Vatikan:Georg Gänswein als Papstbotschafter in Costa Rica im Gespräch

Lesezeit: 1 min

Erzbischof Georg Gänswein bei einer Messe in Rom. (Foto: IMAGO/Independent Photo Agency I)

Vor Kurzem sagte der Erzbischof und langjährige Sekretär von Papst Benedikt XVI. noch, er wisse nicht, welche neue Aufgabe auf ihn wartet. Nun scheint eine Entscheidung gefallen zu sein.

Der langjährige Sekretär von Papst Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, könnte einem Medienbericht zufolge Vatikanbotschafter in Costa Rica werden. Das spanischsprachige Religionsportal Religion Digital berichtet, der Heilige Stuhl habe bei den costa-ricanischen Behörden die staatliche Erlaubnis für die Personalie erbeten. Der Bericht beruft sich auf anonyme kirchliche Quellen. Es sei üblich, dass diese Anfrage nicht beantwortet werde; dies könne der Vatikan dann als Freigabe auffassen.

Eine Bestätigung des Berichts war im Vatikan zunächst nicht zu erhalten. Die Bischofskonferenz von Costa Rica teilte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Abend mit, ihr lägen in der Sache keine Informationen vor.

Erzbischof Gänswein wartet derzeit darauf, dass Papst Franziskus ihm eine neue Aufgabe zuweist. Noch vor knapp zwei Wochen hatte der 66-Jährige nach einem Gespräch mit Franziskus erklärt, er kenne das künftige Ziel und seine Aufgabe noch nicht.

Missbrauch in der katholischen Kirche
:Ratzinger zeitweise als Beschuldigter geführt

Die Staatsanwaltschaft München ermittelte gegen den früheren Papst wegen Beihilfe zum Missbrauch. Das Verfahren wurde aber ebenso eingestellt wie die gegen andere Kirchenobere - und das, obwohl das Erzbistum über Jahrzehnte einen Täter als Klinikpfarrer einsetzte

Von Bernd Kastner

Im Moment fungiert der Erzbischof noch als Testamentsvollstrecker für Benedikt XVI., der an Silvester im Alter von 95 Jahren gestorben war. Gänsweins kurz darauf erschienenes, autobiografisch geprägtes Buch "Nichts als die Wahrheit" hatte international für Schlagzeilen gesorgt.

Das mittelamerikanische Land Costa Rica hat bei gut fünf Millionen Einwohnern einen Katholikenanteil von etwa 50 Prozent. Auch dort wird die Kirche von Sexualskandalen geplagt. So verurteilte ein Gericht im August 2022 die Kirchenleitung zu einer Entschädigungszahlung an ein Opfer sexuellen Missbrauchs durch einen Geistlichen. Dessen Taten sollen von der Leitung vertuscht worden sein.

Dennoch gilt Costa Rica laut Religion Digital im diplomatischen Umfeld als eine "Nuntiatur der Ruhe". Als Nuntiaturen bezeichnet man ständige diplomatische Vertretungen des Papstes. Der bisherige Nuntius, Erzbischof Bruno Musaro, wird im Juni 75 Jahre alt und habe bereits seinen Amtsverzicht angeboten, hieß es. Die Kirche in Costa Rica ist historisch eng mit der einstigen Kolonialmacht Spanien und der Krone von Kastilien verbunden. Das erste Bistum wurde 1531 gegründet. 1850 entstand die Kirchenprovinz Costa Rica.

© SZ/kir/tpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBuch über Benedikt XVI.
:Treffen sich Lanz und Lütz beim Papst

Der XVI. Benedikt ist noch nicht heiliggesprochen, da kriegt er schon ein Buch an die Rewe-Kasse: "Unser letztes Gespräch". Verfasst haben es ein Talkshow-Superstar plus ein Sachbuchgott.

Von Willi Winkler

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: