Gaza:"Satt wird hier niemand mehr"

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Unterernährte Kinder, verzweifelte Mütter: Bilder aus dem Kamal-Adwan-Krankenhaus zeigen das Leid, das die Hungersnot in Gaza mit sich bringt. (Foto: Mohammed Salem/REUTERS)

In Gaza essen Menschen Tierfutter oder reißen Blätter aus dem Boden, um zu überleben. Ein Mitarbeiter des Welternährungsprogramms und Ärzte berichten aus dem Kriegsalltag.

Von Dunja Ramadan, München

Die Kinder und Babys haben eingefallene Wangen, dürre Arme und Beine, sie blicken ins Leere: Die Bilder aus dem Kamal-Adwan-Krankenhaus im Norden Gazas gehen in diesen Tagen um die Welt. "Bei uns fühlt sich jeder Tag an wie ein Weltuntergang. Wir müssen den Kindern dabei zusehen, wie sie abnehmen statt zunehmen", erzählt Arzt Alaa Abu Qamar der Süddeutschen Zeitung am Telefon, im Hintergrund Kindergeschrei. "Die meisten Mütter hier haben keinen Milchfluss, sie können weder ihre eigenen Kinder stillen, noch andere mitstillen", sagt der 47-Jährige. Pre-Nahrung, Windeln - alles Mangelware. Viele Babys leiden an Hautausschlägen. Wenn es dann mal genug Pulver für eine Flasche gebe, werde sie unter den Neugeborenen aufgeteilt. "Satt wird hier niemand mehr", sagt Abu Qamar. Ein guter Tag sei, wenn man den Müttern zwei Datteln geben könne. Manchmal lassen sie ihre Neugeborenen daran lutschen.

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