Die Aufmerksamkeit, die Henning Mankell in der Berliner Volksbühne auf sich zieht, bekommen die nie, von denen er jetzt redet. Reporter, Fernsehteams und Verlagsmenschen sind an diesem Nachmittag nicht ins Theater gekommen, um einem Palästinenser zuzuhören, sondern einem Schweden, der einige Zeit pro Jahr in Mosambik lebt, viele Millionen mit Krimis verdient und sich den Luxus leistet, ein linker Moralist zu sein.
Von Mankell will man jetzt wissen, was sich im Morgengrauen am Montag vor der Küste des Gazastreifens zugetragen hat. Mankell war auf einem der Boote, die von der israelischen Marine gestoppt wurden. Und weil an diesem Nachmittag kein Palästinenser vor den Mikrofonen sitzt, spricht Mankell mit einem Furor über den grauenhaften Morgen im Mittelmeer und die Arroganz israelischer Soldaten, als sei er Pressesprecher der 1,5 Millionen Palästinenser im Gazastreifen.
Allerdings redet er nicht von ihnen, sondern von sich. Mankell bezichtigt die israelische Marine der "Seeräuberei" und der "Piraterie", die Soldaten hätten auf schlafende Menschen geschossen. Er fragt, was denn nächstes Jahr passieren werde, "wenn wir zu Hunderten wiederkommen werden. Wird Israel dann die Atombombe auf uns abwerfen?"
Mankell selbst hat den Angriff der israelischen Marine unverletzt überstanden, die Soldaten hätten ihm aber Kreditkarte und Kamera gestohlen. Auch die Socken. Den Rückflug habe er barfuß angetreten.
Zu Israels Behauptungen, die Solidaritätsschiffer hätten Waffen an Bord transportiert, sagt Mankell, auf seinem Boot seien keine gewesen. Das einzige scharfe Gerät habe er bei sich gehabt - einen Nassrasierer. Dieser sei von den Soldaten beschlagnahmt worden.