Jerusalem-Konflikt:Der Welt ist Trumps Gepolter egal

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US-Präsident Trump hat mit der Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels eine höchst umstrittene Entscheidung getroffen. Die UN-Vollversammlung unterstützt sie nicht. (Foto: Reuters; Bearbeitung SZ)

Der Versuch des US-Präsidenten, mit Drohungen gegen andere Länder deren Stimmverhalten zu beeinflussen, ist nach hinten losgegangen. Jetzt weiß er, was die Staaten von seiner Politik halten.

Kommentar von Hubert Wetzel

Wie nennt man das: Person A fordert Person B dazu auf, etwas, das Person B tun will, lieber bleiben zu lassen. Andernfalls, so Person A, müsse Person B mit bösen Konsequenzen rechnen. Ist das nur ein Ratschlag? Eine Warnung? Eine Drohung? Oder ist es Nötigung, wenn nicht gar Erpressung?

Für Donald Trump ist es offenbar Diplomatie. Jedenfalls hatten der US-Präsident und seine UN-Botschafterin Nikki Haley die Staaten der Welt darüber informiert, dass sie sich vorsehen sollten. Wer für die UN-Resolution stimme, in der die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt durch Präsident Trump verurteilt wird, müsse sich auf Strafen gefasst machen. Die Vereinigten Staaten nähmen das Votum "persönlich", schrieb Haley in einem Brief. Trump ergänzte, er werde allen Ländern die Finanzhilfen streichen, die seine Entscheidung nicht billigen. "Dann sparen wir viel Geld", sagte er. "Uns kümmert das nicht."

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Die USA standen da wie ein großer Schulhofschläger

Das war plump. Trump hat mit der Anerkennung Jerusalems eine höchst umstrittene Entscheidung getroffen. Doch anstatt Verbündete dafür zu suchen - vielleicht durch mehr Finanzhilfe statt weniger? -, anstatt Länder von seiner Ansicht zu überzeugen, gängelt er die Kritiker. Die USA standen da wie ein großer Schulhofschläger, der den Erstklässlern die Faust unter die Nase hält.

Es war kontraproduktiv. Die UN sind eben kein Schulhof, auf dem der Stärkste bestimmt. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen ist das einzige internationale Forum, auf dem alle Länder den gleichen Status haben - ein Staat, eine Stimme. Diesen Beweis ihrer Souveränität hüten und verteidigen die Regierungen. Trumps Versuch, durch Drohungen ein bestimmtes Stimmverhalten zu erzwingen, hatte daher die gegenteilige Wirkung: 128 Staaten stimmten für die Resolution, 35 enthielten sich, nur acht Länder standen auf der Seite Amerikas. Deutlicher kann die Welt Trump kaum sagen, was sie von ihm und seiner Politik hält. Und dass ihr sein Gepolter egal ist.

Wie nennt man das? Eine Demütigung.

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