Haiti-Geberkonferenz:Fast zehn Milliarden Dollar für die Hoffnung

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Die internationale Gemeinschaft hat dem vom Erdbeben zerstörten Karibikstaat finanzielle Hilfe in Höhe von 9,9 Milliarden Dollar zugesagt - mehr als doppelt so viel wie erwartet.

Knapp drei Monate nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti stellt die internationale Gemeinschaft dem zerstörten Karibikstaat fast zehn Milliarden Dollar für den Wiederaufbau zur Verfügung. Allein für die kommenden zwei Jahre sagten die Teilnehmer einer Geberkonferenz am Mittwoch in New York Hilfen in Höhe von 5,3 Milliarden Dollar (3,9 Milliarden Euro) zu, wie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mitteilte.

Über einen längeren Zeitraum soll Haiti den Angaben zufolge 9,9 Milliarden Dollar finanzielle Unterstützung erhalten. "Die Freunde Haitis haben unsere Erwartungen übertroffen", sagte Ban, der im Vorfeld der Konferenz 3,8 Milliarden Dollar für die kommenden 18 Monate als Hilfsziel ausgegeben hatte. Die internationale Gemeinschaft habe sich "spektakulär" an die Seite der Menschen in Haiti gestellt. "Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass das Geld in der gewünschten Zeit in Haiti ankommt und besonnen und koordiniert ausgegeben wird", sagte der UN-Generalsekretär.

Bei dem Erdbeben in Haiti am 12. Januar waren 220.000 Menschen ums Leben gekommen, 1,3 Millionen wurden obdachlos. Große Teile der Hauptstadt Port-au-Prince liegen in Trümmern. Die Schäden des Bebens werden auf acht Milliarden Dollar geschätzt - das ist weit mehr als Haitis jährliche Wirtschaftsleistung vor dem Erdbeben.

An der eintägigen Geberkonferenz nahmen am Mittwoch Vertreter von 138 Staaten, internationalen Organisationen und Nichtregierungsorganisationen teil. Die größten Summen sagten die USA mit 1,15 Milliarden Dollar sowie die Europäische Union mit etwa 1,6 Milliarden Dollar zu.

Politischer und wirtschaftlicher Neubeginn

EU-Außenministerin Catherine Ashton sagte, private und staatliche Hilfen aus den Ländern der Europäischen Union erreichten einen Wert von zusammen knapp drei Milliarden Dollar.

Brasilien legte für den Wiederaufbau Haitis 172 Millionen Dollar auf den Tisch, vor allem für das Gesundheitswesen. Kanada stellte etwa 390 Millionen Dollar bereit. Die Weltbank gab bekannt, bis Juni 2011 ihre Hilfszusagen um 250 Millionen Dollar auf 479 Millionen Dollar aufzustocken.

Vertreter der Geberländer betonten die Notwendigkeit, die Hilfen für einen grundlegenden politischen und wirtschaftlichen Neubeginn in Haiti zu nutzen. Haiti zählte bereits vor dem Beben zu einem der ärmsten und nach Einschätzung vieler Experten am schlechtesten regierten Länder der Erde.

"Es wird verlockend sein, wieder in alte Gepflogenheiten zurückzufallen", warnte US-Außenministerin Hillary Clinton. "Wir dürfen aber nicht zu den gescheiterten Strategien zurückkehren."

Haitis Regierung stellte in New York einen "Aktionsplan für nationalen Wiederaufbau und Entwicklung" vor, wobei der Wiederaufbau staatlicher Institutionen und Strukturen im Mittelpunkt stehen soll. Der haitianische Präsident René Préval sprach sich auch für die Gründung einer humanitären Eingreiftruppe der Uno aus, die den Namen "Rothelme" tragen und nach verheerenende Naturkatastrophen zum Einsatz kommen könnte.

Deutschland wurde auf der Konferenz vom deutschen Botschafter bei der Uno vertreten, Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) reiste nicht nach New York. Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Entwicklung, die CSU-Politikerin Dagmar Wöhrl, sagte im SWR, Deutschland habe direkt, über EU und die Weltbank bislang knapp 180 Millionen Euro für Haiti bereitgestellt.

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