Mohammed Amin al-Husseini im Gespräch mit Adolf Hitler
(Foto: Bundesarchiv)Historisch ist daran wenig mehr belegt als die Tatsache, dass es am 27. November 1941 ein Treffen der beiden Männer gab. Der scharf antisemitische Großmufti war als Ehrengast Hitlers in Berlin hofiert und in einer "arisierten" Villa einquartiert worden. Hintergrund war, dass die Nazis auf ein Bündnis hofften.
Als Hitlers Ideologe Alfred Rosenberg die "heftige geistige Angriffsstimmung in den islamischen Zentren" lobte, "geführt vom fanatischen Geiste Mohammeds", da hatte er gemeinsame Feinde im Sinn - Juden und Briten.
Aber nahmen die Nazis den Mufti je als Ratgeber ernst? Und brauchte es 1941 noch Überredung von außen, um ihren Plan für den Holocaust in Gang zu setzen? Die Entscheidung dazu war bereits im Sommer 1941 gefallen, schon im Mai hatte der SS-Führer Reinhard Heydrich in Polen Massenmord-Befehle ausgegeben, in denen von "Endlösung" die Rede war.
Nach allem, was die Historiker Klaus-Michael Mallmann und Martin Cüppers aus NS-Akten über den Großmufti rekonstruiert haben ("Hakenkreuz und Halbmond", 2006), gab Hitler seinem arabischen Gast im November 1941 allenfalls noch seine Absicht bekannt, "die Judenfrage zu lösen".
Israelische und arabische Historiker kritisieren Netanjahu
Die Chefhistorikerin der staatlichen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, Dina Porat, sagte laut israelischen Medien am Mittwoch, es sei historisch "nicht wahr", dass Hitler den Beschluss zur Judenvernichtung erst aufgrund des Gesprächs mit dem Großmufti gefasst habe. Auch der israelische Oppositionsführer Isaac Herzog sprach von Geschichtsverdrehung.
Der Leiter der Vereinigten Liste arabischer Abgeordneter, Ayman Odeh, warf Netanjahu vor, er wolle "die Geschichte neu schreiben, um gegen das palästinensische Volk zu hetzen". Das instrumentalisiere "die Opfer des Nazi-Monsters, unter ihnen Millionen Juden".