Thüringen:Zwei Terrorverdächtige in Gera festgenommen

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Bundesanwaltschaft in Karlsruhe verantwortet Ermittlungen im Fall von Terrorismus. (Foto: Christoph Schmidt/dpa)

Die beiden Männer aus Afghanistan sollen einen Anschlag unweit des schwedischen Parlaments geplant haben, so der Vorwurf der Bundesanwaltschaft.

Von Nadja Lissok und Alex Rühle

Die Bundesanwaltschaft hat am Dienstag zwei mutmaßliche Islamisten im thüringischen Gera wegen Terrorverdachts festnehmen lassen. Den beiden Männern werde vorgeworfen, einen Anschlag mit Schusswaffen nahe dem schwedischen Parlament geplant zu haben, teilte eine Sprecherin in Karlsruhe mit.

Der Anschlag hätte eine Reaktion auf Koranverbrennungen in Schweden und anderen skandinavischen Ländern im vergangenen Sommer sein sollen. Die beiden Afghanen hätten Anweisungen von einem Ableger des "Islamischen Staats" (IS) in Afghanistan und Pakistan erhalten, teilt die Anklagebehörde mit. Ihr Auftrag habe gelautet, Polizisten und andere Menschen in und um das schwedische Parlament herum zu töten. Laut Bundesanwaltschaft sollen die beiden Verdächtigen im Internet den möglichen Anschlagsort ausgekundschaftet und erfolglos versucht haben, sich Waffen zu beschaffen. Außerdem hätten sie in Deutschland Spenden in Höhe von etwa 2000 Euro für den IS gesammelt.

Rache im Auftrag des Islamischen Staats

Im Dezember vergangenen Jahres wurden bereits zwei aus Syrien stammende Brüder, die in Deutschland lebten, zu Haftstrafen verurteilt, weil sie geplant hatten, in einer schwedischen Kirche einen Sprengstoffgürtel zu zünden. Sie hatten als Motiv angegeben, Rache nehmen zu wollen für die wiederholten Koranverbrennungen. Der IS hatte ihnen den Auftrag erteilt, eine Kirche ins Visier zu nehmen. Im Oktober hatte ein tunesischer Islamist, der illegal in Brüssel lebte, am Rande eines Qualifikationsspiels zwei schwedische Fußballfans auf offener Straße erschossen und zwei weitere Menschen verletzt. In einem Bekennervideo behauptete er, ebenfalls im Namen des IS gehandelt zu haben. Der Mann wurde von der Polizei erschossen.

Die Beschuldigten aus Gera werden voraussichtlich noch am Dienstag oder Mittwoch dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Dort sollen die Haftbefehle eröffnet werden, die schon vor knapp zwei Wochen ausgestellt wurden. Es wird außerdem über eine mögliche Untersuchungshaft entschieden. Konkret werfen die Ermittler den beiden neben der Mitgliedschaft beziehungsweise der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung im Ausland auch die Verabredung zur Begehung eines Verbrechens, in dem Fall Mord, sowie Verstöße gegen das Außenwirtschaftsgesetz vor.

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