Munitionsaffäre:Elitesoldat des KSK verurteilt

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Der Angeklagte (Mi.), ein ehemaliger Bundeswehrsoldat des Kommandos Spezialkräfte (KSK), spricht in einem Saal des Landgerichts mit seiner Anwältin. (Foto: Sebastian Willnow/dpa)

Er hatte in seinem Garten Waffen, Munition und Sprengstoff gehortet. Das Landgericht Leipzig verurteilt den mittlerweile suspendierten Ausbilder des Kommandos Spezialkräfte zu einer Bewährungsstrafe.

Das Landgericht Leipzig hat einen ehemaligen Soldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK) zur zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Der Soldat habe gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz, das Waffengesetz und das Sprengstoffgesetz verstoßen. Der 46-jährige Mann hatte in seinem Garten Waffen, Munition und Sprengstoff gehortet, die Einsatzkräfte bei einer Durchsuchung im Mai vergangenen Jahres gefunden hatten. Die Generalstaatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von zweieinhalb Jahren gefordert, die Verteidigung eine Bewährungsstrafe von zehn Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Der Angeklagte war in der 2. Kompanie jahrelang für die Planung und Durchführung von Schießübungen und somit auch für die Munitionsübergabe an die Soldaten verantwortlich. Die Kompanie wurde inzwischen aufgelöst. Bei einer Durchsuchung seines Grundstücks in Collm (Landkreis Nordsachsen) wurden unter anderem zwei Kilogramm professioneller Sprengstoff, mehrere Tausend Stück Gewehr- und Pistolenmunition, ein Sturmgewehr AK-47, eine Armbrust, eine Nebelhandgranate sowie Schusswaffen und Waffenteile gefunden. Darüber hinaus wurden auch Schriften mit rechtsextremen Inhalten sichergestellt. Ein Sprengstoffexperte der Polizei hatte die sichergestellten Materialien als einsatzfähig bezeichnet. Ein Fachmann hätte mit dem Sprengstoff und den Zündern massiven Schaden anrichten können, hieß es.

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Der Mann, der inzwischen vom Dienst suspendiert wurde, hat die Taten gestanden. Sein Motiv konnte im Prozess aber nicht aufgeklärt werden. Er gab an, das Sturmgewehr habe als Deko-Waffe fürs Wohnzimmer dienen sollen. Die bei ihm sichergestellte Munition sollte nach Angaben des Angeklagten bei einer Übung im Sommer 2020 verwendet werden, zu der es aber wegen der Einschränkungen im Rahmen der Corona-Pandemie nicht mehr gekommen sei. Der Prozess hatte große Lücken bei der Kontrolle des durch das KSK bei Übungen verwendeten Sprengstoffs aufgezeigt.

Die später aufgelöste 2. Kommandokompanie hatte 2017 bei einer Abschiedsfeier für einen KSK-Kommandeur mit Schweineköpfen geworfen. Dabei soll auch Rechtsrock gehört und der Hitlergruß gezeigt worden sein.

Der Fall ist auch politisch brisant, nachdem bekannt geworden war, dass die Elitesoldaten von März bis Mai vergangenen Jahres gehortete oder womöglich auch gestohlene Munition abgeben konnten, ohne dass Konsequenzen drohten. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) prüft wegen der Unregelmäßigkeiten im Umgang mit Munition beim Kommando Spezialkräfte ein gerichtliches Disziplinarverfahren gegen den Kommandeur. Dieser hatte die straffreie Sammelaktion für Munition am 1. April 2020 eigenständig durch mündlichen Befehl angeordnet. Nach Angaben eines KSK-Offiziers wurden dabei mehr als 50 000 Munitionsartikel abgegeben. Woher diese stammten, blieb aber unklar.

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