Umweltministerin:Hessen will Anstrengungen beim Wassersparen verstärken

Lesezeit: 2 min

Priska Hinz (Grüne), Umweltministerin in Hessen spricht auf einer Pressekonferenz. (Foto: Oliver Berg/dpa)

Auch wenn Experten derzeit noch nicht von Dürre sprechen - es herrscht Trockenheit in Hessen. Daher muss kostbares Trinkwasser möglichst gespart werden. Umweltschützern prangern undichte Leitungen an, durch die Wasser versickert.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessens Landesregierung will angesichts der anhaltenden Trockenphase die Anstrengungen beim Wassersparen und für den Schutz von Trinkwasser verstärken. „Noch liegt wegen des feuchten Frühjahrs keine Dürre vor, aber wir bereiten uns vor“, sagte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) am Donnerstag im Landtag in Wiesbaden.

Das Land beschäftige sich mit dem Klimaplan und dem Zukunftsplan Wasser seit einigen Jahren mit den Auswirkungen der Klimakrise. Wegen der aktuellen Trockenphase würden ergänzende Maßnahmen ergriffen und bestehende Projekte priorisiert, sagte Hinz. Als Beispiel nannte sie Muster-Satzungen vom Land für die Kommunen, damit Städte und Gemeinden etwaige Verbote für das Befüllen von Pools oder Autowaschen rechtssicher durchsetzen können. In der Landwirtschaft würden sparsame Bewässerungssysteme gefördert.

Landwirtschaft und Wald seien schon jetzt von der Trockenheit stark betroffen, teilte das Umweltministerium mit. Bisher habe es dieses Jahr in Hessen 27 Waldbrände mit einer Schadfläche von zehn Hektar gegeben. „In der Landwirtschaft wird regional unterschiedlich mit mengenmäßigen, aber auch qualitativen Ernteeinbußen und Trockenschäden gerechnet“, erläuterte das Ministerium.

Bezogen auf ganz Hessen sei der Mai zu trocken geblieben und auch im Juni seien bisher in Hessen kaum Niederschläge gefallen. „Erneut wird uns vor Augen geführt, dass wir in der Klimakrise mit zunehmenden Trockenphasen und Dürre rechnen müssen“, mahnte Hinz. „Wasser muss als kostbares und knappes Gut behandelt werden.“

Die Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag, Elisabeth Kula, kritisierte, die Landesregierung habe den Ernst der Lage „noch immer nicht begriffen“ und bleibe bei der Förderung von Konzepten stehen. Es sei unverantwortlich, die Kommunen bei der Sicherung der Lebensgrundlage Wasser mit Plänen und Symbolprojekten abzuspeisen, sagte Kula und forderte die Wiedereinführung eines Wassercents für die Industrie.

Klaus Gagel von der AfD-Fraktion warf der Linken „Alarmismus“ vor und sprach sich gegen Verbote und neue Abgaben aus. Das könne nicht die Lösung sein. Die FDP-Abgeordnete Wiebke Knell warnte vor der tödlichen Gefahr von Starkregen als weitere Folge des Klimawandels. Es sei notwendig, Gebäude besser an solche Ereignisse mit viel Niederschlag in kurzer Zeit anzupassen.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland in Hessen (BUND Hessen) beklagte die Trinkwasserverluste in undichten kommunalen Rohrleitungsnetzen. Dies gehe aus der Wasserbilanz Rhein-Main des Regierungspräsidiums Darmstadt hervor. Kommunen müssten dringend ihrer Pflicht zur Sanierung von Leitungssysteme nachkommen, „damit kostbares Trinkwasser bei den Menschen ankommt, anstatt nutzlos im Boden zu versickern“, forderte der BUND-Vorsitzende Jörg Nitsch.

Der Wasserverlust sei angesichts der Trockenheit unannehmbar. Um die Kosten der Leitungssanierung zu finanzieren, könnte die Wiedereinführung des Wassercents als zweckgebundene Abgabe für Kommunen hilfreich sein, schlug Nitsch vor.

Wegen der anhaltenden Trockenheit und niedriger Grundwasserstände beschränken in Hessen derzeit zahlreiche Kommunen und Landkreise die Wasserentnahme. Im Vogelsbergkreis beispielsweise ist die Entnahme von Wasser aus Bächen, Flüssen und Seen seit Sonntag verboten. Ähnliche Regeln gelten in Wiesbaden, Darmstadt und im Landkreis Kassel.

© dpa-infocom, dpa:230629-99-227804/3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: