Kolumbianische Rebellen:Haftbefehle gegen Farc-Mitglieder ausgesetzt

Kolumbien hat knapp 200 Haftbefehle gegen Mitglieder der Revolutionären Streitkräfte ausgesetzt. Davon betroffen ist auch die niederländische Farc-Unterhändlerin Tanja Nijmeier.

In dem Konflikt zwischen der kolumbianischen Regierung und der Farc-Guerilla wurden nach Schätzungen der Regierung in Bogotá insgesamt 600.000 Menschen getötet und 3,7 Millionen Menschen gewaltsam vertrieben. (Foto: dpa)

Kolumbien setzt knapp 200 Haftbefehle gegen Mitglieder der Revolutionären Streitkräfte (Farc) aus. Insgesamt 191 Haftbefehle gegen rund 30 Teilnehmer der Guerilla an den Friedensgesprächen mit der Regierung würden ausgesetzt, teilte die Staatsanwaltschaft in Bogotá mit.

Die Entscheidung sei jedoch geografisch begrenzt und gelte nur für die Verhandlungsorte Oslo und Havanna, betonte Staatsanwalt Eduardo Montealegre. Die Friedensgespräche zwischen der Regierung und der Guerilla hatten vergangene Woche nahe der norwegischen Hauptstadt Oslo offiziell begonnen.

Von der Regelung betroffen ist auch die niederländische Farc-Unterhändlerin Tanja Nijmeier. Gegen die 34-Jährige liegt ein Auslieferungsantrag der USA vor, weil sie 2003 an der Entführung von drei US-Bürgern beteiligt gewesen sein soll.

Sowohl die USA als auch die Europäische Union haben die Farc, die in den 1960er Jahren aus einem Bauernaufstand gegen die Landverteilung in Kolumbien hervorgegangen war, als Terrororganisation eingestuft. Die eigentlichen Verhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerilla sollen am 15. November in Kuba beginnen.

Norwegen und Kuba vermitteln in dem Konflikt, in dem nach Schätzungen der Regierung in Bogotá 600.000 Menschen getötet wurden. Etwa 3,7 Millionen Menschen sind durch die Gewalt vertrieben worden. Fünf Kernthemen bestimmen die Agenda der Gespräche: Landreformen, die politische Integration der Guerilla, ein endgültiges Ende der Feindseligkeiten, der Kampf gegen Drogenanbau und -schmuggel sowie die Situation der Opfer des Konflikts.

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Sie begannen als militärischer Arm der kolumbianischen Kommunisten - doch ihr Kampf scheint kaum noch politisch motiviert. Mit Drogenhandel und Entführungen versetzten die Farc-Rebellen in den vergangenen Jahren viele Kolumbianer in Angst. Nun verhandeln sie erneut mit der Regierung. Für eine Lösung des blutigen Konfliktes fehlt vor allem eines: Vertrauen.

In einer früheren Version des Textes stand, dass 200 Haftbefehle erlassen worden seien. Sie wurden jedoch ausgesetzt. Diesen Fehler haben wir korrigiert. Wir bitten dies zu entschuldigen.

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