Schulen:Brauchen Lehrkräfte mehr Prämien und Aufstiegschancen?

Lesezeit: 2 min

Lehrer oder Lehrerin zu sein, muss sich mehr lohnen, findet Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). (Foto: Michael Kappeler/dpa)

Um den Lehrermangel zu lindern, schlägt die Bundesbildungsministerin vor, gute Leistungen besser zu belohnen. Lehrervertreter sind uneins, ob das eine gute Idee ist.

Von Paul Munzinger

Im Kampf gegen den Lehrermangel in Deutschland schlägt Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger vor, mehr Leistungsanreize für Lehrerinnen und Lehrer zu schaffen. "Es muss sich mehr lohnen, sich für die Chancen und die Zukunft unserer Kinder einzusetzen", sagte die FDP-Politikerin der Bild -Zeitung. "Das würde den Beruf auch für junge Menschen und Quereinsteiger attraktiver machen und damit den Lehrermangel bekämpfen." Die "vielen motivierten und engagierten Lehrkräfte" bräuchten "nicht nur mehr Anerkennung, sondern auch eine leistungsorientiertere Bezahlung", so Stark-Watzinger.

Konkreter wurde die Ministerin nicht - was man als Versuch werten kann, eine Debatte anzustoßen, ohne die verbale Kompetenzüberschreitung zu weit zu treiben. Denn für Bildungspolitik sind die Bundesländer zuständig. Im Sommer 2021 allerdings musste Stark-Watzinger sich um derlei föderale Empfindlichkeiten noch nicht sorgen. Mit der damals oppositionellen FDP-Fraktion im Bundestag stellte sie da einen Antrag, der unter anderem forderte, "Lehrkräften neue Aufstiegsmöglichkeiten zu eröffnen", etwa durch Zweiteilung von Schulleiterstellen. Zudem seien "bei der Besoldung von Lehrkräften Leistung und Engagement zu berücksichtigen, statt nur die reinen Dienstjahre"; auch Leistungsprämien sollten verstärkt genutzt werden.

Der Personalmangel an den Schulen spitzt sich seit Jahren zu. Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, schätzte die Zahl der unbesetzten Lehrerstellen zu Beginn des Schuljahres auf 30 000 bis 40 000. Die Politik versucht, auf verschiedene Arten gegenzusteuern. So werden inzwischen in allen Bundesländern Lehrkräfte wieder verbeamtet, viele Länder haben zudem das Gehalt etwa an Grundschulen erhöht. Kurzfristig schaffen diese Maßnahmen keine Abhilfe, doch langfristig sollen sie den Beruf für junge Leute attraktiver machen.

"Nasenprämien lösen das Problem Lehrermangel nicht!", schreibt die GEW

Das würde auch für neue Leistungsanreize gelten. Dass es davon im deutschen Bildungswesen zu wenig gibt, findet nicht nur Stark-Watzinger, sondern etwa auch Andreas Schleicher, Bildungsdirektor der OECD. Bei der Vorstellung der Studie "Bildung auf einen Blick" Anfang Oktober kritisierte er, dass weder Qualifikation noch Leistung das Gehalt von Lehrern in Deutschland wesentlich beeinflussten. Die Folge sei ein Mangel an Aufstiegschancen und damit an Motivation. Viele Bundesländer sehen Leistungsanreize wie Prämien und Zulagen zwar im Beamtenrecht vor, nur wenige stellen dafür laut Lehrerverbänden aber auch Geld bereit - so wie Bayern. Dort stehen laut Kultusministerium im laufenden Jahr 5,5 Millionen Euro für Leistungsprämien zur Verfügung.

"Was uns bisher zum Thema Leistungsprämie bekannt ist, ist, dass die Töpfe schmal sind, das Verfahren aufwändig und das Ganze daher wenig wirksam ist", sagt Udo Beckmann, Vorsitzender der Bildungsgewerkschaft VBE. Der Vorschlag zeige "die ganze Hilflosigkeit der Politik". Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), schrieb auf Twitter: "Nasenprämien lösen das Problem Lehrermangel nicht!" Um wieder mehr junge Menschen für den Beruf zu gewinnen, müssten die Länder "gute Arbeitsbedingungen an den Schulen schaffen".

Lehrerverbandspräsident Meidinger dagegen würde mehr Leistungsanreize begrüßen. Auch kleinere Prämien als Anerkennung hätten für Lehrkräfte einen "hohen emotionalen Wert", sagt er. Beförderungsmöglichkeiten gebe es in vielen Bundesländern gar nicht: "Viele Lehrer beenden ihre Laufbahn in der selben Besoldungsgruppe, in der sie angefangen haben." Meidinger räumt ein, dass es in der Frage, wie man Leistung bei Lehrkräften messen könne, auch "subjektive Elemente" gebe und jede Bewertung "mit der Qualifikation der Schulleitung steht und fällt". Doch dass man Unterricht bewerten könne, davon ist Meidinger überzeugt - etwa indem man sich die Leistungen einer Klasse über einen längeren Zeitraum ansehe oder die Noten im Abitur.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusSchule und Forschung
:Bildungsrepublik Deutschland

Was ist guter Unterricht? Was macht eine gute Lehrerin aus? Wie gerecht sind Noten? Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beantworten die großen Fragen rund ums Thema Schule.

Text: Paul Munzinger; Illustrationen: Katharina Bitzl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: