An diesem Freitag ruft "Fridays for Future" zum weltweiten Klimastreik auf. In Deutschland wird in mehr als 500 Städten demonstriert, die Organisatoren erwarten mehrere Hunderttausend Teilnehmer. Hinter dem Protestaufruf steht ein Bündnis aus mehr als 200 Initiativen. Ziel ist, den gesellschaftlichen Druck auf die Politik zu erhöhen. Am Samstag beginnt in New York der UN-Klimagipfel, außerdem stellt die Bundesregierung in Berlin die Ergebnisse ihres Klimakabinetts vor. Seit neun Monaten gehen die Anhänger von "Fridays for Future" auf die Straße. Sie kritisieren, die Politik unternehme nicht genug, um die Klimakrise einzudämmen.
Wo wird in Deutschland demonstriert?
Die meisten Teilnehmer werden in Berlin vor dem Brandenburger Tor erwartet. Neben der "Fridays for Future"-Demo sind Fahrraddemonstrationen und Straßenblockaden angekündigt, am Nachmittag wird es einen Rave der Berliner Clubszene geben; auf der Spree sollen Boote den Protest ins Regierungsviertel bringen. In Hamburg, München, Köln, Freiburg und Leipzig finden ebenfalls große Kundgebungen statt. Auch in vielen kleineren Gemeinden wird gestreikt, wie im oberbayerischen Garmisch-Partenkirchen, im brandenburgischen Finsterwalde und in Gerolstein in der Eifel. Gut 300 000 Demonstranten waren beim ersten globalen Streik im März in Deutschland unterwegs.
Wo wird im Ausland gestreikt?
Weltweit gehen am Freitag womöglich mehr als eine Million Menschen auf die Straße. Die Bewegung beschränkt sich nicht auf Industriestaaten wie die USA, Großbritannien oder Japan, sie erreicht auch Kasachstan, Honduras oder die Elfenbeinküste. In mehr als 150 Ländern wird demonstriert. Allein in den USA sollen mehr als 900 Proteste stattfinden.
Wie geht es danach weiter?
Die Demos am Freitag sind Auftakt einer ganzen Klimawoche. "Fridays for Future" buchstabiert an sieben Aktionstagen den Begriff "Climate" aus. Von C wie "Clean oceans" über I wie "Ice landscapes" bis E wie "Earth". Jeder Tag steht unter einem eigenen Motto. Zentrale Veranstaltungen finden hierzulande unter anderem in Berchtesgaden, Coburg, Frankfurt am Main und Bonn statt. Los geht es am Samstag mit einer Demo an der Ostseeküste von Stralsund, wo die Klimaschützer am Beispiel des bedrohten Schweinswals auf die Verschmutzung der Meere aufmerksam machen wollen.
Am Sonntag steht Köln im Fokus, wo die Klimaschützer gegen die Rodung von Wäldern mobil machen werden. Am Tagebau Garzweiler wird "Wissen macht Ah!"-Moderator Ralph Caspers mit Demonstranten über die negativen Folgen des Braunkohleabbaus sprechen. Köln ist ein Hotspot der Klimawoche. Die Aktivisten wollen direkt vor dem Rathaus ein Streikcamp mit Zelten und Pavillons errichten und sieben Tage lang durchstreiken. Ähnliche Klimacamps finden in Kiel und Bonn statt.
Bis zum 27. September sind mehr als 400 Veranstaltungen geplant. An diesem Samstag wird in vielen Städten, darunter in Bonn und Erfurt, gemeinsam Müll gesammelt. In Stuttgart treffen sich am Sonntag Aktivisten zum Picknick auf der Bundesstraße 14, um für einen kostenlosen öffentlichen Nahverkehr zu protestieren. In Landau in der Pfalz wollen die Aktivisten gemeinsam meditieren und Yoga machen. Und wer Bonn von einer anderen Seite kennenlernen möchte, kann sich einem konsumkritischen Stadtspaziergang anschließen. Außerdem sind in Dutzenden Städten Aktionen wie Kleidertauschpartys, gemeinsames Singen und Tanzen sowie Workshops zu nachhaltigem Konsum geplant. Am Freitag endet die Klimawoche mit den "Earth Strikes", etwa in Bonn, Nürnberg und Verden.
Wer wird demonstrieren?
In Deutschland stehen Gewerkschaften, Kirchen, Flüchtlingshelfer und Wissenschaftler hinter "Fridays for Future". Zur Teilnahme am Freitag sind zwar erstmals alle Menschen aufgerufen - doch Arbeitnehmer müssen sich dafür freinehmen. Politische Streiks sieht das deutsche Gesetz nicht vor, nur Gewerkschaften dürfen im Rahmen von Tarifverhandlungen zu Streiks aufrufen. Wer ohne Erlaubnis streikt, riskiert eine Kündigung, warnen Arbeitsrechtler. Die Gewerkschaften begrüßen deshalb die Teilnahme am Klimastreik nur außerhalb der Arbeitszeit.
Jedoch hat etwa die Stadt Düsseldorf ihren Mitarbeitern erlaubt, während der Dienstzeit zu protestieren. Auch Unternehmen wollen dabei sein, der Axel-Springer-Verlag hat zum Beispiel angekündigt, seinen Mitarbeitern am Freitag freizugeben; und der Lkw-Hersteller Scania will weltweit seine Produktion für eine Stunde unterbrechen