Kanzlerkandidatur:Gabriels Chancen auf die Kanzlerkandidatur steigen

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SPD-Chef Gabriel ist nach wie vor innerparteilich stark umstritten. (Foto: dpa)
  • Norbert Römer, SPD-Fraktionschef im nordrhein-westfälischen Landtag, spricht sich für den Parteichef aus.
  • Gabriel ist nach wie vor innerparteilich stark umstritten.
  • Schon SPD-Bundestagsfraktionschef Thomas Oppermann hatte angeregt, über die Kanzlerkandidatur bereits in diesem Jahr zu entscheiden.

Von Christoph Hickmann, Berlin

Nachdem sich Sigmar Gabriel im SPD-internen Streit über den Freihandel durchgesetzt hat, kommt Bewegung in die Debatte über die sozialdemokratische Kanzlerkandidatur. Norbert Römer, SPD-Fraktionschef im nordrhein-westfälischen Landtag und enger Vertrauter von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, spricht sich für den Parteichef aus: "Ich halte Sigmar Gabriel ohne Abstriche für geeignet, der nächste Kanzler zu werden", schreibt Römer unter der Überschrift "Ein Plädoyer für Sigmar Gabriel" in einem Gastbeitrag für die Netzseite "Blog der Republik". Damit stellt sich der größte SPD-Landesverband klar hinter Gabriel.

Das ist ein wichtiger Fingerzeig in der Frage, wer die SPD in den Wahlkampf führen soll. Gabriel ist nach wie vor innerparteilich stark umstritten - doch wenn er die mächtige NRW-SPD an seiner Seite hat, macht dies innerparteiliche Attacken auf ihn unwahrscheinlicher. Er befindet sich damit in einer Position der Stärke. Griffe er nun nach der Kanzlerkandidatur, könnte sich ihm wohl kaum noch jemand entgegenstellen. Trotzdem ist die Frage der Kandidatur noch nicht entschieden.

Gabriel kennt die Vorbehalte gegen ihn und sieht realistisch, dass seine vergleichsweise schwachen Umfragewerte keine ideale Voraussetzung sind, um etwa gegen Angela Merkel anzutreten. Daher besteht weiterhin die Möglichkeit, dass er jemand anderem den Vortritt lässt, etwa dem Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz. Als weiterer Aspirant gilt Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz.

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Noch vor Kurzem allerdings galt Gabriel als angeschlagen und gefährdet. Hätte die SPD die Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin verloren und Gabriel sich in der Auseinandersetzung um das Freihandelsabkommen Ceta nicht durchsetzen können, wäre er als Kanzlerkandidat kaum vermittelbar und auch als Parteichef wohl nicht zu halten gewesen. Die Sozialdemokraten gewannen jedoch beide Wahlen, wenn auch mit starken Verlusten, und Gabriel zog im Ceta-Streit die Mehrheit der Partei auf seine Seite.

Rückendeckung des mächtigsten Landesverbands

Bereits unmittelbar danach hatte SPD-Bundestagsfraktionschef Thomas Oppermann angeregt, über die Kandidatur bereits in diesem Jahr zu entscheiden statt wie geplant im nächsten Jahr. Nun hat Gabriel gleichsam offiziell die Rückendeckung des mächtigsten Landesverbands. Fraktionschef Römer würde sich so klar wohl kaum ohne Krafts Einverständnis positionieren.

"Sigmar Gabriel kennt unser Land und die Menschen mit ihren Problemen. Deswegen ist er der richtige Mann für die SPD", schreibt Römer in seinem Beitrag, der bereits in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde. "Sigmar Gabriel spricht die Sprache der Menschen, er duckt sich nicht weg." Ähnlich hatte er sich schon im Sommer nach einer gemeinsamen Reise mit Gabriel geäußert.

Ein Sprecher der Landtagsfraktion bestätigte allerdings, dass der Beitrag bewusst noch einmal in der vergangenen Woche, also nach der Ceta-Entscheidung, veröffentlicht worden sei. Hintergrund dürfte sein, dass Ministerpräsidentin Kraft, die im Mai wiedergewählt werden will, zuvor personelle Auseinandersetzungen in der Partei vermeiden will.

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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