Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat einen Besuch im überfüllten Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Laschet hatte nach dem Besuch des Container-Bereichs eine Visite im sogenannten wilden Teil außerhalb des Camps geplant.
Auf Anraten des örtlichen Sicherheitschefs wurde der Besuch in diesem Teil des Camps kurzfristig abgesagt. Zuvor hatten sich Gruppen von Flüchtlingen vornehmlich offenbar aus Afghanistan und Afrika versammelt und in Sprechchören "Free Moria" gerufen. Ein starkes Aufgebot an Sicherheitskräften schirmte die Flüchtlinge von Laschet ab.
Griechenland:Die Hölle auf Lesbos
Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel ist heillos überfüllt, Zustände und Stimmung sind schlecht. Jetzt wüten auch noch rechte Schläger. Ihre Opfer sind zunehmend auch die Hilfsorganisationen.
Das 2015 auf einer früheren Militäranlage errichtete Aufnahmezentrum ist mit mehr als 14 000 Flüchtlingen das größte Flüchtlingslager Europas und restlos überfüllt. Um das eigentliche Camp herum haben Migranten Zelte und provisorische Behausungen errichtet.
Laschet spricht mit Hilfsorganisationen
Nach dem abgebrochenen Besuch in Moria fuhr der NRW-Regierungschef in das Camp Kara Tepe. In dem als "Vorzeigelager" geltenden Flüchtlingscamp halten sich etwa 1300 Menschen auf. Dieser Besuch lief ohne Zwischenfälle ab.
Mehr als eineinhalb Stunden sprach Laschet dort mit Hilfsorganisationen. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft biete die Chance, "eine dauerhafte Lösung" für das Flüchtlingsproblem zu entwickeln, so Laschet. Europa dürfe die griechische Regierung, die Bewohner und die Behörden auf Lesbos nicht alleinlassen.
Deutschland sei sehr mit der Corona-Pandemie beschäftigt. In den Flüchtlingslagern habe die Pandemie aber noch eine ganz andere Bedeutung, weil die Menschen die Camps nur sehr eingeschränkt verlassen könnten und verhindert werden müsse, dass das Virus in die Lager gelange, sagte Laschet. Die Flüchtlinge erlebten eine "Situation der Perspektivlosigkeit".
Der CDU-Politiker war am Montag vom griechischen Premier Kyriakos Mitsotakis empfangen worden. Dabei hatte sich Laschet im Namen der Bundesregierung für eine europäische Lösung der Flüchtlingskrise in Griechenland eingesetzt.