Der US-Kongressabgeordnete George Santos will wohl zumindest vorerst seine beiden Ausschussposten aufgeben. Das berichten US-Medien übereinstimmend unter Berufung auf Parteikollegen, denen er das in einer nichtöffentlichen Fraktionssitzung der Republikaner mitgeteilt hat. Grund sind die anhaltenden Diskussionen um seinen gefälschten Lebenslauf. "Er hatte einfach das Gefühl, dass es so viel Drama um die Situation gab", sagte die republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene nach der Sitzung dem Sender CNN. Santos bestätigte die Pläne nicht.
Der 34-Jährige war bei den US-amerikanischen Kongresswahlen im November erstmals ins Repräsentantenhaus gewählt worden. Die Zeitung New York Times nahm daraufhin Santos' Lebenslauf unter die Lupe. So behauptete er etwa, ein "erfahrener Investor an der Wall Street" gewesen zu sein und bei Goldman Sachs und Citigroup gearbeitet zu haben. Es stellte sich heraus, dass Santos nie bei den genannten Unternehmen beschäftigt war.
New York:Die erfundene Karriere des George Santos
Sein offizieller Lebenslauf war die Blaupause des amerikanischen Traums - dessen Krönung die Wahl ins Repräsentantenhaus war. Doch nun stellt sich die Frage: Was an der Vita des Republikaners ist überhaupt wahr?
Auch seinen Universitätsabschluss konnte die Zeitung nicht verifizieren. Angebliche Immobilienbesitze waren unauffindbar. Santos wurde zudem vorgeworfen, die Öffentlichkeit über seine Familiengeschichte und einen angeblichen jüdischen Hintergrund getäuscht zu haben. In einem Interview räumte der Republikaner ein, er habe seinen Lebenslauf "beschönigt".
Laut einer Umfrage, die die Nachrichtenagentur Bloomberg veröffentlichte, bereuen zwei Drittel seiner Wähler im Wahlkreis Queens in New York, ihn gewählt zu haben. Fast 80 Prozent der Befragten im Wahlkreis waren laut Umfrage dafür, dass er sein Abgeordnetenmandat niederlegen sollte. Santos selbst gab sich auf Twitter vergangene Woche weiter kämpferisch.
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Der Abgeordnete steht mittlerweile auch im Visier der Justiz. Die New Yorker Staatsanwaltschaft nahm im Dezember Ermittlungen auf. Zudem soll das Justizministerium Santos Medienberichten zufolge wegen seiner Wahlkampffinanzierung im Blick haben. Zuletzt hatten etliche Republikaner gefordert, Santos solle sein Abgeordnetenmandat aufgeben - das hatte dieser aber bisher ausgeschlossen. Der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, betonte, den Fall Santos intern regeln zu wollen. Laut New York Times habe er zugestimmt, Santos erst einmal von den Ausschüssen zu suspendieren.
Ein Rücktritt von Santos wäre für die Republikaner im Repräsentantenhaus heikel. Bei den Kongresswahlen haben sie zwar die Mehrheit in der Kongresskammer zurückerobert - allerdings nur hauchdünn. Sollte Santos zurücktreten, müsste es eine Neuwahl in seinem Wahlkreis geben. Es wäre nicht ausgeschlossen, dass die Demokraten den Sitz gewinnen und die republikanische Mehrheit schmilzt.