Natur als Waffe:Sturzfluten und verbrannte Erde

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Hat bis heute Folgen: Die US-Luftwaffe versprühte im Vietnamkrieg das Entlaubungsmittel "Agent Orange" über dem Dschungel, um den Vietcong zu bekämpfen. (Foto: Everett Collection/dpa)

Die Gewalt der Natur einzusetzen, ist eine alte, oft perfide Kriegsstrategie. Dass die russische Armee sie womöglich benutzt, könnte ein Hinweis darauf sein, in welch üblem Zustand sich Putins Truppe befindet.

Von Joachim Käppner

Die großen Bomber erschienen in der Mitternachtsstunde und im Tiefflug über dem Staudamm und trafen ihn wie aus dem Nichts. Mit neu entwickelten "Dambuster"-Bomben zerstörten sie die Möhnetalsperre, ein tsunamiartige Flutwelle ergoss sich Richtung Ruhrgebiet, zerstörte alles in ihrem Weg und tötete zahlreiche Menschen. Das ganze Tal, berichtete ein Pfarrer, war von einem "gewaltigen Strom durchflutet. Menschen, Tiere, Bäume, Möbel, Kessel aus den Fabriken wurden von den Fluten mit fortgerissen". Die britische "Operation Chastise" in der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 traf Hitlerdeutschland empfindlich - allerdings anders als geplant. Trotz aller Verwüstungen beeinträchtigte der Luftangriff auf mehrere Talsperren die deutsche Kriegsproduktion nicht so entscheidend, wie die Royal Air Force erwartet hatte. Der Schlag war vor allem eine öffentliche Demütigung des Nazireichs: Die Lancaster-Bomber hatten präzise die Infrastruktur im Herzen Deutschlands getroffen, und dass nur elf von 19 Maschinen heimkehrten, änderte daran nichts.

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