München:Bayern: Rund hundert Antisemitismusvorfälle in sechs Monaten

Holocaustleugnung, religiöse Anfeindungen oder Schmierereien: In Bayern sind in den vergangenen sechs Monaten fast hundert antisemitische Vorfälle gemeldet...

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München (dpa/lby) - Holocaustleugnung, religiöse Anfeindungen oder Schmierereien: In Bayern sind in den vergangenen sechs Monaten fast hundert antisemitische Vorfälle gemeldet worden. Das teilte die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS Bayern) am Dienstag mit. „Wir gehen von einer weit größeren Dunkelziffer aus“, kommentiert RIAS-Leiterin Annette Seidel-Arpaci die aktuellen Zahlen. „Die antisemitischen Denkmuster des Attentäters von Halle finden wir bei vielen der registrierten Vorfälle. Es ist nur die Frage, inwieweit dieses Denken auch in die Tat umgesetzt wird“.

Am 9. Oktober hatte ein schwer bewaffneter Mann versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen. Als der Täter nicht in das Gotteshaus gelangen konnte, erschoss er eine Passantin sowie einen Mann in einem nahen Dönerladen. Der 27-jährige Deutsche gestand, den Anschlag aus antisemitischen und rechtsextremen Motiven verübt zu haben.

Bei den insgesamt 96 in Bayern gemeldeten Fällen wurde laut RIAS 40 Mal der Holocaust geleugnet. 14 Mal wurden demnach die Juden für alles Böse in der Welt verantwortlich gemacht. Knapp jeden zweiten Vorfall schätzt RIAS unterhalb der Strafbarkeitsschwelle ein. „Das ist kein Grund zur Erleichterung. Denn diese Zahl zeigt auch, wie weit Antisemitismus im Alltag, in der Mehrheitsgesellschaft verankert ist“, sagt Seidel-Arpaci.

Seit 1. April dieses Jahres können Betroffene und Zeugen online und per Telefon antisemitische Vorfälle an RIAS melden. Auf einer Facebook-Seite werden einige davon veröffentlicht. Beispielsweise der Fall eines jüdischen Unternehmers aus München, bei dem Unbekannte einen durchgestrichenen Davidstern an seinen Firmenparkplatz geschmiert haben.

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