Katholische Kirche:Marx: Mehr Perspektiven für Frauen in der Kirche möglich

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Bislang dürfen Frauen in der katholischen Kirche als Pastoralreferentin wirken - so wie Birgit Gammel, die in München arbeitet. Von Weiheämtern sind sie aber nach wie vor ausgeschlossen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sieht die Möglichkeiten "noch nicht ausgelotet bis zum Ende".

Nach Ansicht des Münchner Kardinals Reinhard Marx sind die Möglichkeiten des Dienstes von Frauen in der Kirche "noch nicht ausgelotet bis zum Ende". Es brauche diesbezüglich das Gespür und die Offenheit dafür, dass der Geist Gottes zu neuen Wegen führen könne, sagte der Erzbischof von München und Freising am Samstagvormittag in München. Anlass war der Festgottesdienst zum 70-jährigen Bestehen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) in der Erzdiözese München und Freising.

Dabei verglich Marx das deutsche Reformprojekt Synodaler Weg und die derzeit im Vatikan stattfindende Weltsynode mit der Verkündigungserfahrung Mariens. Er verwies auf die Offenheit Mariens für das Geheimnis Gottes und gab sich überzeugt, "wenn wir uns auf den Weg Gottes einlassen", sei "viel mehr möglich, als wir uns selbst zutrauen".

"Die Offenheit dieser junge Frau für das Licht"

Im Lukasevangelium wird erzählt, wie Maria ein Engel erscheint und ihr mitteilt, dass sie ein Kind empfangen und gebären werde, das "Sohn Gottes" genannt werden würde. Maria erwidert, sie sei die Magd des Herrn, es möge so geschehen. In seiner Predigt beschrieb Marx die Darstellung dieser Szene - Mariä Verkündigung - in seiner Hauskapelle. Das dortige Altarbild zeigt Maria, wie sie vor einem Vorhang steht und ihn etwas beiseiteschiebt. Dabei sieht sie auf der anderen Seite nur "ein großes Licht". Marx hob "die Offenheit dieser jungen Frau für das Licht, das auf sie zukommt", hervor und bekannte: "Wenn ich vor dem Bild stehe, dann denke ich: Auch du bist eingeladen, diesen Vorhang zu öffnen und das Licht in dein Leben hineinzulassen."

Die Kirche brauche die Offenheit dieses Verkündigungsmomentes immer wieder von Neuem, betonte der Kardinal. "Nicht jeder setzt seine Interessen durch." Synodalität brauche "Offenheit dafür, zu spüren, was der Geist Gottes uns heute sagen will, was er uns heute mit auf den Weg gibt, wie er heute die Verwandlung der Kirche und der Welt vorantreibt".

Im Freisinger Dommuseum sind gerade Werke zu Franz von Assisi zu sehen

Marx segnete am Wochenende im Diözesanmuseum in Freising die neue Kapellenskulptur der deutsch-amerikanischen Künstlerin Kiki Smith. "Unsere Kirchen und Kapellen sind eine Einladung an alle", rief Marx am Samstagnachmittag in Erinnerung. Sie seien ein Zeichen für die "ausgebreiteten Arme Gottes - alle sind willkommen". Zugleich seien die Menschen gerufen, selbst zum "Tempel Gottes" zu werden: "Das lebendigste, das wichtigste Zeugnis ist jeder Mensch, der an den Tisch des Herrn kommt und sich verwandeln lässt."

Das von Smith geschaffene Werk "Mary's Mantle" könne als eine "Einladung, verwandelt zu werden", betrachtet werden, führte der Kardinal weiter aus. Dieser Aspekt sei auch entscheidend für die Zukunft der Kirche, die weniger von den großen äußeren Dingen abhänge, sondern davon, "ob viele Menschen sich verwandeln und sich erneuern lassen. Die hingehen und dann sagen: Hier werde ich neu inspiriert für meinen Lebensweg".

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Die vier mal vier Meter große, acht Meter hohe begehbare Raumskulptur "Mary's Mantle" ist das dritte große zeitgenössische Kunstwerk, das für das Diözesanmuseum Freising nach dessen Wiedereröffnung im Herbst 2022 geschaffen wurde. Bei den beiden weiteren handelt es sich um James Turrells Lichtinstallation "A Chapel for Luke" und Berlinde De Bruyckeres "Arcangelo". Smiths Arbeit ist der Schutzmantelmadonna gewidmet.

Zur Ausstattung der neben dem Museumsbau stehenden Kapelle, die aus Dachziegeln der alten Pfarrkirche Ruhpolding aufgemauert wurde, zählt unter anderem ein von der Künstlerin gestaltetes und von der Mayer'schen Hofkunstanstalt München gefertigtes Glasfenster. Im Museum ist außerdem bis 7. Januar 2024 eine Ausstellung mit Werken von Smith unter dem Titel "Empathy" zu sehen. Parallel wird dort auch die Sonderschau "Francesco - der Heilige aus Assisi" gezeigt mit hochkarätigen Leihgaben aus italienischen Museen.

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