Türkei
Der türkische Präsident Reccep Tayyip Erdoğan hat seine Haltung zu Syriens Herrscher Baschar al-Assad mehr als einmal geändert: Als der Freund in Damaskus wohlmeinende Rufe zu Reformen ignorierte und auf sein Volk zu schießen begann, wurde Erdoğan zum entschiedenen Gegner und einem der wichtigsten Unterstützer der Rebellen. Nicht immer schaute Ankara genau, wer Waffen und Unterstützung erhielt; auch radikalere Gruppen profitierten. Zugleich nahm die Türkei mehr syrische Flüchtlinge auf als jedes andere Land, mehr als 3,5 Millionen. Und Erdoğan schloss einen Deal mit der EU, um diese an der Weiterreise nach Europa zu hindern. Nach dem Abschuss eines russischen Jets durch die türkische Luftwaffe Ende 2015 kam es zur Krise mit Russland, aber seit 2016 ist Ankara wie Iran an von Russland initiierten Gesprächen in Astana beteiligt. Spannungen flammen dennoch immer wieder auf. Seit dem militärischen Sieg gegen die Terrormiliz Islamischer Staat verschärft sich der Konflikt mit dem Nato-Partner USA: Erdoğan betrachtet die von ihnen unterstützten kurdischen YPG-Milizen als vordringlichen Feind und hat eine Militäroffensive gegen sie gestartet. Sein einstiges Ziel, der Sturz Assads, ist längst in den Hintergrund getreten.
Iran
Iran war die erste ausländische Macht, die in Syrien eingriff: Während der anfänglichen Proteste gegen Präsident Baschar al-Assad im Frühjahr 2011 sandte Teheran Berater, die ihre Erfahrungen bei der Niederschlagung der Grünen Revolution an den syrischen Sicherheitsapparat weitergaben. Syrien war damals der einzige strategische Verbündete der schiitischen Iraner in der sunnitisch geprägten arabischen Welt, die sich weitgehend an Washington anlehnte. Von 2012 an kämpften Milizionäre der von den Revolutionsgarden gesteuerten libanesischen Hisbollah-Miliz in Syrien für Assad. Heute befehligen die Garden dort ein Heer aus Zehntausenden schiitischen Kämpfern, die aus dem Irak, Afghanistan, Pakistan und anderen Ländern rekrutiert wurden. Sie sind am Boden eine ebenso entscheidende Verstärkung der geschwächten syrischen Armee, wie es Russland in der Luft ist. Iran will sich einen Zugang zum Mittelmeer sichern - und an Israels Grenzen. Eine Landverbindung von Iran über Irak nach Syrien und Libanon soll der Hisbollah neue Versorgungsrouten und strategische Tiefe gegen den Erzfeind verschaffen. In Syrien baut Teheran Militärstützpunkte und Waffenfabriken, stärkt aber auch seinen kulturellen und religiösen Einfluss.
Russland
Mit der Militärintervention im Herbst 2015 hat Präsident Wladimir Putin die Lage in Syrien grundlegend verändert. Vor der UN-Vollversammlung begründete er das Eingreifen mit dem Kampf gegen Terroristen, stellte es in eine Linie mit dem Zweiten Weltkrieg und den Kampf gegen die Nazis. Tatsächlich bewahrte er den langjährigen Verbündeten Baschar al-Assad vor einer Niederlage. Die russische Luftwaffe ist die entscheidende Kraft in einem Krieg, der sich maßgeblich gegen Rebellen richtete, die in UN-Friedensbemühungen eingebunden und nicht als terroristisch eingestuft sind. Im Sicherheitsrat stellt sich Moskau vor Assad, selbst wenn der Chemiewaffen einsetzt. Gegen den "Islamischen Staat" ging Russland ernsthaft erst 2017 vor. Offiziell will der Kreml eine politische Lösung, hat aber alle Vorstöße der Obama-Regierung ins Leere laufen lassen in der Hoffnung, unter einem Präsidenten Donald Trump freie Hand zu haben. Nun beteiligt sich Moskau am Bombardement der Rebellen-Enklave Ghouta. Putin hat einiges erreicht: Russland ist mit einem Luftwaffen- und einem ausgebauten Flottenstützpunkt in Tartus zurück am Mittelmeer und in der arabischen Welt. In Syrien wird es keine Lösung gegen den Willen Moskaus geben.
USA
Für Präsident Barack Obama war der Arabische Frühling die größte außenpolitische Herausforderung der ersten Amtszeit. Er wollte schließlich das Verhältnis mit der islamischen Welt nach dem Irak-Desaster verbessern. Ägyptens Hosni Mubarak ließ er nach Tagen fallen, Assads Rücktritt forderte er erst im August 2011, als längst die Panzer rollten. In der Folge unterstützten die USA verschiedene Rebellen, direkt eingreifen wollten sie aber nie. Das änderte sich nach den Chemiewaffen-Angriffen im August 2013. Doch willigte Obama in Russlands Initiative ein: Assad blieb unbehelligt, sollte aber seine Chemiewaffen aufgeben - was er nie vollständig tat. Versuche, nach dem Atom-Deal mit Iran Gespräche über Syrien zu organisieren, blieben erfolglos. Donald Trump sagte 2017, der Sturz Assads sei keine Priorität, es gehe um die Bekämpfung der Terrormiliz Islamischer Staat. Das änderte sich auch nicht nach einem neuen Sarin-Einsatz, den Trump mit Marschflugkörpern auf einen syrischen Militärflugplatz beantwortete. Seine engsten Berater setzten aber durch, dass die offiziell 2000 US-Soldaten in Syrien bleiben. Sie sollen dort nun Irans Einfluss eindämmen und den USA Mitsprache bei der Nachkriegsordnung garantieren.
Israel
Für Israel war Baschar al-Assad zwar kein freundlicher Nachbar, aber einer mit dem man leben kann. Nach dem Libanon-Krieg 2006 gab es von der Türkei vermittelte indirekte Gespräche über eine Rückgabe der Golanhöhen und einen umfassenden Friedensvertrag. Sie endeten auch dann nicht, als Israel im September 2007 in Syrien bombardierte - einen in Bau befindlicher Atomreaktor, den Assad mithilfe Nordkoreas errichten wollte. Die Gespräche scheiterten, weil Assad sich weigerte, die Allianz mit Iran zu brechen. Den Arabischen Frühling sah Israel mit größter Sorge und befürchtete den Aufstieg radikaler Islamisten. Es verhielt sich im Bürgerkriegs jenseits der Grenze lange weitgehend neutral. Besorgt über die zunehmende Präsenz der Hisbollah und Irans in Syrien fliegt Israels Luftwaffe jedoch seit Mitte 2017 eine stetig zunehmende Zahl von Angriffen auf sie. Anfang Februar eskalierte dieser schleichende Konflikt zum größten Schlagabtausch seit Jahren; Syrien schoss eine israelische F-16 ab; Israel zerstörte daraufhin nach eigenen Angaben die Hälfte der syrischen Luftabwehr. Ein neuer Krieg ist womöglich nur noch eine Frage der Zeit, wenn Russland nicht bereit oder in der Lage ist, Irans Militärpräsenz in Syrien zu begrenzen.
Saudi-Arabien
Saudi-Arabien und andere sunnitische Golfstaaten, vor allem Katar, begannen spätestens Ende 2012, in größerem Umfang Waffen an syrische Rebellengruppen zu liefern. Sie reagierten damit auf die zunehmende Unterstützung Irans und der Hisbollah für Assad. In dessen Sturz sahen sie die Möglichkeit, das mit etwa 70 Prozent überwiegend von Sunniten bevölkerte Land aus dem Machtbereich Teherans zu lösen. Die Waffenlieferungen trugen zweifellos zur Eskalation des Bürgerkriegs bei - in den Folgejahren aber auch dazu, dass vom Westen unterstützte moderate und weltliche Gruppen, die den Aufstand anfangs dominierten, durch islamistische Gruppen verdrängt wurden. Vor allem Katar zeigte wenig Scheu, auch radikalere Fraktionen zu unterstützen - was Riad Doha heute vorhält. Nach Russlands Intervention im Herbst 2015 lieferte Riad Panzerabwehrraketen, die ein schnelles Vorrücken der syrischen Armee auf breiter Front vereitelten. Saudi-Arabien unterstützt die Opposition bis heute politisch, ist aber inzwischen von der Forderung nach einem Rücktritt von Baschar al-Assad abgerückt. In Gesprächen mit Moskau versucht Saudi-Arabien jetzt wie Israel und die USA vor allem zu erreichen, dass Irans Einfluss in Syrien eingedämmt wird.