Landesbischof:Missbrauch in Oesede: Betroffene will Rücktritt von Meister

Blick auf die Evangelisch-lutherische König-Christus Kirche Oesede. (Foto: Friso Gentsch/dpa)

Ende Januar machte eine erste umfassende Studie das Ausmaß sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) deutlich. Sollten leitende Geistliche Konsequenzen daraus ziehen?

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Hannover (dpa/lni) - Nach der Veröffentlichung eines unabhängigen Berichts über sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirchengemeinde Oesede im Landkreis Osnabrück hat eine Betroffene den Rücktritt von Hannovers Landesbischof Ralf Meister gefordert. „Ich halte einen Rücktritt von Landesbischof Meister zu diesem Zeitpunkt für wichtig und richtig und stehe mit dieser Meinung nicht alleine“, sagte die Frau, die ihren Fall 2021 unter dem Pseudonym Lisa Meyer 2021 öffentlich gemacht hatte. Die Studie der Unabhängigen Aufarbeitungskommission habe Missstände, Versäumnisse und Fehlentscheidungen aufgedeckt, sagte sie.

Der Untersuchung zufolge hatten in den 70er Jahren Verantwortliche der Kirche den Missbrauch in dem Ortsteil von Georgsmarienhütte vertuscht. Aber auch dem Landeskirchenamt in Hannover bescheinigte die Kommission „erhebliche Versäumnisse“, nachdem sich Lisa Meyer im Jahr 2010 gemeldet hatte. So sei unter anderem die Gemeinde Oesede nicht zeitnah informiert worden, um weitere Betroffene zu finden.

Wie die Aufarbeitungskommission jetzt recherchierte, gab es neben Meyer mindestens sieben weitere Kinder, denen sexualisierte Gewalt angetan wurde. Der beschuldigte Diakon starb 2018. Bischof Meister will an diesem Freitag (9.00 Uhr) zu den Ergebnissen des Berichts Stellung nehmen. Er ist seit 2011 Landesbischof in Hannover.

Ende Januar war die erste umfassende Studie zu sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie veröffentlicht worden. Darin wurden mindestens 2225 Betroffene und 1259 mutmaßliche Täter dokumentiert. Dies sei jedoch nur die „Spitze der Spitze des Eisbergs“, sagte Studienleiter Martin Wazlawik bei der Vorstellung der unabhängigen Untersuchung in Hannover.

© dpa-infocom, dpa:240314-99-336678/2

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