Reaktionen auf Kissingers Tod:"Am dankbarsten bin ich für seine Freundschaft"

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Der damalige US-Präsident George W. Bush (li.) umarmt den früheren US-Außenminister Henry Kissinger. (Archivbild von Anfang 2008) (Foto: Charles Dharapak/dpa)

Frühere Weggefährten wie der ehemalige US-Präsident George W. Bush würdigen Henry Kissinger nach dessen Tod. In einigen Kommentaren schwingt aber auch Kritik an seinem Wirken mit.

Von Julia Bergmann

Nach dem Tod des früheren US-Außenministers Henry Kissinger gibt es zahlreiche Würdigungen von Politikerinnen und Politikern aus aller Welt. Von früheren Weggefährten wird Kissinger als einer der größten Diplomaten des 20. Jahrhunderts und geschickter Verteidiger von US-Interessen gelobt. In einigen Kommentaren zu seinem Tod schwingt aber auch Kritik an seinem Wirken mit, Kissinger war stets umstritten.

Ein Überblick über die wichtigsten Reaktionen:

Der frühere US-Präsident George W. Bush sagt: "Mit dem Tod von Henry Kissinger hat Amerika eine der verlässlichsten und unverwechselbaren Stimmen in Fragen der Außenpolitik verloren." Kissinger habe in den Regierungen zweier US-Präsidenten gearbeitet und viele weitere beraten, schreibt Bush - auch ihn selbst. "Ich bin dankbar für diesen Dienst und Rat, aber am dankbarsten bin ich für seine Freundschaft." Er habe Kissinger bewundert, der als Junge vor den Nazis floh und sie später in der US-Armee bekämpfte.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht von Kissinger als "großen Kämpfer für Freiheit und Demokratie". In einem Kondolenzschreiben an Kissingers Familie nennt er ihn "die treibende geistige Kraft der US-Außenpolitik vieler Jahrzehnte". Kissinger habe die Vereinigten Staaten von Amerika und die Weltpolitik der Nachkriegszeit mit klarer Sprache und unerschrockener Diplomatie entscheidend geprägt. Für Steinmeier sei es eine ganz besondere Ehre gewesen, Kissinger einen Freund zu nennen. "Im Juni hatte Henry Kissinger seinen 100. Geburtstag noch in seiner Heimatstadt Fürth gefeiert, und es hat mich sehr berührt zu sehen, dass dieses Land, das ihn einst vertrieben hatte, für ihn nun wieder ein Flecken Heimat geworden war", schreibt Steinmeier.

In einem Beitrag auf der Online-Plattform X betont Bundeskanzler Olaf Scholz, wie wichtig Kissingers Einsatz für die transatlantische Freundschaft zwischen den USA und Deutschland gewesen ist. "Henry Kissinger prägte die amerikanische Außenpolitik wie nur wenige andere." Scholz schreibt weiter: "Die Welt verliert einen besonderen Diplomaten."

Außenministerin Annalena Baerbock würdigt Kissinger als "Jahrhundertgestalt der internationalen Politik". Die Grünen-Politikerin schreibt auf X: "Für viele war er Vorbild. Andere haben sich auch an ihm gerieben. Was über allem bleiben wird, ist seine Größe, unserem Land nach dem Zweiten Weltkrieg die Hand auszustrecken und bis zuletzt in Freundschaft verbunden zu sein".

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder schreibt auf X, Bayern trauere um Kissinger. Nicht alle seiner Positionen seien unumstritten gewesen. "Aber er war einer der wichtigsten und klügsten Außenpolitiker des vergangenen Jahrhunderts." Söder betont auch: "Er war Bayer, Franke, Fürther und seiner alten Heimat und dem jüdischen Leben bis zuletzt verbunden."

Kissingers diplomatische Strategie und seine Exzellenz habe die Weltpolitik im gesamten 20. Jahrhundert geprägt, schreibt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf X. "Sein Einfluss und sein Vermächtnis werden bis weit ins 21. Jahrhundert hinein nachwirken."

In Peking bezeichnet Außenamtssprecher Wang Wenbin Kissinger als "guten alten Freund des chinesischen Volkes". Er sei ein Pionier und Erbauer der Beziehungen zwischen den USA und China gewesen. "Er wird in den Herzen der Menschen in China immer als geschätzter alter Freund lebendig bleiben", schreibt Chinas Botschafter in den USA, Xie Feng, auf X. Erst im Juli hatte Kissinger den chinesischen Staatschef Xi Jinping in Peking getroffen - zu einem Zeitpunkt als sich die amerikanisch-chinesischen Beziehungen auf einem Tiefpunkt befanden. In China wird der ehemalige US-Außenminister dafür gefeiert, dass er unter Nixon für eine Annäherung zwischen den USA und China gesorgt hatte.

Nixons Töchter, Tricia Nixon Cox und Julie Nixon Eisenhower, sagen, ihr Vater und Kissinger hätten "eine Partnerschaft genossen, die eine Generation des Friedens für unsere Nation hervorgebracht hat". Sie würdigen Kissingers herausragende Rolle bei der "historischen Öffnung" der USA gegenüber der Volksrepublik China und bei der Entspannung der Beziehungen mit der Sowjetunion - Initiativen, die das Ende des Kalten Krieges einleiteten. "Seine 'Shuttle-Diplomatie' in den Nahen Osten habe dazu beigetragen, die Spannungen in dieser unruhigen Region der Welt zu entspannen", heißt es in einer Erklärung der Nixon-Töchter.

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