Proteste gegen Bergwerke und Abholzung, Wasserkraftwerke und Großfarmen sind vielerorts gefährlich: Im vergangenen Jahr sind einer Zählung der Nichtregierungsorganisation Global Witness nach weltweit mindestens 212 Umweltschützer getötet worden. Das sind durchschnittlich mehr als vier Morde pro Woche - und mehr als in allen bisherigen Berichten. Zudem werden Umweltschützer in vielen Ländern wegen ihrer Arbeit immer wieder bedroht, verleumdet und vor Gericht gebracht.
Die meisten Morde an Umweltaktivisten wurden dem Bericht zufolge in Kolumbien (64), den Philippinen (43) und Brasilien (24) verübt. Mehr als zwei Drittel aller Fälle registrierte Global Witness in Lateinamerika. Aber auch im EU-Land Rumänien wurden im vergangenen Jahr zwei Umweltaktivisten getötet, die sich gegen die illegale Abholzung der letzten Urwälder Europas engagiert hatten. Die Organisation geht davon aus, dass die tatsächliche Zahl der getöteten Umweltschützer noch deutlich höher liegt, weil viele Fälle vertuscht oder nicht angezeigt werden.
Hinter den Gewalttaten stecken laut der Nichtregierungsorganisation meist Unternehmen, Farmer und teilweise auch staatliche Akteure sowie kriminelle Banden, paramilitärische Gruppen und Rebellen. "Landwirtschaft, Öl, Gas und Bergbau sorgen für die Gewalt gegen Umweltschützer - das sind genau die Industrien, die durch Abholzung und Emissionen auch den Klimawandel befeuern", sagt Rachel Cox von Global Witness.
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Rund 30 Prozent aller Morde wurden in Kolumbien verzeichnet
Die Nichtregierungsorganisation erfasst auch, mit welchem Industriezweig die Morde im Zusammenhang standen. Besonders häufig hatten sich die getöteten Aktivisten gegen umweltschädlichen Bergbau (50), Landwirtschaft (34) und Forstwirtschaft (24) eingesetzt. "Viele der schlimmsten Menschenrechtsverletzungen haben mit der Ausbeutung unserer natürlichen Ressourcen sowie Korruption in Politik und Wirtschaft zu tun", sagt Cox. "Umweltschützer sind jene, die dagegen aufstehen."
Besonders gefährlich leben Umweltschützerinnen und Aktivisten in Kolumbien. Trotz des Friedensvertrags zwischen der kolumbianischen Regierung und der linken Guerillaorganisation Farc hat die Gewalt gegen soziale Anführer, Menschenrechtsaktivisten und Umweltschützer in dem südamerikanischen Land zuletzt zugenommen. Die Zahl der Morde an Umweltaktivisten stieg 2019 um 150 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit 64 Fällen entfallen rund 30 Prozent aller von Global Witness erfassten Morde weltweit auf Kolumbien.