"Fridays for Future":Thunberg solidarisiert sich mit Palästinensern

Lesezeit: 2 min

Mit ihrem umstrittenen Post landete Greta Thunberg schnell auf Platz eins der Twitter-Trends. (Foto: Lucy North/dpa)

Die Aktivistin teilt einen Aufruf zum Streik. Dabei gerät sie in gefährliche Nähe zu antisemitischen Slogans und Symbolen.

Von Michael Schlegel

Greta Thunberg und drei andere Aktivistinnen halten auf Instagram Protestschilder in die Kamera. Ein ganz normaler Freitag für sie in Zeiten der aufziehenden Klimakatastrophe. So erscheint es zumindest. Doch dieses Mal ist etwas anders. Zwar steht auf einem der Schilder "Climate Justice Now!" - Klimagerechtigkeit jetzt. Aber daneben sind eine palästinensische Flagge und eine Faust in Schwarz-Grün-Rot gemalt. Und auf den anderen Schildern steht "Free Palestine", "Stand with Gaza" und "This Jew stands with Palestine".

Auf den ersten Blick wirkt das wie eine Solidaritätsbekundung mit der leidenden Bevölkerung im Gazastreifen. Doch über die Terrorangriffe der Hamas verlor Thunberg seit dem 8. Oktober kein Wort. Und auf Instagram teilte sie gleichzeitig einen Aufruf zu einem Generalstreik, in dem von "repressivem Staatsterror vieler westlicher Staaten" die Rede ist, dem man ausgesetzt sei, wenn man mit Gaza solidarisch ist. Der Aufruf stammt von der pro-palästinensischen Gruppierung "Palästina spricht". Diese hatte in einem früheren Instagram-Post den Slogan "Free Palestine from the river to the sea" verbreitet - zu Deutsch: "Freiheit für Palästina vom Fluss bis zum Meer". Ein Slogan, der das Existenzrecht Israels infrage stellt. Denn mit dem Fluss ist der Jordan und mit dem Meer das Mittelmeer gemeint, die östliche und die westliche Staatsgrenze Israels.

Ein Spiel mit antisemitischer Symbolik?

Der Aufschrei auf X, ehemals Twitter, folgte sofort und war groß. "Greta Thunberg steht diesmal auf der falschen Seite der Geschichte. Komplett lost!", schrieb etwa der grüne Finanzminister Baden-Württembergs, Danyal Bayaz. "Greta Thunberg" landete auf Platz eins der X-Trends. Platz zwei: "Krake". Denn auf dem Bild auf X liegt eine Stoffkrake auf dem Knie einer der anderen Aktivistinnen. Viele Nutzer erkannten darin antisemitische Symbolik. Denn schon die Nationalsozialisten nutzten die Krake als Symbol der vermeintlichen jüdischen Weltverschwörung, die mit ihren Tentakeln die ganze Welt umschließt.

"Wer den Terrorangriff der Hamas ignoriert, hat seine Glaubwürdigkeit auch für andere Themen verspielt", schrieb der CDU-Politiker Ruprecht Polenz auf X.

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Später löschte Thunberg das Foto und lud ein Bild ohne Krake hoch. Im neuen Post erklärt sie, ihr sei die antisemitische Symbolik der Krake nicht bewusst gewesen. Das Spielzeug aus dem Bild werde von autistischen Menschen genutzt, um ihre Gefühle zu kommunizieren. Dazu schreibt sie: "Wir verurteilen Antisemitismus jeglicher Form." Den Aufruf von "Palästina spricht" auf Instagram ließ sie indes online.

Auch der X-Account "Fridays for Future international" teilte den Streikaufruf. In der Vergangenheit fiel er schon öfter mit Postings auf, die das Existenzrecht Israels infrage stellen. So kann man auch dort in einem Post vom 25. Mai den Slogan "Free Palestine from the River to the Sea" lesen. Eine Recherche der Jüdischen Allgemeinen deckte im August auf, dass in der Gruppe, die den Account betreibt, eine israelfeindliche Gesinnung dominiert.

"Fridays for Future Deutschland" erklärte noch am Tag von Thunbergs Posts in einer Pressemitteilung: "Wir sind solidarisch mit den Opfern der Gewalt der Hamas, verurteilen den Terror und hoffen, dass alle Geiseln gesund zurückkehren werden." Weiter heißt es darin: "Wir sehen das Leid der Zivilbevölkerung und insbesondere der Kinder in Gaza. (...) Das sind keine Widersprüche. Unsere Herzen sind groß genug, all das gleichzeitig fühlen zu können." Und schließlich: "Das Existenzrecht Israels ist nicht verhandelbar."

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