Krieg in Syrien:Feuerpause für Aleppo verlängert

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Russland und Syrien stimmen nach UN-Angaben einer Ausweitung der Waffenruhe zu. Bundeskanzlerin Merkel macht vor dem EU-Gipfel in Brüssel deutlich, dass ihr das nicht reicht.

Russland und Syrien haben nach UN-Angaben einer Verlängerung der einseitigen Feuerpause für Aleppo zur Versorgung Notleidender bis Samstag zugestimmt. Die Waffenruhe solle für jeweils elf Stunden am Tag gelten und genutzt werden, um Verwundete zu versorgen, erklärte der UN-Koordinator für Nothilfe in Syrien, Jan Egeland, in Genf. Die UN hofften zudem auf eine weitere Verlängerung bis mindestens Montag.

Die russische Regierung äußerte sich jedoch zurückhaltend. Es bestehe die Gefahr, dass Terroristen die Atempause für Angriffe, zum Aufstocken ihrer Munition oder zur Umgruppierung nutzten, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. "Und dann gibt es natürlich keine humanitäre Pause", sagte er der Agentur Interfax zufolge. Präsident Wladimir Putin hatte zuvor in Berlin gesagt, Russland sei unter Bedingungen zur Verlängerung der Feuerpause für Aleppo bereit.

Egeland kündigte in Genf an, UN-Helfer würden am Freitag versuchen, erstmals Verwundete aus dem belagerten Osten von Aleppo abzuholen und außerhalb medizinisch zu versorgen. Sicherheitsgarantien dafür seien inzwischen von Syrien und Russland sowie von den Aufständischen zugesagt worden.

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Von Daniel Brössler und Thomas Kirchner

Merkel fordert dauerhaften Waffenstillstand

Bundeskanzlerin Angela Merkel machte vor Beginn des EU-Gipfels in Brüssel deutlich, dass es aus ihrer Sicht nicht bei einer vorübergehenden Feuerpause bleiben dürfe. Es müsse daran gearbeitet werden, in Aleppo "einen Waffenstillstand hinzubekommen, und zwar nicht nur einen über mehrere Stunden am Tag und dann wieder viele Stunden Bombardement, sondern einen andauernden Waffenstillstand".

Merkel forderte ihre EU-Kollegen zu einer harten und klaren Haltung gegenüber Russland auf. "Ich hoffe, dass wir als Europäischer Rat doch in der Lage sind, deutlich zu machen, dass das, was in Aleppo passiert, mit russischer Unterstützung, völlig unmenschlich ist", sagte Merkel bei ihrer Ankunft in Brüssel. Am Mittwochabend hatte sie den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Berlin empfangen, um über Syrien zu sprechen. Das Treffen, an dem auch Frankreichs Präsident François Hollande teilnahm, war ohne konkretes Ergebnis geblieben.

Die Europäische Union wird Russland womöglich erstmals indirekt mit Sanktionen drohen. In dem jüngsten Entwurf für die Abschlusserklärung des Gipfels in Brüssel werden Moskau explizit Angriffe auf die syrische Zivilbevölkerung vorgeworfen. Sollten die Grausamkeiten nicht gestoppt werden, müssen demnach Personen und Unternehmen, die das Regime des syrischen Machthabers Baschar al-Assad unterstützen, mit restriktiven Maßnahmen rechnen. Dies können zum Beispiel Vermögenssperren und EU-Einreiseverbote sein.

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