Hungerkatastrophe in Ostafrika:Flüchtlingscamps droht Masern-Epidemie

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Die Hungersnot in Somalia verschärft sich täglich, der Flüchtlingsstrom nach Äthiopien reißt nicht ab - nun sind in den Lagern die Masern ausgebrochen. Die Infektionskrankheit ist hoch ansteckend.

Sie suchen in den Camps Rettung vor der schwersten Dürre, die Ostafrika in den vergangenen 60 Jahren erlebt hat - doch die Lage wird immer prekärer: In den äthiopischen Flüchtlingslagern an der Grenze zu Somalia ist es nun zu einem gefährlichen Masern-Ausbruch gekommen. Das UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR warnte, dass eine Epidemie zum jetzigen Zeitpunkt zahlreiche Todesopfer fordern könnte.

Das Flüchtlingscamp in Dolo Ado in Äthiopien: Zehntausende Menschen fielen der Hungerkatastrophe in Ostafrika schon zum Opfer. (Foto: dpa)

"Die Mischung aus Masern und akuter Unterernährung kann tödlich sein", heißt es in einer UNHCR-Mitteilung. Besonders für die geschwächten Kinder sei die Krankheit sehr gefährlich. Offiziell gebe es allein im Camp Kobe, in dem 25.000 Menschen überwiegend aus Somalia Zuflucht vor Hunger und Dürre gesucht haben, 47 Fälle von Masern.

Mindestens drei Menschen seien in der vergangenen Woche an der Krankheit gestorben. Wahrscheinlich liege die Zahl der Erkrankten und der Opfer aber bereits weit höher. "Die Situation ist alarmierend und wir können es uns nicht leisten, zu warten", sagte Moses Okello vom UNHCR Äthiopien. "Wir müssen umgehend handeln, um die Situation aufzuhalten und umzukehren."

Es werde bereits an einem Aktionsplan für eine groß angelegte Impfkampagne gearbeitet, hieß es weiter. Das Kinderhilfswerk Unicef und die Weltgesundheitsbehörde (WHO) würden die Impfdosen in Zusammenarbeit mit dem äthiopischen Gesundheitsministerium bereitstellen.

Bereits am Freitag sei damit begonnen worden, etwa 300 Kinder zwischen sechs Monaten und 15 Jahren gegen Masern zu impfen. In den Camps in der Region Dolo Ado leben bereits 120.000 Menschen; täglich kommen Hunderte weitere Flüchtlinge hinzu.

Niebel fordert freien Zugang für Helfer

Unterdessen hat Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) den freien Zugang der Hilfsorganisationen und ihrer Konvois in die Hungergebiete Somalias verlangt. Angesichts der sich täglich verschärfenden Hungersnot forderte er die islamistischen Kräfte in Somalia auf, ihren Widerstand gegen die internationalen Hilfslieferungen zu beenden. Noch immer funktioniere die Versorgung der notleidenden Menschen nicht zuverlässig, sagte er dem Nachrichtenmagazin Spiegel in einem Interview für die am Sonntag erscheinende Ausgabe.

Niebel kündigte an, Ende kommender Woche ins benachbarte Kenia zu reisen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Außerdem lehnte er es erneut ab, Hilfslieferungen an Land unter Einsatz von Militär ans Ziel zu bringen. Es gebe bereits die EU-Mission "Atalanta" am Horn von Afrika, die Piraten vor der Küste von Angriffen auf Schiffe abhalten soll

Somalia ist das von der Dürrekatastrophe am Horn von Afrika am schwersten betroffene Land, zehntausende Somalier starben bereits. Erschwert wird die internationale Hilfe durch die Weigerung der radikalislamischen Shebab-Miliz, den Helfern den Zugang zur Bevölkerung zu ermöglichen. Die Shebab-Miliz kontrolliert weite Teile des Südens und des Zentrums des Landes.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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