Russische Invasion:Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

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Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms haben Trümmer die Strände des Schwarzen Meeres bei Odessa erreicht. (Foto: Andrey Nekrasov/ZUMA Press Wire/dpa)

In der ukrainischen Stadt Krywyj Rih sterben knapp ein Dutzend Menschen durch russischen Raketenbeschuss auf ein Wohnhaus. Die Gegenoffensive macht laut Kiew Fortschritte. Die News im Überblick.

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Kiew/Moskau (dpa) - Im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine sind durch Raketenbeschuss erneut viele zivile Opfer zu beklagen. Bei dem Einschlag einer Rakete in einem Wohnhaus in der Stadt Krywyj Rih im Südosten des Landes sind nach ukrainischen Angaben in der Nacht zum Dienstag mindestens elf Menschen getötet worden. Mehr als zwei Dutzend wurden demnach verletzt.

Die Zahl der Toten durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der vergangenen Woche stieg unterdessen in ukrainisch-kontrolliertem Gebiet auf zehn. Russland gab die Zahl der Toten mit 17 an - befürchtet wird jedoch, dass die Opferzahl tatsächlich viel höher sein könnte.

Selenskyjs Heimatstadt von Raketenangriff erschüttert

Krywyj Rih, die Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, sei von einem „massiven Raketenangriff“ erschüttert worden, teilte der Militärgouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, mit. Drei Marschflugkörper habe die Luftverteidigung abwehren können, andere aber seien in zivile Objekte eingeschlagen. Elf Menschen wurden demnach getötet, 28 verletzt. Die Suche nach verschütteten Bewohnern sei mittlerweile abgeschlossen.

Luftalarm wurde auch in mehreren anderen Regionen der Ukraine ausgerufen. Die Russen hätten erneut Marschflugkörper abgefeuert, auch auf die Hauptstadt Kiew, hieß es von den dortigen Behörden. Dort habe die Luftabwehr aber alle feindlichen Flugobjekte abgeschossen. Aus der östlichen Stadt Charkiw gab es Berichte über Drohnenangriffe. Insgesamt feuerte Russland in der Nacht laut ukrainischem Generalstab 14 Marschflugkörper ab, von denen zehn abgewehrt werden konnten.

Kiew: Russen haben Kirche beschossen und Geistlichen getötet

Im südukrainischen Gebiet Cherson beschossen russische Truppen nach Angaben des Präsidentenbüros in Kiew eine Kirche und töteten dabei einen Geistlichen. Der 72-Jährige sei in dem Ort Biloserka bei den Angriffen auf das Kirchengelände getötet worden, so die Mitteilung. Eine 76 Jahre alte Frau erlitt demnach Verletzungen.

Zerstörter Staudamm: Zahl der Todesopfer steigt weiter

Eine Woche nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine stieg die Zahl der Hochwasser-Opfer weiter. Die Behörden auf der ukrainisch kontrollierten Seite der Region Cherson meldeten am Dienstag 10 Tote und 20 Verletzte. 42 Menschen würden noch vermisst, teilte der Chef der Chersoner Militärverwaltung, Olexander Prokudin, auf Telegram mit. Am Montag hatten die ukrainischen Behörden noch von sechs Todesopfern gesprochen.

Auch am von Moskau kontrollierten Südufer des Flusses Dnipro stieg die Zahl der Toten den Angaben der russischen Besatzer zufolge von 8 auf 17. Da die besetzten Orte besonders schlimm von den Hochwassern betroffen sind, wird allerdings befürchtet, dass es noch deutlich mehr Opfer gibt.

Wasserstand geht langsam zurück

Der große Staudamm in der Stadt Nowa Kachowka war am vergangenen Dienstag zerstört worden. Anschließend strömten riesige Wassermassen aus dem angrenzenden Stausee aus und überschwemmten zahlreiche Orte, darunter auch die Gebietshauptstadt Cherson. Die Ukraine, die sich seit mehr als 15 Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt, wirft Russland vor, das Bauwerk gesprengt zu haben. Moskau dementiert das und beschuldigt seinerseits Kiew, es beschossen zu haben.

Die Situation ist vielerorts weiter katastrophal. Zugleich sinkt der Wasserstand wieder leicht. In der Stadt Cherson etwa lag er laut offiziellen Angaben am Dienstagvormittag noch bei 2,9 Metern. Ungefähr zur selben Zeit am Vortag waren es noch 3,29 Meter gewesen.

Selenskyj: Fortschritte bei Gegenoffensive

Der ukrainische Präsident sprach nach der Rückeroberung mehrerer Dörfer im Osten der Ukraine von einem Erfolg der bisherigen Offensivschläge gegen die russischen Streitkräfte. „Die Kämpfe sind hart, aber wir kommen vorwärts, und das ist wichtig“, sagte Selenskyj in seiner am Montagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft. Auch am Dienstag berichtete Kiew wieder von kleineren Geländegewinnen.

Seit Tagen melden die ukrainischen Streitkräfte die Befreiung einer wachsenden Zahl von Dörfern vor allem im Gebiet Donezk, das Russland annektiert hatte. Russland spielte die Erfolge der ukrainischen Gegenoffensive zuletzt herunter und bezeichnete sie als unbedeutend. Moskau hatte die Eroberung des gesamten Gebiets Donezk als ein Kriegsziel genannt.

Die Angaben beider Kriegsparteien sind oft zunächst nicht unabhängig überprüfbar. Allerdings haben auch internationale Experten der Ukraine bereits lokale Erfolge bei ihrer Gegenoffensive bescheinigt. Insbesondere die russische Seite wiederum fiel immer wieder durch militärische Falschaussagen auf.

London: Iran liefert Russland größere Drohnen-Mengen

Russland erhält nach Angaben britischer Geheimdienste größere Mengen iranischer „Kamikaze“-Drohnen für den Krieg gegen die Ukraine als bisher. Statt per Flugzeug würden die Drohnen nun wahrscheinlich mit Schiffen aus dem Iran über das Kaspische Meer geliefert, teilte das Verteidigungsministerium in London mit. „Mit der Lieferung dieser Waffen verstößt der Iran weiterhin gegen die Resolution 2231 des UN-Sicherheitsrats.“

Zudem arbeite Russland daran, eine inländische Drohnenproduktion zu starten und werde „mit ziemlicher Sicherheit“ dabei vom Iran unterstützt, hieß es weiter. Die unbemannten Flugkörper stellten für Russland eine relativ günstige Angriffswaffe mit größerer Reichweite dar, zumal mit den Attacken gegen die Ukraine ein großer Teil der russischen Marschflugkörper verbraucht sei.

© dpa-infocom, dpa:230613-99-33540/5

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