Wenn sich der Präsident von Russland und der Präsident der Vereinigten Staaten am Montag in Helsinki begegnen, dann stehen sich nicht einfach nur die Präsidenten der beiden größten Militärmächte der Welt gegenüber - zum ersten Mal bei einem bilateralen Treffen. Es begegnen sich auch zwei Männer mit Biografien, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Auf der einen Seite Wladimir Putin: Der ehemalige KGB-Agent ist seit mehr als 18 Jahren der mächtigste Politiker in Russland und auch international extrem erfahren. Er trifft auf seinen amerikanischen Amtskollegen Donald Trump, den Immobilientycoon und TV-Star, der als erster US-Präsident überhaupt vor seiner Wahl kein politisches oder militärisches Amt innehatte.
Seine fehlende politische Erfahrung hat Trump aber noch nie daran gehindert, sich oft und laut zu Wort zu melden - auch über Putin. Überhaupt bestand die Beziehung der beiden Staatschefs bisher vor allem im Reden übereinander. Persönlich begegnet sind sie sich erst einmal kurz am Rande des vergangenen G-20-Gipfels in Hamburg.
Schon 2007 lobte Trump Putin in der Talkshow des CNN-Moderators Larry King.
"Schauen Sie auf Putin, was er mit Russland macht [...] Ich meine, dieser Mann hat - ob Sie ihn mögen oder ihn nicht mögen - er macht einen großartigen Job."
Erste Gedanken an eine Männerfreundschaft mit Putin hat Trump bereits im November 2013 geäußert. Als damaliger Inhaber der Miss Universe Organization veranstaltete er den Schönheitswettbewerb erstmals in Moskau. Vorher fragte er über Twitter:
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"Glaubt ihr, dass Putin zum Miss-Universe-Schönheitswettbewerb im November in Moskau kommen wird - und wenn, wird er mein neuer bester Freund werden?"
Beste Freunde sind die beiden damals wohl nicht geworden. In den folgenden Jahren zeigte Trump aber immer wieder seine Achtung vor Putin. Besonders wenn Trump den damaligen US-Präsidenten Barack Obama kritisieren wollte, stellte er dieser Kritik gern lobende Worte für Putin gegenüber, bezeichnete den russischen Präsidenten als starke und intelligente Führungspersönlichkeit. In der Affäre um den früheren NSA-Mitarbeiter Edward Snowden schrieb Trump im August 2013 auf Twitter:
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"Ein trauriger Tag für Amerika, an dem Snowden Asyl in Russland erhält. Putin lacht über Obama."
Auch sonst nutzte Trump die kriselnden Beziehungen zwischen Russland und den USA für seine persönliche Kritik an Barack Obama in dessen zweiter Amtszeit.
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"Ich bin nicht verärgert über Russland (oder China), weil deren Führer schlauer sind als unsere. Wir brauchen richtige Führung, und schnell, bevor es zu spät ist." (6. September 2013)
Im März 2014 legte Trump im amerikanischen Fernsehen in der Today-Show nach:
"Putin hat Obama die Butter vom Brot genommen, also unsere Butter, über eine lange Zeit hinweg." (" Putin has eaten Obama's lunch, therefore our lunch, for a long period of time.")
Aus der angeblichen Führungsschwäche Obamas zog Trump eine klare Schlussfolgerung: Er selbst müsse der nächste US-Präsident werden.
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"Trump 2016 ist der einzige Weg, den Niedergang des Westens zu stoppen. Nur ein Mann in Amerika kann es mit Putin aufnehmen. #Trump2016"
Wladimir Putin und er seien sehr unterschiedlich, sagte Trump im Oktober 2015, inzwischen offiziell im Rennen um die US-Präsidentschaft, in der Sendung Face the Nation des Fernsehsenders CBS. Sie würden aber bestimmt gut miteinander zurechtkommen und das Verhältnis zwischen den USA und Russland würde sich verbessern.
"Ich denke, dass ich wahrscheinlich sehr gut mit ihm klarkäme, und ich glaube nicht, dass wir die Art von Problemen hätten, die wir jetzt haben."
Während Trump des Öfteren über Putin sprach, äußerte sich der russische Präsident nur selten über den damalige Präsidentschaftskandidaten. Auf seiner jährlichen Pressekonferenz fand Putin im Dezember 2015 lobende Worte für Trump. Er sei ...
"... ein sehr schillernder Mensch, sehr talentiert ohne Zweifel [...]. Er ist im Präsidenten-Rennen absolut an der Spitze, wie wir heute sehen."
Trump habe gesagt, er strebe eine Vertiefung der Beziehungen zu Russland an.
"Wie könnten wir das nicht begrüßen [...] natürlich begrüßen wir das."
Trump hat diese Sätze Putins etwas anders verstanden. Schuld daran ist wahrscheinlich eine fehlerhafte Übersetzung verschiedener Medien, die das entscheidende russische Adjektiv nicht mit "schillernd", sondern mit "brillant" übersetzten. Daraus zog Trump die Schlussfolgerung, Putin halte ihn für ein Genie.
"Ich habe keine Beziehung mit ihm, außer dass er mich Genie genannt hat. Er hat gesagt: 'Donald Trump ist ein Genie und er wird der Führer der Partei sein und er wird der Führer der Welt sein' oder so."
Gefahr von Cyberattacken:US-Geheimdienstkoordinator nennt Russland "aggressivsten ausländischen Akteur"
Kurz vor dem Gipfel zwischen Trump und Putin warnt Dan Coats eindringlich vor Russland. "Jeden Tag" wolle Moskau in die digitale Infrastruktur der USA eindringen.
Trump fand im Wahlkampf weiter viele positive Worte für Putin. Für seine Äußerungen in der Talkshow Morning Joe im Sommer 2016 musste er aber viel Kritik einstecken. In Bezug auf die US-Beziehungen zu Russland sagten die Moderatoren über Putin, er töte Journalisten und politische Gegner. Außerdem marschiere er in anderen Ländern ein. Trump entgegnete darauf:
"Er führt sein Land und wenigstens ist er ein Führer, im Gegensatz zu dem, was wir in diesem Land haben."
Auf den nochmaligen Vorwurf, Putin töte Journalisten, relativiert Trump nur:
"Gut, ich denke, dass unser Land auch viele Tötungen vornimmt."
Kurz vor der US-Präsidentschaftswahl nimmt Putin im Oktober 2016 noch mal zu Trump Stellung und sprach von einer Elite, die in den USA seit Jahrzehnten an der Macht sei. Putin wurde nach dieser Äußerung vorgeworfen, sich in den amerikanischen Wahlkampf eingemischt zu haben:
"Er hat wahrscheinlich seine eigene Methode gewählt, um an die Herzen der Wähler zu kommen. [...] Er verhält sich extravagant. Natürlich, das sehen wir. Aber ich denke, dafür gibt es einen Grund. [...] Er repräsentiert den Teil der Gesellschaft - und der Teil ist in den USA sehr groß - der von der Elite ermüdet ist, die seit Jahrzehnten an der Macht ist."
Nach Trumps Sieg gegen seine demokratische Konkurrentin Hillary Clinton gratuliert Putin dem neuen US-Präsidenten. Russland sei bereit, die Beziehungen zu den USA zu verbessern. Im russischen Fernsehen sagt Putin Ende 2016:
"Trump war ein Kaufmann und war ein Unternehmer. Heute ist er Staatsmann, heute ist er der Kopf der Vereinigten Staaten von Amerika, einem der führenden Länder der Welt, einer der führenden Volkswirtschaften, einer der führenden Militärmächte der Welt. Er war mit seinen Geschäften erfolgreich. Das zeigt, dass er ein kluger Mann ist. Und wenn er ein intelligenter Mann ist, dann heißt das, dass ihm die neue Stufe von Verantwortung schnell und vollständig klar werden wird."
In den Monaten nach der Wahl verdichten sich die Hinweise, dass der russische Einfluss im US-Wahlkampf größer war als erlaubt. Im Fokus der Untersuchungen stehen Trump und sein Umfeld, in dem es Kontakte und geheime Absprachen mit russischen Behörden gegeben haben soll. Im Raum steht außerdem der Vorwurf, Russland habe die E-Mails aus Hillary Clintons privatem Konto veröffentlicht und den Wahlkampf aktiv manipuliert. Trump, durch die Russland-Affäre schwer unter Druck geraten, wehrt sich und bestreitet alle Vorwürfe.
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"Ich kenne Putin nicht, habe keine Geschäfte in Russland und die Hasser schnappen über." (7. Februar 2017)
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"Die Dinge zwischen Russland und den USA werden gut laufen. Zur richtigen Zeit werden alle zu Sinnen kommen und es gibt Frieden." (13. April 2017)
Im Juli 2017 treffen die beiden Präsidenten am Rande des G-20-Gipfels in Hamburg das erste Mal persönlich aufeinander und äußern sich "erfreut", den jeweils anderen zu sehen. Nach einer Konferenz in Vietnam im November lobt Trump auf Twitter das Zusammentreffen mit Putin und die Beziehungen zu Russland:
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"Ich habe mich mit dem russischen Präsidenten Putin getroffen. [...] Gute Diskussionen zu Syrien. Hoffe auf seine Hilfe, zusammen mit China die gefährliche Nordkorea-Krise zu lösen. Es werden Fortschritte gemacht."
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"Wann werden alle Hasser und Dummköpfe da draußen realisieren, dass ein gutes Verhältnis zu Russland eine gute Sache ist, keine schlechte Sache. Sie spielen immer Politik - schlecht für unser Land. Ich will [die Probleme mit] Nordkorea, Syrien, Ukraine, Terrorismus lösen und Russland kann großartig helfen."
Unterdessen findet auch Putin wieder lobende Worte für Trump. Im November 2017 bezeichnet er ihn als
"gut erzogenen Menschen und angenehm im Umgang"
Trump sei jemand, der
"sich in höchstem Maße korrekt und wohlwollend verhält".
Auch in der Russland-Affäre springt Putin Trump im Dezember 2017 zur Seite. Auf seiner jährlichen Pressekonferenz sagt er:
"Das alles ist erfunden von Menschen, die gegen Trump sind, um seine Arbeit zu delegitimieren."
Im Jahr 2018 beschäftigt die Russland-Affäre Trump und die Vereinigten Staaten noch immer. Im Februar beteuert Trump erneut, dass er mit der russischen Wahlbeeinflussung nichts zu tun habe:
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"Russland hat seine Anti-US-Kampagne 2014 gestartet, lange bevor ich angekündigt habe, für die Präsidentschaft zu kandidieren. Die Ergebnisse der Wahl wurden nicht beeinflusst. Die Trump-Kampagne hat nichts Falsches getan. Kein geheimes Einverständnis."
Trotz noch immer nicht ganz einfacher Beziehungen zwischen den USA und Russland sagt Putin im März:
"Ich bin überhaupt nicht enttäuscht. [...] Vielmehr hat er auf einem persönlichen Level einen guten Eindruck auf mich gemacht."
Für das angespannte Verhältnis zu Russland machte Trump im gleichen Monat die Ermittlungen zur Russland-Affäre verantwortlich:
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"Viel von dem bösen Blut mit Russland ist verursacht worden durch die falschen und korrupten Russland-Ermittlungen, hervorgerufen durch Anhänger der Demokraten und Menschen, die für Obama gearbeitet haben. [...]"
Aber auch wenn Trump Putin für seinen Führungsstil schätzt und ihn oft gelobt hat, übt er in außenpolitischen Fragen durchaus Kritik. Nach einer Chemiewaffen-Attacke in Syrien im April macht er Putin für die Toten mitverantwortlich.
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"Präsident Putin, Russland und Iran geben dem Tier Assad Rückendeckung. Ein hoher Preis ..."
Wie Trump und Putin bei ihrem Treffen in Helsinki miteinander zurechtkommen werden, lässt sich noch nicht sagen. Der Ex-KGB-Agent Putin könnte versuchen, den US-Präsidenten mit Freundlichkeiten zu umgarnen und zu manipulieren. Trump hat solche Befürchtungen Anfang Juli auf einer Veranstaltung in Montana lapidar beiseitegewischt:
"Wissen Sie was? Putin ist in Ordnung. Er ist in Ordnung. Wir sind alle in Ordnung. Wir sind Menschen."