Großbritannien:Johnsons Kabinett legt neue Einwanderungsregeln vor

Lesezeit: 2 min

Premier Johnson will mit einem neuen System "das Vereinigte Königreich für die Klügsten und Besten aus der ganzen Welt öffnen". (Foto: AP)
  • Die britische Regierung will von 2021 an die Einwanderung hinsichtlich des Arbeitsmarktes neu regeln.
  • Fachkräfte sollen angelockt, der Zuzug von Geringqualifizierten eingeschränkt werden.
  • Arbeitgeber aus bestimmten Branchen kritisieren die Pläne.

Großbritanniens konservative Regierung will nach dem Brexit die Einwanderung von Geringqualifizierten massiv einschränken und dafür gezielt Fachkräfte anlocken. Geplant sei ein Punktesystem, das Fähigkeiten, Qualifikationen, Gehälter und Berufe potenzieller Migranten prüfe, kündigte Innenministerin Priti Patel an. Arbeitgeber kritisierten, die geplanten Änderungen könnten möglicherweise Personalmangel im Gesundheits- und Sozialbereich mit sich bringen.

Großbritanniens Ausstieg aus der Europäischen Union im Januar ist der Auslöser für die etwaigen Neuerungen im britischen Einwanderungsrecht; es wären die größten seit Jahrzehnten. Die sogenannte Nettozuwanderung soll sich damit von den derzeit mehr als 200 000 Menschen pro Jahr verringern. Die Regierung von Premierminister Boris Johnson ist aber von Plänen konservativer Vorgängerregierungen abgerückt, die Nettozuwanderung auf unter 100 000 Menschen pro Jahr zu senken.

Großbritannien
:Neuer Johnson-Berater tritt wegen "altem Online-Kram" zurück

Der Mann hatte geschrieben, man müsse die Unterschicht zu Verhütung zwingen, Schwarze in den USA hätten häufiger einen niedrigen IQ als Weiße und Frauensport sei eher mit den Paralympics vergleichbar.

Für eine Chance auf eine Beschäftigung in Großbritannien sollen Interessierte von 2021 an ein Jobangebot mit einem Jahresgehalt von mindestens 25 600 Pfund (rund 30 100 Euro) vorweisen müssen. Die Schwelle läge damit niedriger als das Salär von 30 000 Pfund, das bisher für Migranten aus Nicht-EU-Ländern festgesetzt wurde.

Es soll potenziellen Einwanderern zum Teil aber auch die Tür offen stehen. Qualifizierte Migranten müssen aktuell einen Universitätsabschluss haben, künftig soll aber auch das Pendant zu den britischen "A-Levels" reichen, die mit dem deutschen Abitur vergleichbar sind.

Während der Übergangszeit bis 31. Dezember ändert sich nichts an der Personenfreizügigkeit, die EU-Bürgern einen ungehinderten Aufenthalt und eine Beschäftigung in Großbritannien erlaubt. Die mehr als drei Millionen EU-Bürger, die bereits dort leben, sollen bleiben können. Ab dem 1. Januar 2021 sollen dann aber sowohl für neue Migranten aus der EU als auch für jene aus Drittstaaten neue Regeln gelten. Johnsons Regierung erklärte, das neue System werde "das Vereinigte Königreich für die Klügsten und Besten aus der ganzen Welt öffnen" und zugleich "die Abhängigkeit von billigen, geringqualifizierten" Arbeitskräften beenden.

Arbeitgeber kritisieren die Pläne

Hunderttausende EU-Bürger arbeiten derzeit in den Sektoren Landwirtschaft, Gesundheit und Gastronomie in Großbritannien und werden relativ niedrig vergütet. Arbeitgeber aus diesen Bereichen warnten vor Personalmangel, sollte es zu schärferen Einwanderungsregeln kommen. Der britische Verband der Hauspflegedienste, UKHCA, bezeichnete die Vorschläge der Regierung als unverantwortlich. "Die Zuführung von angehenden Pflegekräften über ein neues Einwanderungssystem zu beschneiden, wird dazu führen, dass mehr Menschen unnötigerweise in Krankenhäusern warten müssen oder keine Pflege bekommen."

Die Regierung zeigte sich dennoch entschlossen. Der Fokus der Wirtschaft müsse sich ändern; statt einer Abhängigkeit von billigen Arbeitskräften aus Europa müsse man sich in Zukunft auf Investitionen in Technologie und automatisierte Abläufe konzentrieren. "Arbeitgeber werden sich anpassen müssen", hieß es in einem Entwurf.

Die neuen Pläne müssen noch vom Parlament gebilligt werden. Dies gilt als ziemlich sicher, da die Konservativen eine komfortable Mehrheit im Unterhaus haben.

© SZ.de/AP/mkoh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGroßbritannien
:Der Mann hinter Boris Johnson

Dominic Cummings geistert schon lange durch die britische Politik. Als Chefberater des Premierministers ist er im Zentrum der Macht angekommen - und krempelt gerade Downing Street um.

Von Cathrin Kahlweit

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: