht grundsätzlich auszuschließen - auch wenn das Kompromisse zur Folge hätte. "Wir sind eine Zehn-Prozent-Partei, keine 50-Prozent-Partei. Das müssen wir zur Kenntnis nehmen", sagte Gysi.
Am Schluss kamen Gysi die Tränen
Gegen Ende seiner Rede wurde Gysi persönlich. Seine Stimme brach, ihm kamen die Tränen und der sonst so redegewandte Politiker stockte, als er zugab, dass er zu wenig Zeit für Freunde und Familie hatte: "Das lag an mir. Weil ich mich zu wichtig nahm. Ich möchte mich aufrichtig entschuldigen."
Ihr Forum:Die Linke ohne Gysi: Wie wird sich die Partei verändern?
Zehn Jahre lang war Gregor Gysi der Chef der Linksfraktion. Jetzt will er sich zurückziehen. Ab Herbst wird er nur mehr Abgeordneter sein. Was wird aus der Partei ohne den Politiker?
Zehn Jahre lang war Gysi der Chef der Linksfraktion. Im Moment ist die Linke mit 64 Abgeordneten die größte Oppositionspartei im Bundestag. Seinen Sitz im Parlament wird Gysi behalten. Noch ist unklar, ob er für die nächsten Wahlen 2017 antreten wird. "Die Entscheidung werde ich 2016 treffen", so Gysi.
Gregor Gysi:Rückzug auf dem Höhepunkt der Macht
Gregor Gysi hat aus der SED die PDS gemacht, die PDS mit der der WASG zur Linkspartei zusammengeführt. Und ihr den Weg nach Westdeutschland geebnet. Jetzt will er im Herbst nicht mehr als Fraktionschef antreten. Eine Karriere in Bildern.
Bartsch und Wagenknecht als Doppelspitze?
Mit dem Rückzug Gysis beginnt die Debatte um seinen Nachfolger - oder seinen Nachfolgern. Medienberichten zufolge soll die Linksfraktion mit den regulären Neuwahlen eine Doppelspitze bekommen. Die gehandelten Kandidaten sind Gysis bisherige Stellvertreter Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch. Bartsch gilt als Pragmatiker und Reformer, Wagenknecht als die Wortführerin des linken Flügels.
Doch eine sichere Sache ist diese Kombination nicht. Wagenknecht hatte im März nach einem Streit über das Hilfspaket für Griechenland angekündigt, nicht für den Posten zur Verfügung zu stehen. Bleibt sie bei ihrem Nein, müssen weitere Varianten einer Gysi-Nachfolge ausgelotet werden.